„Lemmy“ von Greg Olliver und Wes Orshoski
Lemmy ist ein Adjektiv
„49% Motherf**ker, 51% Son of a Bitch“ – die Tagline dieser angenehm persönlichen Dokumentation von Greg Olliver und Wes Orshoski spricht Bände, führt aber doch in die Irre. Allen Gerüchten und Exzessen zum Trotz ist Lemmy Kilmister letztendlich zu 100% Mensch.
Selbst dem Hardrock eher weniger zugeneigte Freunde von Jazz oder Zwölftonmusik haben mit grosser Wahrscheinlichkeit schon einmal zumindest ein Bild vom legendären Kopf der Heavy-Metal-Pioniere Motörhead gesehen: Lemmy (ungalant von manchen auch „die Warze“ genannt) Kilmister ist zum unverwüstlichen Aushängeschild einer zumindest audiovisuell verwüsteten und verwüstenden Musikszene geworden. Seit über 40 Jahren unterwegs auf den grossen und kleinen Bühnen der Welt, immer einen Tick zu schnell auf der Überholspur, Stimme und Optik gezeichnet von zu viel Alkohol und Drogen und von zu wenig Schlaf und trotzdem noch auf zwei Beinen stehend und gross im Geschäft – das ist Lemmy.
In ihrer Dokumentation gehen die Regisseure Olliver und Orshoski auf Entdeckungsreise durch die Vergangenheit und Gegenwart nicht nur von Lemmy Kilmister, sondern auch von seiner Band Motörhead und der Rock- bzw. Metalmusik selbst. Lemmys persönlicher und musikalischer Werdegang wird, mal mehr, mal weniger detailliert, nachgezeichnet und mit Statements seiner selbst und seiner vielen und zum grossen Teil ebenfalls berühmten Weggefährten unterfüttert. Als Gäste geben sich unter anderem Metallica, Ozzy Osbourne, Alice Cooper, Dave Grohl (Foo Fighters) und Slash die Ehre; ihre Anekdoten und Ansichten zum grossen Mann der Rockmusik sowie die ausführlichen Berichte von Kilmister selbst geben einen angenehm persönlichen Einblick in Leben und Denken des Kopfes von Motörhead. Auch Familienmitglieder und ehemalige Freundinnen von Lemmy kommen zu Wort und zeigen noch einmal eine andere Seite des grossen Rockstars, die gewöhnlich wohl eher wenige Menschen zu sehen bekommen.

Unterlegt ist das Ganze mit aktuellen Bildern auf Bühnen, aus Studios, aber auch aus Wohnzimmern; ausserdem gibt es viel altes Bildmaterial zu sehen aus den Zeiten, in denen Lemmy noch als Roadie für Jimi Hendrix arbeitete oder die Beatles im legendären Cavern Club in Liverpool sah. Und Musik gibt es natürlich auch, live und aus der Konserve. Das Motto von Motörhead lautet schliesslich „anything louder than anything else“!
Nah, authentisch, selbstironisch
Dokumentationen über Showgrössen können schnell in die Hose gehen – entweder, weil der Star in persönlichen Gesprächen lustlos agiert oder ebendiese gar nicht stattfinden und nur durch Dritte über den Protagonisten erzählt wird, oder weil dem Werk der rote Faden und die Unterhaltsamkeit fehlen.
Beides ist bei „Lemmy“ zum Glück nicht der Fall: Lemmy selbst und auch die zahlreichen Gäste agieren vor der Kamera entspannt und authentisch; auch Humor und Selbstironie kommen glücklicherweise nicht zu kurz – ein abgehalfterter, altgewordener Rockstar sieht anders aus. Zudem ist die Mischung aus Gespräch, Live-Szenen von Konzerten und mit Ton unterlegten Fotos aus der Lemmy-Historie sehr kurzweilig; der Film bietet weder zuviel reine Musiksequenzen noch zuviel (oder uninteressantes) Bla-Bla.
Menschen wie Slash, Dave Grohl oder die komplette Truppe von Metallica setzen dem Ganzen natürlich noch ein Sahnehäubchen auf und ergänzen die Erzählungen von Lemmy selbst um interessante Fakten und Geschichten. Alles in allem ist „Lemmy“ eine runde Sache; wer sich auch nur ein wenig für Heavy Metal oder Rockmusik interessiert, sollte sich die Dokumentation unbedingt anschauen – auch wer kein Fan von Motörhead ist, wird seinen Spass an der Doku haben und letzten Endes genau wie Lars Ulrich (Metallica) im Film zum Schluss kommen: „’Lemmy’ should be an adjective!“
Ausstattung
Die DVD ist in der „2 Disc Rock’n’Roll-Edition“ erhältlich und sollte auch unbedingt als solche gekauft werden, bietet doch Disc 2 noch über 200 Minuten Bonusmaterial mit und über Lemmy Kilmister – zu sehen ist u.a. Lemmys fünfzigster Geburtstag mit den Gästen Metallica, ein Konzert von ebenjenen und Motörhead live in Nashville, eine Reportage über die Crew von Motörhead und über die Fans … viel, viel Nettes neben dem Hauptfilm!
Seit dem 21. Januar 2011 im Handel.
Originaltitel: Lemmy (UK/USA 2010)
Regie: Greg Olliver, Wes Orshoski
Darsteller: Lemmy Kilmister, Metallica, Slash, Dave Grohl
Genre: Dokumentation
Dauer: ca. 300 Minuten
Bildformat: 16:9/4:3
Sprachen: Englisch
Untertitel: Deutsch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Konzerte, Interviews, Reportage Road-Crew und Fans
Vertrieb: Impuls
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Trailer
Offizielle Seite zum Film
Offizielle Seite von Motörhead