mixtvision: „KeinBuch Fussball“

Kein Abseits

mixtvision: „KeinBuch Fussball“

Der erste Gedanke: Hat diese Ansammlung von bedrucktem Papier überhaupt eine Besprechung verdient? Es ist schliesslich „KeinBuch“. Doch selbst wenn es seltsam klingt: Auch ein „KeinBuch“ ist ein Buch. Mit dem Unterschied, dass der Leser es erst noch individuell nach seinen Vorlieben fertigstellen darf. Die neueste Ausgabe dieser Serie handelt von der schönsten Nebensache der Welt – also noch ein Grund für eine Besprechung.

Von Ferdinand Laudage.

KeinBuchHier wird gebastelt, gerätselt, geschnibbelt, notiert. Das „KeinBuch Fussball“ ist von hinten bis vorne unfertig. Der Leser selbst darf den letzten Schliff tun. Er macht es zu seinem persönlichen Kunstwerk. Und dieser Plan geht voll auf, denn die Gestaltung nach dem eigenen Geschmack ist das Erfolgsrezept der „KeinBuch“-Reihe von mixtvision im Eichborn-Verlag. Die neueste Ausgabe kommt mit neunzig Dingen daher, die Fussball immer und überall zu einer runden Sache machen.

Eichborn bleibt am Ball

Als Leser man muss nicht zwingend Ahnung vom Fussball haben, denn die gelieferte Steilvorlage, der Pass in den Lauf, kommt haargenau. Die unzähligen Schwarz-Weiss-Illustrationen müssen zum Beispiel nur noch ausgemalt werden. Kinderquatsch, wie man denken mag, ist das beileibe nicht, dafür aber herrlich unkonventionell. Völlig andersartig und aussergewöhnlich ist jeder der Aufträge, die das Buch präsentiert. Wer immer schon einmal besonders wichtig sein wollte, kann sich beispielsweise einen eigenen VIP-Ausweis für die besseren Plätze im Stadion basteln. Die Anleitung zu dieser Blödelei findet sich natürlich im „KeinBuch“. Die Garantie für den Einlass sucht man allerdings vergebens.

Das neue Trikot der Lieblingsmannschaft ist erneut untragbar? Auf einer Doppelseite ist Platz für die eigene Kreativität. Das „KeinBuch Fussball“ kann aber auch als Skizzenblock dienen, wenn einem oder einer Unwissenden die Abseitsregel näher gebracht werden muss. Das erste Goal fällt spätestens auf den Seiten, die zum Aufschreiben lustiger Spielernamen einladen. „Xela Ierf“, „Nahkög Relni“ oder „Oel Issem“ – der Auftrag lautet natürlich: rückwärts.

Ein altbewährtes System

Richtig skurril: Das Buch kann und soll als Untersetzer für die Stange in der Beiz oder zum Halten der heissen Bratwurst im Stadion genutzt werden. Die Vielseitigkeit des „KeinBuchs“ ist beeindruckend. Selbst für einen unebenen Tischkicker können diese Seiten unter ein Bein gelegt die Rettung in höchster Not bedeuten.

Die dritte „KeinBuch“-Veröffentlichung von Eichborn knüpft nahtlos an seine Vorgänger an. Auch die Fussball-Sonderausgabe darf man nicht ganz so ernst nehmen wie ein normales Buch. Kreative Köpfe werden hiermit bestens bedient. Und selbst wer mit Bastelei wenig anfangen kann, dürfte sich von diesem Buch amüsant unterhalten wissen, wenn’s auf dem grünen Rasen mal wieder zu lange 0:0 steht.


Titel: KeinBuch Fussball
Autor: mixtvision
Verlag: Eichborn
Seiten: 192
Richtpreis: CHF 14.90

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