Oliver Wnuk: „Wie im richtigen Film“
Der moderne Mann
Oliver Wnuk: „Wie im richtigen Film“ (Roman)
Oliver Wnuks „Wie im richtigen Film“ könnte auch „Wie im richtigen Leben“ heissen. Oder vielleicht doch eher „Wie im falschen Film“? Protagonist Jan Beckmann ist – wie der Autor selbst – hauptberuflich Schauspieler und hat ebenfalls eine Ex-Frau, ein Kind und eine berühmte Freundin. Doch eine Autobiographie ist Wnuks Debütroman nicht, wie der 35-Jährige vehement bestreitet.
Von Ferdinand Laudage.
Oliver Wnuk, wer war das noch einmal …? Ach ja, richtig. Der Ulf aus Stromberg, der erfolgreichen TV-Serie mit dem Büro-Fiesling, diesem Möchtegernchef einer Versicherungsabteilung. Die Rolle als Ulf Steinke ist sicherlich diejenige, die Oliver Wnuk in der Fernsehlandschaft ein Gesicht gegeben hat. Doch Wnuk, der Lebensabschnittsgefährte von Yvonne Catterfeld, spielt auch Theater und hat ein eigenes Kabarettprogramm verfasst. Was das Schreiben betrifft, ist der vom Bodensee stammende Wnuk also kein echter Neuling mehr. Und sein erster Romanversuch ist mehr als passabel, das muss man ihm lassen.
Eine Karrierefrau zur Seite
Oliver Wnuk erzählt die Geschichte von Jan Beckmann, der am liebsten aus dem Schatten seiner berühmten Freundin heraustreten will, um selbst ein umjubelter Star zu sein. Stattdessen ertränkt er seinen Kummer vor den Augen der Boulevardpresse in Alkohol und liefert den Paparazzi ein peinliches Foto, das auch seiner Freundin Clara missfällt. Jan ist ein Antiheld. Doch er weiss immer wieder aufs Neue einen Ausweg aus der Misere.
Jan hat’s eben nicht leicht. Er muss nicht nur Freund einer erfolgreichen Schauspielerin – einer echten Karrierefrau – sein, sondern auch noch ein guter Ex-Mann, ein noch besserer Vater und ein exzellenter Sohn. Alles gelingt ihm mal mehr, mal weniger. Es ist ein Auf und ein Ab. Jan will es allen recht machen, merkt aber immer wieder schnell, dass das nicht ohne Kompromisse geht.
Manns genug sein
Während man das erste Drittel des Romans noch als leichte Unterhaltung abtun kann, folgt im Mittelteil die schwere Kost: Der Vater, an Alzheimer erkrankt, erkennt seinen Sohn nicht mehr, der sehr darunter leidet. So viel Seriosität erwartet man von Wnuk, dem Ulf aus Stromberg, mit Verlaub, nicht. Wnuks Roman macht dennoch oder gerade deshalb Spass, auch wenn die Leichtigkeit ab und an verloren geht und die Passagen nachdenklicher werden.
Wnuks Protagonist spiegelt den modernen Mann wider. Eben nicht gefühlskalt, sondern vielmehr einfühlsam. Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie Jan Beckmann in diesem Roman versucht, es allen recht zu machen. Wnuks Stil ist kurzweilig, man merkt, dass der Autor weiss, wie man schreibt. Insofern ist „Wie im richtigen Film“ ein wirklich starkes Debüt. Und auch, wenn der Autor abstreitet, dass sein Erstwerk autobiographische Züge trägt, so stimmt doch, dass es sehr authentisch ist. Alles wirkt sehr persönlich. Dagegen kann, darf und soll auch Oliver Wnuk nichts sagen.
Titel: Wie im richtigen Film
Autor: Oliver Wnuk
Verlag: Krüger
Seiten: 252
Richtpreis: CHF 25.90