Rolf Cyriax und Peter Wichmann: „Das habe ich im Koma gedichtet“
„Das habe ich im Koma gedichtet“
Rolf Cyriax und Peter Wichmann: „Das habe ich im Koma gedichtet – Autoren, die die Welt zum Glück nie lesen musste“
Autoren schreiben Briefe an Verlagshäuser, um ihre Werke anzupreisen – und scheitern meist. Dieser Umstand ist – an und für sich – nichts Besonderes. Doch die Autorenbriefe, welche Rolf Cyriax und Peter Wichmanns Buch füllen, sind von ganz spezieller Art. In vielerlei Hinsicht. Ein Buch über Autoren, die die Welt (zum Glück) nie lesen musste.
Von Nadine Klopfenstein.
Ein Buch voller Briefe. Von Autoren an Verlagshäuser. Manch einer könnte meinen, das sei langweilig. Doch wer dies denkt, hat Rolf Cyriax und Peter Wichmann gewaltig unterschätzt. Die beiden Autoren sammelten die lustigsten, wildesten, beängstigendsten, verrücktesten und bedrückendsten Schreiben von selbsternannten Autoren an Verlagshäuser. Das ist aber auch schon alles. Leider.
Bittersüsse Kurzkommentare
Wo in manch einem Buch ein langes Vorwort steht, erfährt der Leser hier auf knapp zwei Seiten Wissenswertes über die Autoren und über die Idee hinter der Publikation. Ein passender, wenn auch etwas zu stark komprimierter Einstieg für das gesamte Werk, der sich wie ein roter Faden durch alle Kapitel zieht. So nehmen sich Rolf Cyriax und Peter Wichmann zwar mehrheitlich selbst zurück, kommentieren die abgedruckten Briefpassagen aber mit spitzer Feder. Was einerseits durchaus amüsant ist, hinterlässt andererseits einen bittersüssen Nachgeschmack. So bleiben die Passagen nur Schnappschüsse, ohne dass der Leser die Tragweite der Briefe und der Autoren dahinter wirklich erfassen kann.
Von jungen Dichtern bis zu Spinnern
Um Struktur zu schaffen, werden die Briefe in Kapitel unterteilt, deren Titel von „Junge Dichter“ über „Jenseitsgespräche“ bis hin zu „Spinnern“ reicht. Der Leser erfährt hier allerlei über Talente, welche von ehrwürdigen (meist toten) Dichtern berufen wurden, Manuskripte zu verfassen. Derweilen muss er aber auch unerbittlichen Wahrheiten über das Leben und Weltuntergangsszenarien überstehen. Wer genau liest, versteht die eine oder andere Verschwörungstheorie plötzlich besser, muss aber teilweise auch sinnlose Dummheiten erdulden.
Reiz verfliegt zu schnell
Was bringt das dem Leser? Der erste Reiz verfliegt schnell und die Briefpassagen beginnen spätestens ab dem dritten Kapitel zu langweilen. Danach versinkt das Buch in sich selbst und in den unzähligen abgehobenen Texten von selbsternannten Erlösern und überzogenen Spinnern. Da kann auch ein Nachwort der beiden Autoren nicht mehr helfen.
Im Großen und Ganzen ist „Das habe ich im Koma gedichtet“ ein Buch, um darin zu schmökern und sich auf eine voyeuristische Art und Weise Zugang zu speziellen Charakteren zu verschaffen. Das Werk von A bis Z zu lesen, kann hingegen nicht empfohlen werden. Zu oft wiederholen sich die seltsam anmutenden Szenen von unerkannten Talenten, Erlösern oder Weltverbesserern, um wirklich Lesevergnügen zu bereiten.
Titel: Das habe ich im Koma gedichtet – Autoren, die die Welt zum Glück nie lesen musste
Autoren: Rolf Cyriax und Peter Wichmann
Verlag: Bassermann
Seiten: 128
Richtpreis: CHF 7.50
Verlosung
nahaufnahmen.ch verlost ein Exemplar von „Das habe ich im Koma gedichtet“.
Teilnahme: per Mail an literatur@nahaufnahmen.ch – Betreff: „Koma“
Einsendeschluss: 15. April 2012
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