„Der Kameramörder“ von Robert Adrian Pejo
…und raus bist du!
„Der Kameramörder“ von Robert Adrian Pejo
Es soll ein unverfängliches, fröhliches Wiedersehen und Kennenlernen werden, als Heinrich und Eva am Neusiedlersee bei Thomas und seiner neuen Freundin Sonja ankommen. Doch als drei Kinder verschwinden, verwandelt sich die Unbeschwertheit langsam in einen Albtraum. Robert Adrian Pejo ist mit „Der Kameramörder“ ein intensiv gespielter Thriller nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Glavinic gelungen.
Von Sandra Despont.
Fröhlich und unverbindlich fängt es an: Das Ehepaar Heinrich und Eva besucht den alten Jugendfreund Thomas und dessen neue – und überraschend feste – Freundin Sonja. Die beiden leben in einem stylischen und mit Designermöbeln wohl ausstaffierten Haus am Neusiedlersee, in idyllischer Umgebung und fast ungestörter Einsamkeit. Was heiter beginnt, wird zum Albtraum, als drei Kinder aus der Gegend verschwinden und ein Snuff-Video auftaucht, in dem ein Mann die Kinder jagt und, während er sich hörbar am Rezitieren von Abzählreimen ergötzt, quält. Immer deutlicher werden die Spannungen zwischen den beiden Paaren, immer dringender stellt sich die Frage, wer der Mörder mit der Kamera ist.
Kammerspiel im Designerhaus
Wer Thomas Glavinics Roman „Der Kameramörder“ kennt, wird die Filmadaption ebenso gespannt wie skeptisch erwartet haben. Die überraschende Perspektive und die sachlich-nüchterne Sprache des Erzählers des Romans können filmisch nur schwer umgesetzt werden, womit absehbar war, dass ein Regisseur gezwungenermassen eigene Akzente setzte. Robert Adrian Pejo hat dies getan, indem er das Kammerspiel im Designerhaus intensiviert, die einzelnen Figuren näher und dringender gezeichnet hat, als es Thomas Glavinic in seinem Buch – gerade wegen der innovativen und letztlich dem Roman seinen Reiz gebenden Perspektive – möglich war. Pejo gestaltet auf kleinem Raum das Bild der ebenso von erotischer Spannung aufgeladenen wie gewalttätigen Beziehung zwischen Thomas und Sonja, er stellt die Verlassenheit aller Figuren trotz Partner dar, er lässt durch zahlreiche Andeutungen das Unglück Evas ahnen, er bindet Landschaft, Natur und Wetter ein, um eine gereizte Atmosphäre zu schaffen und den Zuschauer dunkle Abgründe vermuten zu lassen. Sein Film ist weniger eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Medien – und der Möglichkeit, die Medien für die Darstellung der eigenen Gewalttätigkeit und Pervertiertheit zu missbrauchen – als ein Psychogramm von vier Menschen und deren Paarbeziehungen. Der Fall um den Kameramörder dient dabei zur Schärfung der Konflikte, als Kristallisationspunkt der latent vorhandenen Spannung zwischen den Figuren, als Kulisse für deren Gefühlsextreme.
Verstörung durch Kontraste
Robert Adrian Pejos „Kameramörder“ überzeugt zwar nicht so nachhaltig wie Thomas Glavinics Vorlage, doch den Film an der grandiosen Buchvorlage zu messen, wäre angesichts der Unverfilmbarkeit einer erzählerischen Perspektive auch reichlich unfair. Mit den Mitteln des Films hat Pejo auf seine Weise ein verstörendes Werk geschaffen, das von den Kontrasten zwischen fein abgestimmtem Design im Inneren und unkontrollierbarer Natur draussen, zwischen festgefügten, harmonischen Beziehungen und emotionalen Wirrungen der Vergangenheit und Gegenwart, zwischen der Harmonie und Schönheit der Filmbilder und der Brutalität der Handlung lebt. Das ist in den besten Momenten des Films bestechend, in den schlechteren jedoch trotz viel dramatischen Effekten nicht wirklich packend. So erscheint letztendlich die Entwicklung der Handlung trotz überzeugender und engagierter Schauspielleistung fast beliebig, so dass man die Enttarnung des Kameramörders nur noch mehr oder weniger überrascht zur Kenntnis nimmt. Hier geht dem Film bedauerlicherweise die unbedingte Folgerichtigkeit des Romans ab.
Ausstattung
Als Extra gibt es den Trailer des Films.
Seit dem 26. Mai 2011 im Handel.
Originaltitel: Der Kameramörder (Österreich, Schweiz, Ungarn 2010)
Regie: Robert Adrian Pejo
Darsteller: Andreas Lust, Merab Ninidze, Dorka Gryllus, Ursina Lardi
Genre: Thriller
Dauer: 96 Minuten
Bildformat: 16:9
Sprache: Deutsch
Untertitel: Englisch
Audio: Dolby Digital
Bonusmaterial: Trailer
Vertrieb: Prasesens Film
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