«Was die Musik betrifft, bin ich ein Diktator»

«Was die Musik betrifft, bin ich ein Diktator»

Der Anführer von The National Fanfare de Kadebostany" im Interview. Bild: Luka Beluhan
Der Anführer von The National Fanfare de Kadebostany" im Interview. Bild: Luka Beluhan

Interview Kadebostan, festi’neuch, 4.6.2011

Sie galten als Geheimtipp des Festivals, The National Fanfare of Kadebostany, das folkloristische Orchester um Frontmann Kadebostan. nahaufnahmen.ch traf sich mit Gründer und Herrscher der Republik Kadebostany im Pressebereich zum Kurz-Interview. Mit Sonnenbrille, der Jacke einer Uniform älteren Datums und Bierdose in der Hand erschien der DJ und Produzent zum Gespräch, eine symphathische Mischung aus General und Zirkusdirektor.

nahaufnahmen.ch: Wie kam es, dass du als DJ und Produzent elektronischer Musik eine Kollaboration mit einem osteuropäischen Orchester eingegangen bist?

Kadebostan: Ich war lange als Solo Act unterwegs und habe an einem Festival in Krakau Mat Schulz kennengelernt, der meinen Auftritt sehr mochte und mich unbedingt mit einem Orchester in Minsk bekannt machen wollte. So bin ich nach Minsk gefahren, habe das Orchester kennengelernt und alles hat seinen Lauf genommen. Es gab lange Nächte mit viel Wodka und Rotwein und wir wussten, dass wir uns keinerlei Regeln vorschreiben wollten, was unsere Musik betrifft. Also haben wir ein Fantasie-Land gegründet. Die Republik von Kadebostany. Wir machen folkloristische Musik aus Kadebostan. (lacht)

nahaufnahmen.ch: Hast du eine besondere Verbindung zu osteuropäischer Musik?

Kadebostan: Nun ich hatte schon immer grosses Interesse an folkloristischer Musik aus dem Osten, eigentlich an folkloristischer Musik allgemein. Sei dies nun aus Afrika oder aus Osteuropa.

nahaufnahmen.ch: Du spielst mit deinem Orchester an verschiedensten Festivals, an einem «normalen» wie hier, aber auch an einer Lethargy in der Roten Fabrik oder der Fusion in der Nähe von Berlin. Warum spricht eure Musik so viele verschiedene Menschen an?

Kadebostan: Für uns ist dies in erster Linie ein grosses Glück. Warum die Musik bei so vielen verschiedenen Leuten so gut ankommt, weiss ich ehrlich gesagt auch nicht. Wir sind nie Konzessionen eingegangen und haben einfach unser Ding durchgezogen. Wir sind sicher auch speziell und machen keine alltägliche Musik. Ich denke, die Leute mögen das. Nächste Woche spielen wir sogar am Samstag Abend während der Prime Time im Westschweizer Fernsehen (TSR).

nahaufnahmen.ch: Ach ja, in welcher Sendung?

Kadebostan: Ups, sorry, keine Ahnung wie die Sendung heisst, ich schaue selber nicht fern. (lacht)

nahaufnahmen.ch: Eben erst hast du das Album «Songs from Kadebostany» released. Wie war das für dich, anstatt alleine, nun plötzlich mit einer ganzen Band zu arbeiten?

Kadebostan: Es war ein langer zweijähriger Prozess, bei dem ich die Band am Anfang bat, einfach zu spielen. Dabei kam sehr viel Material zusammen, die Band ist sehr sehr gut im improvisieren und das gefiel mir. Dabei achtete ich speziell auf Momente, wo es kleine Ungereimtheiten und Fehler gab, die so nicht geplant waren. Ich mag es, wenn nicht alles durchgeplant klingt. So habe ich dann angefangen aus der riesigen Ansammlung Material einzelne Songs zu basteln. Schlussendlich kamen dann 14 Songs auf die Platte.

nahaufnahmen.ch: Hast du die Songs ausgewählt oder war das ein Prozess mit der gesamten Band ?

Kadebostan: Oh, nein, die Songs habe ich ausgewählt. Ich bin was die Musik betrifft ein Diktator. (lacht) Mein Studiopartner in der Republik von Kadebostany, Lalou, der übrigens auch ein richtig guter DJ ist, war mir jedoch bei der Reihenfolge für das Album behilflich. Er ist sehr gut, wenn es darum geht, Songs für ein Album so zusammenzustellen, dass es am Schluss ein funktionierendes Gesamtbild gibt.

Im Netz: Kadebostany

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