„Accidents happen“ von Andrew Lancaster

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint

„Accidents happen“ von Andrew Lancaster

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Die Conways haben es nicht leicht: Egal was sie tun – oder lassen – es geschieht ein Unglück. Und das nächste lässt nicht lange auf sich warten, so viel ist sicher. Denn das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihnen. Und auch nicht mit ihren Mitmenschen. Die Idee des Plots ist ungewöhnlich und berührt den Zuschauer sehr.

Von Fee Anabelle Riebeling

An einem heissen Sommertag im idyllisch anmutenden New England der 1980er-Jahre erfreut sich der kleine Conway am Sprinkler im elterlichen Garten. Die Sonne brennt. Ebenso der Grill des Nachbarn. So sehr, dass auch sein Besitzer Feuer fängt und unter Flammen tot zusammensackt. Der Knirps ist Zeuge und flüchtet erschrocken – gegen einen Fahnenmast. Die Einstiegsszene zeigt, was „Accidents happen“ in den nächsten 89 Minuten zu bieten hat. Eine lakonische Stimme aus dem Off kommentiert das Geschehen und betont das Skurrile. Das macht Lust auf mehr.

Ein ständiges Auf und Ab

Was für den Zuschauer befremdlich wirkt, ist für die Conways Alltag. Unfälle wie diese passieren in ihrem Umfeld häufig. Sie haben damit leben gelernt. Doch als die Familie einen Autounfall hat, verändert sich alles: Die Tochter stirbt, ein Sohn fällt ins Koma, sein Zwillingsbruder ertränkt seinen Kummer in Alkohol. Nesthäkchen Billy zieht sich zurück. Auch die Eltern hadern: der Vater verlässt nach einem Suizidversuch die Familie und der Mutter bleibt nur, sich in Sarkasmus zu flüchten. Doch während „the world’s unluckiest family“ – so der Untertitel – in eine Art Schockstarre verfällt, nimmt das Schicksal weiter seinen Lauf.

© Studio / Produzent
© Studio / Produzent

Als sich der jüngste Conway mit dem ehemals besten Freund seines Bruders anfreundet, scheint es langsam wieder bergauf zu gehen. Doch der Schein trügt: Wahre Glücksmomente bleiben nach wie vor selten, Unglücke hingegen geschehen weiterhin. Und manche ziehen weitere nach sich. So töten Billy und sein Freund aus Versehen dessen Vater. Sie schweigen aus Angst vor Strafe. Doch als es bei der nun vaterlosen Familie finanziell knapp wird, überdenken sie ihr Handeln und treffen eine Entscheidung. Doch wieder spielt das Schicksal ihnen einen Streich. Und wieder. Und wieder. Und wieder.

Unschlagbare Argumente

Die Charaktere leiden nicht allein. Auch die Zuschauer entwickeln ungeahnte Gefühle. Diese zu wecken haben sich schon viele Regisseure von Tragik-Komödien vorgenommen. Doch nur wenige haben es geschafft, damit zu begeistern. In „Accidents happen“ aber gelingt der Versuch – und wie: Atem stockende Schicksalsschläge, zu Tränen rührende Momente und perfekt gesetzte Pointen reihen sich aneinander. Das Publikum ist gefangen in einem kurzweiligen Wechselbad der Gefühle. Und genau darin liegt der Zauber des Independent-Streifens.

Besondere Aufmerksamkeit verdient Hauptdarstellerin Geena Davies. Mit ihrer unnachahmlichen Präsenz und ihr scheinbar auf den Leib geschriebenen Sprüchen ist sie für die Glanzmomente des Films verantwortlich. Sie spielt gleichermassen verletzlich und stark und ist zugleich menschlich und unmenschlich bissig. Das lässt ihre Rolle – trotz des überzeichneten Plots – absolut realistisch wirken. Aber auch die anderen Darsteller leisten gute Arbeit: Trägt Davies die herausstehenden Szenen, halten sie die Geschichte zusammen. „Accidents happen“ ist grosses Kino.


Seit dem 15. April 2011 im Handel.

Originaltitel: Accidents happen (Australien/GB 2009)
Regie: Andrew Lancaster
Darsteller: Geena Davis, Tyler Coppin, Karl Beattie, Joel Tobeck, Harrison Gilbertson
Genre: Komödie/Drama
Dauer: 89 Minuten
Bildformat: 16:9/1,78:1
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Audio: Dolby Digital 5.1
Bonusmaterial: When featurettes happen, Glorious Gloria Featurette, Interviews, Teaser, Trailer
Vertrieb: Impuls

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