Frederick Loewe/Alan J. Lerner „My Fair Lady“ | Theater Winterthur

Im Stadttheater Winterthur spielte ein Musical, das einst auf dem Broadway berühmt wurde und dann als Film mit Audrey Hepburn Erfolge feierte. Die Kammeroper Köln triumphiert mit ihrer Inszenierung gemischt aus Schauspiel, Gesang und Tanz.

Bild|Copyright: Theater Winterthur
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Von Salome Kern.

Eliza Dolittle, eine Blumenverkäuferin aus der Unterschicht, preist in lautstarkem derbem Berliner Akzent ihre Sträusse an. Voller Abscheu kritisiert der Phonetiker Henry Higgins ihre Sprache und sieht darin ihren niedrigen Status. Der egozentrische Mann behauptet, er könnte aus Eliza innert sechs Monaten eine Dame machen, nur in dem er ihr beibringt, richtig zu reden. Sie beginnt zu träumen: Endlich müsste sie nicht mehr auf der Strasse stehen und Blumen verkaufen, sondern sie hätte ihren eigenen Blumenladen. So entsteht eine Wette zwischen Henry Higgins und Oberst Pickering. Für Eliza beginnt ein mühsamer Lehrweg.

Bild|Copyright: Theater Winterthur
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Es grünt so grün
Im Stadttheater steht eine Kulisse, die die englische Stadt darstellt, und patriotisch ziert eine Zeichnung der britischen Fahne die Wand. Das Publikum ist fasziniert von den liebevollen Kostümen, die den Zuschauer in die Vergangenheit versetzen. Auf der Bühne wärmen sich die einfachen Leute ihre Hände an einem Ofen und singen in kraftvoll-vulgärem Berlinerisch “Wäre det nich wundascheen?“ Sie träumen gemeinsam von warmen Füssen und Pralinen. Eliza dagegen ärgert sich über ihren Lehrer und singt wütend: “Warts nur ab!“. Als sie endlich “ü“ statt “i“ sagt und “g“ statt “j“, ist Henry Higgins stolz auf ihren Fortschritt. Langsam entwickelt sich aber nicht nur Elizas Sprachfähigkeiten, sondern es spannt sich ein Band zwischen ihrem Lehrer und ihr. Henry Higgins ist allerdings ein eingefleischter Junggeselle und hat eigentlich auch vor, das zu bleiben. So muss die Situation nach dem Diplomatenball im Buckingham Palast eskalieren, bei dem Eliza brilliert und für eine ungarische Prinzessin gehalten wird. Henry Higgins und Oberst Pickering gratulieren sich gegenseitig und vergessen ganz, dass auch Eliza mitgewirkt hatte. So nimmt sie Reissaus und geht zurück in die Gosse, wo man sie allerdings nicht mal mehr erkennt.

Henry seinerseits merkt auf einmal, dass er sich an Elizas Gesicht gewöhnt hat. Was für den nicht gerade gefühlsdusligen Mann sehr viel bedeutet. Nach einer Aussprache versöhnen sich die beiden, doch wie ihr gemeinsames Leben aussehen wird, erfährt man nicht mehr.

Bild|Copyright: Theater Winterthur
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Kraftvolle Klänge
Die Kammeroper Köln feiert einen vollen Erfolg mit ihrer Vorstellung von My fair Lady. Es treffen wunderschöne Singstimmen auf energiestrotzende Schauspieler. Das weltbekannte Musical wird auf höchstem Niveau gespielt. Es scheint in der Tat, als wäre für jede Rolle die perfekte Besetzung gefunden worden, jeder der Schauspielerinnen und Schauspieler überzeugte. Der liebenswürdige Oberst Pickering, der strenge Henry Higgins, die süsse Eliza und ihr betrunkener Vater – die gesamte Besetzung wirkte sehr liebevoll ausgewählt. An den Berliner Akzent musste man sich erst gewöhnen. Da man viel fürs Auge hatte, konnte man darüber getrost hinwegsehen. Das Theater Winterthur hatte eine grossartige Gruppe zu Gast, die das Publikum in eine andere Welt entführten.

Dauer: 2 ½ Stunden
Vorstellungen vom 30. Dezember 3011 bis 4. Januar 2012.


Musikalische Leitung
Inga Hilsberg

Regie
Lajos Wenzel

Besetzung
Oberst Pickering : Bernhard Dübe
Henry Higgins : Wolf Latzel
Eliza: Maria Mucha

Im Netz
www.theaterwinterthur.ch
www.kammeroper-koeln.de

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