James Kennedy: „Der Orden der Seltsamen Sonderlinge“
Wunderbares Chaos
James Kennedy: „Der Orden der Seltsamen Sonderlinge“ (Roman)
„Der Orden der seltsamen Sonderlinge“ ist das Erstlingswerk von James Kennedy und wird seinem Titel mehr als gerecht: Dem Leser ist es nicht möglich, sich vor dem Chaos aus seltsamen Figuren, merkwürdigen Geschehnissen und einer abstrusen Szene nach der anderen zu retten. Unterhaltung und Lesevergnügen sind da garantiert – nicht nur für Jugendliche.
Von Birke Tunç.
Die 13-jährige Jo Larouche führt das Leben eines ganz gewöhnlichen Teenagers: Sie wohnt in einem Palast aus roten Juwelen mitten in der kalifornischen Wüste, arbeitet nebenbei als Kellnerin, hatte noch nie Kontakt zu Gleichaltrigen und feiert ständig Kostümpartys mit ihrer Tante Lily. Als ein russischer Oberst namens Anatoly Korsakov auftaucht, ist es aber vorbei mit der Normalität in Jos Leben. Im Schlepptau hat der Russe die 1,5 Meter grosse Kakerlake Sefino, welche eine Schwäche für Samtanzüge, vorzugsweise violett, und Foulards hat. Angetrieben durch Warnungen von Korsakovs Verdauungstrakt, sind die beiden hier, um Jo und ihre Tante zu retten, die in höchster Gefahr schweben. Ken Kiang, ein Mann, der aus Langeweile beschliesst, der böseste Bösewicht aller Zeiten zu sein, hat es nämlich auf Jo und ihre Tante abgesehen. Etwas anderes als die Flucht bleibt nicht übrig.
Eine etwas andere Welt
Und wie es der Zufall so will, landen Korsakov, Sefino, Tante Lily und Jo in Schauerstadt, wo Jo geboren wurde, wie es sich später herausstellt. Dort treffen sie auf den Orden der Seltsamen Sonderlinge, deren Aufgabe es ist, den Anhang zu einer Enzyklopädie zu schreiben, welche so viele falsche Informationen wie möglich beinhalten soll. Es geht den Seltsamen Sonderlingen nämlich nicht um Genauigkeit, sondern um möglichst zweifelhafte Fakten, Gerüchten und Mythen. Im Orden erfährt Jo auch, dass vor 13 Jahren schreckliche Dinge in der Stadt passierten. Ganze Gegenden von Schauerstadt wurden verwüstet und viele Menschen starben. Der Grund dafür sei Jos Geburt gewesen, erklärt ihr Tante Lily und deshalb dürfe niemand herausfinden, wer Jo wirklich ist, denn die Menschen wollen an dem Verantwortlichen Rache ausüben.
Und als ob dieses dunkle Geheimnis nicht Bürde genug sei, muss Jo auch noch mit all den verrückten Menschen und seltsamen Aufträgen, die sie für den Orden erledigen muss, klarkommen. Aber weil Jo Larouche das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl hat, irgendwo und zu irgendwem dazu zu gehören, macht sie bei all dem Wahnsinn mit.
Obskurität bis zum Abwinken
Es mag sein, dass „Der Orden der Seltsamen Sonderlinge“ eher für ein jüngeres Zielpublikum gedacht ist, aber auch Erwachsene werden viel Freude daran finden. Das Ganze ist so absurd, dass man als Leser nicht anders kann als zu lachen. Mit viel Wortwitz und Liebe zum Detail beschreibt James Kennedy die chaotische Handlung und die liebenswürdigen Figuren. Man ist sofort ergriffen von dieser sonderbaren Welt, in der Strausse fliegen können und Tausendfüssler für das Schreiben der Tageszeitung verantwortlich sind. Das einzige, was Grund zum Stirnrunzeln gibt, ist die Affinität des Autors für Katzen, besser gesagt: tote Katzen. Immer wieder geht es darum, dass Kätzchen ermordet werden sollen oder ein Bösewicht das Blut von Katzen trinkt.
James Kennedys „Der Orden der Seltsamen Sonderlinge“ ist eine der Geschichten, auf die man sich einfach einlassen muss, um sie geniessen zu können. Tut man dies, wird man durch ein höchst unterhaltsames Lesevergnügen belohnt.
Titel: Der Orden der Seltsamen Sonderlinge
Autor: James Kennedy
Übersetzer: Wolfgang Thon
Verlag: cbj
Seiten: 511
Richtpreis: CHF 16.90