Top Alben 2011
nahaufnahmen.ch Redaktor Jaronas Scheurer hat seine persönliche Best-of Liste des Jahres 2011 zusammengestellt. Auf das auch das neue Jahr wieder jede Menge grossartige Musik bringt!
Tom Waits – Bad As Me

Der Grossmeister kann es noch! Und wie! Eines der bekömmlichsten Alben von Tom Waits der letzten Jahren, doch dadurch keineswegs schlechter als eines seiner sonstigen Meisterwerken. Diesmal hat das scheue Genie eine Vielzahl von Kompagnons um sich geschart: Marc Ribot, Keith Richards und sogar Flea von den Red Hot Chili Peppers
Seefeel – Seefeel
Das beste Comeback seit langem. Nach 14 Jahren Sendepause erfanden sich Seefeel irgendwo zwischen Shoegaze, Dub und typischen Warp-Klängen neu.
Bright Eyes – The People’s Key
Gekonnt gealtert! Mit gut 30 Jahren kann auch Conor Oberst nicht mehr den verzweifelten Teenager mimen. Nach seinen Solojahren rettete er sein Projekt Brigth Eyes gekonnt in einen ironischeren, (oberflächlich) freundlicheren Pop hinein.
The Kills – Blood Pressures
Trotz neuartigem A-Promis-Status von The Kills Hälfte Jamie Hince bleiben The Kills ihren kantigen Garage-Wurzeln treu ohne dabei gefälscht oder rückständig zu klingen.
Timber Timbre – Creep on Creepin‘
Unter dem ganzen Indie-Folk Hype (Arcade Fire, Bon Iver und Co.) wohl das eigenständigsten und speziellsten Album. Timber Timbre siedeln sich irgendwo zwischen Sreamin‘ Jay Hawkins, schwarz-magischer Romantik, Blues, Tom Waits in einem unberührten Ecken der kanadischen Musikwäldern an und nennen ihre Musik dabei nonchalant „Gothic Rockabilly Blues“.
Shlomo – Bad Vibes
Meiner Meinung ein viel gelungener Entwurf für das Hype-Genre Chill Wave als der allgegenwärtige Panda Bear es mit „Tomboy“ geschafft hat. Chill Wave eklektisch gewürzt mit Hip-Hop à la Gonjasufi und Flying Lotus, Dub, an Avantgarde-Soundart geschulter Loop- und Bearbeitungs-Technik und einer altersuntypischen (Shlohmo zählt knappe 22 Jahre) Reduziertheit.
Bill Callahan – Apocalypse
Bill Callahan legt auf eindrückliche Weise seine äusserst persönliche Sicht auf Amerika dar. Ehrlich, kritisch (vor allem selbstkritisch) und musikalisch überzeugend.
Francisco Meirino – Recordings of voltage errors, magnetic fields, on-site testimonies & tape tension
Auch das Magazin The Wire ist da meiner Meinung: Der Spanische Klangkünstler Francisco Meirino hat eines der besten Werke im Bereich Noise, Elektroakustik, Avantgarde-Soundart des letzten Jahres geschaffen. Es entspricht sicher nicht den Ohren eines Radio-gewohnten Hörers; doch wer sich auf Meirinos Klanguniversum einlässt, kann in eine Welt eintauchen, in der ein Dur-Dreiklang als störend und ein Brummen eines kaputten Lautsprechers als passend wirken kann.
Anna Aaron – Dogs in Spirit
Auch die Schweiz hat grossartige Künstler in peto: Nach Sophie Hunger eine neue weibliche Songwriter-Sensation. Anna Aaron hat mit ihrem Zweitling ihren Platz irgendwo zwischen der Rockröhre einer PJ Harvey, den Pianoklängen einer Tori Amos, einer leicht religiös-pathetischen Mystik und einem ureigenen Sound voll knarrenden, schweren Türen und dunklen, leeren Säälen.