Konrad Paul Liessmann: „Das Universum der Dinge“

Alles ist da und zwar mehr als wir denken

Konrad Paul Liessmann: „Das Universum der Dinge“ (Sachbuch)

Die Selbstverständlichkeit, mit welcher wir im Alltag unsere Umwelt wahrnehmen, Gegenstände unhinterfragt benutzen und konsumieren,  bestimmt unser tägliches Leben. Wir bemerken diese Dinge oft erst, wenn sie fehlen. Der Philosoph Konrad Paul Liessmann lässt den Leser in „Das Universum der Dinge“  hinter Alltägliches blicken und seine Tragweite erahnen.

Von Noemi Jenni

dasuniversumderdingeAlles ist da. So beginnen die Kapitel jeweils, in denen sich alles um die menschliche Wahrnehmung der Umwelt durch die verschiedenen Sinne dreht. Im „Universum der Dinge“ werden die bewusste und unbewusste Wahrnehmung und die Bedeutung von Alltäglichem auf das menschliche Verhalten beschrieben und hinterfragt. Ziel des Autors ist es, dem Leser ein besseres Verstehen der Dinge, die er jeden Tag tut, zu ermöglichen. Dafür benutzt er eine leicht verständliche Sprache und pflegt einen unterhaltenden Schreibstil. Die Kapitel drehen sich um diverse Themenkomplexe, von den Gebrauchsgegenständen über Musik, die Differenz zwischen Kunst und Kitsch, Erotik, Sport, Schönheit und schliesst mit einer Betrachtung über den abstrakten Wert des alles bestimmenden Geldes.

Im ersten Kapitel regt Liessmann zum Denken an, indem er bemerkt, dass wie heute kaum noch wissen, wie unsere Gegenstände entstanden sind, wo sie genau herkommen und was mit ihnen geschieht, wenn wir sie wegwerfen. Alles ist da und zwar unhinterfragt und  selbstverständlich. Dieser Satz beschreibt auch die Gemeinsamkeit von Ästhetik und Alltag, die zentralen Begriffe des Buches. Wir können beiden nicht wirklich entrinnen. Der Mensch ist, so Liessmann, zum Alltag verdammt und kann nicht anders als wahrnehmend leben.

Von Platon bis Adorno

Liessmann ist Philosophieprofessor in Wien und beschäftigt sich schon seit Jahren auf philosophische Weise mit Themen wie Schönheit, Ästhetik und Kunst und wurde bereits mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. „Das Universum der Dinge“ ist eine Sammlung ausformulierter Vorträge und Essays. Der rote Faden durch das Buch bleibt dabei die menschliche Wahrnehmung.

Der Autor ergänzt eigene Vorstellungen der Bedeutung und Tragweite der gewählten Themen mit Ansätzen und Theorien berühmter Philosophen wie Nietzsche oder Adorno und liefert somit die zentralen wissenschaftlichen Ansätze gleich mit. Indem er aktives Name-dropping philosophischer Schwergewichte betreibt, zeigt er dem Leser die Komplexität des Alltäglichen aus verschiedenen Denkrichtungen.

Man wird bei der Lektüre von „Das Universum der Dinge“ den Eindruck nicht los, dass sich eine starke Gesellschaftskritik hinter scheinbar sachlichen und nüchternen Beschreibungen verbirgt. Die Gesellschaft wird oft als stark konsumorientiert, oberflächlich und zum Teil geschmacklos beschrieben, als eine Gesellschaft, die dem Geld blind vertraut.

Nach der Lektüre des Buches ist zwar vielleicht das Bewusstsein für einzelne Handlungen im Alltag gestärkt und eine vertiefte Betrachtung von unbewusst Wahrgenommenem erfolgt, der grosse Aha-Effekt ist jedoch nicht zu erwarten.


Titel: Das Universum der Dinge
Autor: Konrad Paul Liessmann
Verlag: Zsolnay
Seiten: 208
Richtpreis: CHF 26.90


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