„Here and there“ von Darko Lungulov

Big Apple in Belgrad

„Here and there“ von Darko Lungulov

here and there 1

Scheinehe, Liebe, Hoffnung auf ein besseres Leben in der Fremde – eigentlich ernste Gegebenheiten, die dem Spielfilmdébut von Darko Lungulov den inhaltlichen Rahmen geben. Der Regisseur geht in seinem Erstling aber lakonisch und distanziert an diese Themen ran. Damit schafft es Lungulov mit „Here and There“ eine feine Filmunterhaltung zu bieten, nicht zuletzt auch durch überzeugende schauspielerische Leistungen.

Von Aylin Tutel.

Als Fremder in einem unbekannten Land ist es nicht immer einfach. Neue Sprache, neue Kultur oder neue Bekanntschaften sind nur wenige Beispiele. Bedeutet ein neues Land auch gleich neues Glück? Hoffnung nimmt für Immigranten meist eine zentrale Rolle ein. Bleibt die Liebe jedoch in der Ferne zurück, kann das sowohl zu Frustration und verzweifelten Handlungen als auch zu bereichernden Begegnungen führen.

Fremdes Leben

Robert (David Thornton), ein zynischer, in die Jahre gekommener Saxophonist, der mitten in einer Schaffens- und Lebenskrise steckt, muss aufgrund chronischer Geldsorgen seine Wohnung räumen. So kommt er in Kontakt mit dem jungen serbischen Immigranten Branko (Branislav Trifunovic), der ein eigenes kleines Zügelunternehmen hat, das bloss aus einem Lieferwagen und ihm selbst besteht. Dieser, frustriert darüber, keine Bewilligung zu erhalten, seine Freundin Ivana aus Serbien in die Staaten einreisen zu lassen, unterbreitet Robert den verzweifelten Vorschlag, eine Scheinehe mit seiner Freundin einzugehen. Robert, der gerade seine Unterkunft verloren hat, willigt ein, Ivana in Belgrad für 5000 Dollar zu heiraten und mit ihr nach New York zurückzukehren.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Unterschlupf findet Robert bei der Mutter von Branko, Olga (Mirjana Karanovic), die nichts von dem heimlichen Heiratsplan weiss. Während Branko im Big Apple versucht, das Geld für Robert zu verdienen und dabei von unzähligen Widrigkeiten nicht verschont bleibt, bahnt sich in Belgrad zwischen Robert und Olga eine Romanze an. Hektisch geht es in New York zu und her – gemächlicher in Serbien, wo das trostlose Leben des wortkargen und emotionslos wirkenden Robert wieder Farbe anzunehmen scheint. Wäre da nicht noch die geplante Hochzeit.

Farbige Heimat

Die Liebschaft zwischen Robert und Olga ist wenig überraschend, ist sie doch absehbar. Es geht weder um die Problematik der Scheinehe (es ist wohl kaum so einfach, im Ausland zu heiraten und diese Person am nächsten Tag schon mitzunehmen, ganz zu schweigen von der Kontrolle der Fremdenpolizei im Immigrationsland), noch spielt der harte Überlebenskampf von Branko im Big Apple eine grosse Rolle. Der Regisseur, der selbst in Serbien und New York lebte, stellt mehr das Grundsätzliche in den Vordergrund: die zwischenmenschliche Nähe, egal ob in der Fremde oder in der Heimat – denn Heimat scheint für die Beteiligten dort zu sein, wo die Liebe ist, ob hier oder dort, in der Nähe oder Ferne.

Obwohl die Romanze voraussehbar ist und das harte Leben in New York erzwungen wirkt, stört es den Gesamteindruck des Films nicht. Die beiden Hauptprotagonisten geben dem Film seine Couleur. Thornton überzeugt als gleichgültiger, melancholischer New Yorker und Karanovic berührt einmal mehr mit ihrem Schauspiel. Die serbische Leinwandgrösse ist hierzulande vor allem aus dem Film der Schweizer Regisseurin Andrea Staka ‚Das Fräulein’ bekannt und stellt auch mit dem Film „Here and There“ ihr Talent unter Beweis.

Der ganze Film ist durch Grautöne gezeichnet, Farben setzt der Regisseur nur spärlich ein. Die Blumen auf dem Balkon von Olga, die ihnen vorsingt, damit sie besser wachsen oder Robert, der im knallgelb-grünen Trainingsanzug durch die farblosen Strassen von Belgrad spaziert. Der New Yorker als farbiger Exot in der Fremde. Die Farben erscheinen wie kleine Hoffnungsschimmer in einer ansonsten kargen, aber nicht ohne Humor inszenierten Welt.

Ausstattung

Die DVD-Ausstattung fällt dürftig aus. Besonders das Fehlen von Untertiteln ist ein grosses Manko für eine DVD. Wer nur über elementare Kenntnisse des Englischen verfügt und synchronisierte Filme nicht geniessen kann, dem wird diese DVD nicht empfohlen. Auch den wenigen kurzen Ausschnitten, in denen serbisch gesprochen wird, wurden keine Untertitel hinzugefügt. Obwohl das Verständnis des Films dadurch nicht beeinträchtigt wird, wäre zu erwarten gewesen, dass zumindest diese Sequenzen übersetzt würden. Als Bonusmaterial ist eine Diashow von diversen Photographien vom Set vorhanden. Zusätzlich ermöglicht der aufgeführte Soundtrack noch einmal in die Filmkunst einzutauchen.


Seit dem 25. 2. 2011 im Handel erhältlich

Originaltitel: Tamo i ovde
Regie: Darko Lungulov
Darsteller: David Thornton, Mirjana Karanovic, Branislav Trifunovic, Cindy Lauper
Genre: Komödie
Dauer: 85 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprachen: Englisch, Serbisch
Untertitel: Keine
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: Diashow (Bildergalerie), Soundtrack
Vertrieb: Praesens

One thought on “„Here and there“ von Darko Lungulov

  • 10.05.2011 um 13:29 Uhr
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    Es ist nur eine Komödie, aber sie beschäftigt sich mit den Fragen, die allen, die im Ausland leben, sehr gut kennen. Besonders lustige Situationen ergeben sich aus der Scheinehe. Sehr empfehlenswert!

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