Verena Siegrist: „Bewegte Zeiten – bewegtes Leben“
Eine Lebensgeschichte als Spiegel eines Stücks Zeitgeschichte
Verena Siegrist: „Bewegte Zeiten – bewegtes Leben: Erinnerungen einer Zürcherin“ (Biographie)
Mitten aus dem Leben heraus erzählt sie, Verena Siegrist, die Zürcher Politikerin. In der zweiten Lebenshälfte angekommen, möchte die Autorin Ihre persönlichen Erinnerungen teilen. Diese führen nicht nur durch ein bewegtes Leben, sondern auch durch eine höchst bewegte Zeit der Stadt Zürich.
Von Melanie Martin.
Die Einsicht in Ihre persönliche Staatsschutzakte im Jahr 1993 bringt bei Verena Siegsrist einen Stein ins Rollen. Die Auseinandersetzung mit Fremd- und Selbstwahrnehmung ihrer Lebensgeschichte führt sie dazu, selbst zu recherchieren, nach Antworten zu suchen und ihre eigene Sicht der Geschehnisse in Worten zu fassen.
Politik und Staatsschutz
Die Kindheit in den Dreissiger Jahren war vor allem geprägt vom Krieg und den Alltagsmühen einer zeitweise alleinerziehenden Mutter. Die Autorin erzählt von ihren zahlreichen Wohnungswechseln zwischen Altstetten, Wiedikon sowie Unter- und Oberstrass, von der problematischen Beziehung zwischen den Eltern, ihren engen Beziehungen zu den Naturfreunden und der Freien Jugend, von der Ausbildung und den ersten Berufserfahrungen beim eidgenössischen Materialprüfungsamt.
Schnell wird deutlich, dass das Leben der jungen Zürcherin von politischen Diskussionen und Beziehungen geprägt wird. Umso spannender dann auch die Lebensabschnitte in der Jugend- und Frauenbewegung und die Diskussionen über die Gleichstellung, die Pille, die Gen- und Fortpflanzungstechnologie sowie die Unruhen rund um das Alternative Jugendzentrum in Zürich. Unzählige namhafte Personen treten dabei in Erscheinung: Ursula Koch, Emil Landolt, Edgar Woog, Felix Brupbacher, Konrad Farner, Emilie Lieberherr, Iris von Roten und viele mehr. Alle waren sie dabei und kreuzten den Lebensweg von Verena Siegrist. Alles mehr oder minder wahrheitsgetreu von der Schweizer Staatspolizei fichiert.
Voll gelebt ist noch nicht geschrieben
Selten findet man heutzutage noch ein Buch mit so viel Liebe zum Detail, wie beispielsweise das integrierte Lesezeichen oder die Bilderdokumentation. Gibt es etwas zu bemängeln, ist es sicher nicht die Gestaltung oder der Inhalt des Buches. Lediglich der leicht holprige Schreibstil der Autorin verhindert einen umfassenden Lesegenuss. Voll gelebt, heisst eben noch nicht lesefreundlich geschrieben. Das Geflecht aus Beziehungen und die Namen unzähliger Personen, die oft auftauchen und wieder verschwinden, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, erschweren leider den Lesefluss. Die Kurzbibliographien am Ende des Buches schaffen hier nur wenig Abhilfe beim Lesen. Nichtsdestotrotz ist das Buch eine sehr spannende Auseinandersetzung mit dem Leben, der Politik und dem Staat im Herzen der Schweiz – eine Leseerfahrung, die garantiert niemanden unbewegt lässt.
Titel: Bewegte Zeiten – bewegtes Leben
Autorin: Verena SiegristVerlag: Rotpunktverlag
Seiten: 375
Richtpreis: CHF 45.70
hallo Vreni
Du hast mich neugierig gemacht! Über Dein“ bewegtes Leben“ zu lesen!
Es ist sehr interessant und traurig zugleich!
ich hoffe Du und Lilo seid noch gut in Witikon angekommen?
es ist schön Dich kennengelernt zuhaben!
Für Deine weiteren „Projekte“ viel Erfolg!
liebe Grüsse aus Männedorf
Susi Grolp