Einige Fakten zum Bevölkerungswachstum

Es wird enger in der Zukunft

Grafik: Entwicklung der Weltbevölkerung 1800 bis 2100

Entwicklung und mögliche Zukunft: Die Weltbevölkerung von 1800 bis 2100


Gemäss Schätzungen der UNO überschritten wir Menschen Ende Oktober die 7-Milliarden-Grenze. Der Höhepunkt ist damit allerdings noch nicht erreicht – die nächsten hundert Jahre werden für die Menschheit wegweisend seien.

Von Giannis Mavris

Mittlerweile leben sieben Mal mehr Menschen auf der Erde als noch vor 200 Jahren. Die Hauptgründe dafür waren ein beispielloser Anstieg der Lebenserwartung und ein massiver Rückgang der Kindersterblichkeit, besonders in den letzten 70 Jahren. Dies haben wir der verbesserten medizinischen Versorgung und der sogenannten „Grünen Revolution“, also dem Anstieg der Nahrungsproduktion, zu verdanken. Und vorläufig wird das Wachstum weitergehen – selbst wenn von nun an jedes Paar nur zwei Kinder auf die Welt setzen würde, käme es aufgrund des hohen Anteils junger Menschen zu einer Bevölkerungszunahme.

Die Vereinten Nationen prognostizieren letztes Jahr in ihrem Bericht über die Weltbevölkerung, dass sich 2050 rund 9,3 Milliarden Menschen auf dem Planeten befinden werden, bis 2100 sollen es sogar über zehn Milliarden sein. Dies allerdings ist die mittlere Variante. Sie geht davon aus, dass die heutige durchschnittliche Anzahl Kinder pro Frau in den nächsten knapp hundert Jahren weiter fallen wird. Erwartet wird eine weltweite Angleichung an das europäische Modell der kleinen Familien. Bereits geringe Abweichungen in der Anzahl Kinder pro Frau können aber einen erheblichen Einfluss auf die zukünftige Weltbevölkerung haben – die Prognosen sollten also mit Vorsicht genossen werden.

Grosse Unterschiede auf den Kontinenten
Der europäische Anteil an der gesamten Weltbevölkerung wird dabei weiter abnehmen. Einerseits aufgrund der tiefen Kinderzahl pro Frau in Europa, andererseits aufgrund des rasanten Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern, besonders in Asien und Afrika.

Im Bericht der Vereinten Nationen wird weiter ein effektiver Bevölkerungsrückgang für Europa erwartet. Dabei wird aber die Migration nicht mitgerechnet, da sie schwer vorherzusehen ist. Eine Bevölkerungsabnahme, wie sie für Europa bis 2100 prognostiziert wird, wäre allerdings kein historisches Novum. Populationsrückgänge sind normale demographische Veränderungen, die immer wieder festgestellt werden konnten.

Voraussichtlich wird Indien im Jahr 2021 China als bevölkerungsreichstes Land ablösen. Die staatliche Ein-Kind-Politik Chinas hat somit ihr Ziel, das explosionsartige Bevölkerungswachstum abzubremsen, erreicht. Die Folgen sind aber neuartige soziale Probleme. Deren Bewältigung wird den heute bevölkerungsreichsten Staat vor grosse Schwierigkeiten stellen. Nebst der Tatsache, dass nun ein Männerüberschuss aufgrund gezielter Abtreibungen vorliegt, kommen zusätzliche demographische Komplikationen wie Überalterung hinzu.

Das grösste Wachstumspotenzial sehen die Vereinten Nationen momentan in Afrika, für das sie in den nächsten vierzig Jahren eine Verdoppelung, bis 2100 sogar eine Verdreifachung seiner Bevölkerung prognostizieren.

Eine Zukunft in den Städten
Eine wesentliche Folge der Bevölkerungszunahme ist, dass immer mehr Menschen in urbanen Grossräumen leben. Seit 2009 lebt schätzungsweise die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten, ein Trend der sich kaum umkehren wird und zur Entstehung weiterer Megastädte führt. Die Zukunft der Menschheit wird sich also im urbanen Raum abspielen.

Mit einem weiteren Anwachsen der Bevölkerung werden nun Fragen bezüglich der Nahrungsproduktion und Energiegewinnung wichtiger. Werden wir es schaffen, für weitere zwei Milliarden Menschen genug zu produzieren? Die Zahl mag zum Verzweifeln hoch klingen. Angesichts der Tatsache, dass mit der globalen Gesamtproduktion teilweise sehr verschwenderisch umgegangen wird, wird einem aber auch bewusst, das es Einsparungseffekte gibt – und die sind grösser als zum Teil gedacht. Besonders was die Produktion und die Vernichtung von Lebensmitteln anbelangt. Der Regisseur Valentin Thurn postuliert in seinem Dokumentarfilm Taste the Waste: „Das Essen, das wir alleine in Europa wegwerfen, würde gleich zwei Mal reichen für alle Hungernden dieser Welt“.

Jahrhundert der Entscheidungen
Sowohl in demographischer, wie auch in technologischer Hinsicht wird das aktuelle Jahrhundert für die Menschheit von grösster Bedeutung sein. Die Bekämpfung von Armut und Hunger, und damit einhergehend eine effektive Familienplanung, sollte auch in den nachwuchsstarken Staaten zu kleineren Familien führen. Klimatisch bedingte Probleme und Fragen bezüglich einer höheren Nahrungsproduktion werden zumindest mittelfristig zufriedenstellend angegangen werden müssen – denn vorläufig werden wir nicht weniger, sondern immer mehr.

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