Agatha Christie: „Drei Hörspiele“

Old School Crime

Agatha Christie: „Drei Hörspiele: Zeugin der Anklage / Legale Tricks / Die Stimme aus dem Grab“ (Hörspiel)

Agatha Christie ist eine der berühmtesten Krimiautoren und ihre Werke haben auch nach Jahrzehnten nichts an Spannung eingebüsst. Deshalb gräbt der Hörverlag drei Hörspiele aus, die von verschiedenen Radiosendern in unterschiedlichen Jahren produziert wurden, packt sie auf zwei CDs und liefert uns damit eine mehr oder weniger gelungene Zusammenstellung.

Von Birke Tunç.

Christie Drei HörspieleDrei Fälle von der „Queen of Crime“, die unterschiedlicher nicht sein könnten, wobei „Die Stimme aus dem Grab“ (SDR 1961) ohne Zweifel das Highlight darunter ist: James Brent erhält einen Anruf von Fay – seiner vor einiger Zeit verstorbenen Frau. Obwohl er das Ganze als geschmackslosen Witz abtun möchte, muss er sich eingestehen, dass die beim Anruf erwähnten Details nur Fay wissen kann und es sich auch zweifelsfrei um ihre Stimme handelt. James’ neue Frau Pamela will der ganzen Sache auf den Grund gehen und ahnt dabei nicht, in welcher Gefahr sie schwebt.

Obwohl die Laufzeit von „Die Stimme aus dem Grab“ recht kurz ist, gelingt es, den Hörer von der ersten Sekunde an zu fesseln und Gänsehaut auszulösen. Perfekte Gruselatmosphäre, spannende und interessante Handlung, unerwartete Wendungen und ein überraschender Ausgang. Was will das Krimi-Herz noch mehr?

Ob da wohl nichts Besseres im Archiv geschlummert hätte…

Auch die österreichische Produktion von „Zeugin der Anklage“ aus den 90er Jahren überzeugt. Leonard Vole steht vor Gericht: Er soll eine ältere Dame ermordet haben, um an ihr Geld zu kommen. Es sieht nicht gut aus für Leonard, denn bei der Gerichtsverhandlung stellt sich heraus, dass er tatsächlich das ganze Geld der Ermordeten erben wird. Ausserdem ist da die Haushälterin, die schwört, dass Leonard am Tatort war. Das einzige, was Leonard jetzt noch retten kann, ist das Alibi, das ihm seine Frau gibt. Doch die überlegt es sich in letzter Sekunde noch anders…

„Zeugin der Anklage“ ist mit ca. 55 Minuten Laufzeit das längste der drei Hörspiele. Trotzdem oder eben deshalb gelingt der Aufbau eines genauso starken Spannungsbogens wie bei „Die Stimme aus dem Grab“ leider nicht. Die raffinierte Pointe gegen Ende führt dann aber doch zu einem zufriedenstellenden und gelungenen Showdown.

Wirklich enttäuschen tut eigentlich nur die im Jahr 2000 vom WDR produzierte Umsetzung von „Legale Tricks“. Dabei geht es um den Anwalt Sir Luke Enderby, der einen Mörder hinter Gitter bringt und dann einen Ausflug mit seiner geheimnisvollen Geliebten macht.

Das Ganze ist sehr vorhersehbar, sehr billig und sehr belanglos. Was dieses Stück in dieser Box zu suchen hat, bleibt ein Rätsel. Diese Enttäuschung kann man sich sparen.

Kein Schnickschnack

Obwohl die Produktionsjahre der Hörspiele mittlerweile auch schon eine Weile zurückliegen, ist die Tonqualität gut. Alle drei Hörspiele sind mit eher schlichten Mitteln umgesetzt und minimalistisch gehalten. Das stört allerdings nicht, da die Geschichten ja an sich schon spannend (mit Ausnahme von „Legale Tricks“, natürlich) und deshalb auch nicht auf irgendwelche Soundeffekte angewiesen sind.

Fans der klassischen Krimis werden hier gut unterhalten. Der Hörverlag zeigt mit dieser Hörspiel-Zusammenstellung, wieso es eben doch nicht immer Schiessereien, hübsche Polizistinnen und brutale Morde braucht, um einen spannenden Krimi zu haben.


Titel: Drei Hörspiele: Zeugin der Anklage / Legale Tricks / Die Stimme aus dem Grab
Autorin: Agatha Christie
Sprecher: Ernst Fritz Fürbringer, Peter Fröhlich, Gabriele Odinis u.a.
Verlag: der Hörverlag
Dauer: ca. 110 Min.
Richtpreis: CHF 22.90

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