Eva Kurowski: „Gott schmiert keine Stullen“

Herrlich ehrliche Ruhrgebietsromantik

Eva Kurowski: „Gott schmiert keine Stullen“ (Roman)

Glaubt man Eva Kurowski, dann ist Oberhausen die ehrlichste Stadt von allen. „Hier war es so richtig scheisse, und niemand bemühte sich, das Gegenteil zu behaupten“, schreibt das Ruhrgebietskind über ihre Heimat. So ehrlich wie Oberhausen ist auch Eva Kurowski und ihr neuer Roman „Gott schmiert keine Stullen“.

Von Ferdinand Laudage.

gott_schmiert_keine_stullenIhre ganz persönlichen und teils sonderbaren Erinnerung an frühere Zeiten hat Eva Kurowski nun aufgeschrieben. Als Tochter eines Künstlers und Kommunisten erlebte die Musikerin und Autorin aus dem Ruhrgebiet eine abenteuerliche Kindheit. Später traf sie auf aussergewöhnliche Kulturschaffende wie Helge Schneider oder Christoph Schlingensief. Die wichtigste Erkenntis ihres bisherigen Lebens aber hat sie im Buchtitel festgehalten: „Gott schmiert keine Stullen“. Da ist etwas Wahres dran.

Leberwurst als Grundnahrungsmittel

Kurowskis autobiographischer Roman erzählt die kurzweilige Geschichte der kleinen, die Welt für sich entdeckenden Eva, die schon früh nur noch von ihrem nach Jazz verrückten, kommunistischen Vater allein erzogen wird. Die Urlaube finden standesgemäss in Jugoslawien statt, der kapitalistische Coca-Cola-Quatsch ist untersagt und Leberwurstbrote gelten als Grundnahrungsmittel.

Zwischen „Frau Cevapcici“ und „Avanti Popoloch“ erlebt Eva eine für ihren Vater politisch korrekte Kindheit, später eine turbulente Jugendphase mit Hippie-Ausrutschern, die ihre Mutter zu verantworten hat. Als sie ihre erste eigene Wohnung bezieht und das Gefühl verspürt, erwachsen zu sein, ist sie längst in die Jazzmusik verliebt und arbeitet mit besonderen Künstlern zusammen.

Mit hinreissendem Ruhrgebietscharme

Helge Schneider, Uwe Lyko (besser bekannt als Herbert Knebel) und Christoph Schlingensief sind ihre wichtigsten Einflüsse in einer Phase, in der Eva lernt, auf eigenen Beinen zu stehen. Dass sie das bis heute sehr gut kann, beweist nicht zuletzt „Gott schmiert keine Stullen“. Vor allem ihr ehrlicher Humor gepaart mit dem hinreissenden Ruhrgebietscharme passen wunderbar ins Bild und machen diese autobiographische Veröffentlichung so lesens- und liebenswert.

Im Jahr 2011 erhielt Eva Kurowski für ihr Schaffen den Künstlerpreis „Das Hungertuch“. Dieser ist besonders für Musiker und Literaten gedacht, die in ein neues künstlerisches Terrain aufbrechen. Glaubt man der Erzählung, ist die Vergabe dieses Preises keineswegs unbegründet geschehen.


Titel: Gott schmiert keine Stullen – Eine Kindheit zwischen Lenin, Jazz und Leberwurst
Autorin: Eva Kurowski
Verlag: Rowohlt Polaris
Seiten: 237
Richtpreis: CHF 20.50

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