Steel: „Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste“

Best of Hotline ­– Polizei Edition

Steel: „Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste“

Ja, es ist „eins von diesen“ Büchern. Nach Reiseveranstaltern, Kassiererinnen und Lehrern meldet sich hier nun ein Polizist zu Wort und präsentiert Kurioses und Unglaubliches aus seinem Alltag am anderen Ende des Telefons in der Polizeinotrufzentrale.

Von Stefanie Feineis.

BeiTotschlagDen Polizeiberuf stellt man sich als Laie aufregend und gefährlich vor: Ermittlungen, Verfolgungsjagden und Verhaftungen – ganz wie im Fernsehkrimi. Dabei beinhaltet dieser Job auch noch andere, weitaus unspektakulärere Aufgaben wie Bürodienst und Einsatz am Telefon. Unspektakulär heisst aber in diesem Fall weder ruhig noch langweilig, wie das vorliegende Buch beweist.

Zwischen Kummerkasten und Auskunft

Das erste, was einen bei der Lektüre in Erstaunen versetzt, ist, wie viele Leute offensichtlich die Bedeutung des Wortes „Notruf“ missverstehen oder schlicht ignorieren, dass der Missbrauch eines solchen strafbar ist… Zwar handelt es sich bei einigen der Anrufe um bewusste Scherze, jedoch ist der Grossteil durchaus ernst gemeint. Da wird die Polizei um ein Grossaufgebot bei der Suche eines Handys gebeten, bei der Verfolgung von Schneeballwerfern, oder sie soll eine Katze verhaften, von der sich eine junge Dame verfolgt fühlt. Andere nutzen ausgerechnet die Notrufzentrale als Informationsquelle und fragen nach Telefonnummern, Rechtsauskünften oder beschweren sich, dass die Kollegen des Polizisten am Telefon auf der Autobahn „einfach so rumstehen und den Verkehr beobachten“. Auch Beschwerden werden gerne geäussert, bis hin zur Drohung: „Dann rufe ich halt die Konkurrenz an“.

Eine spezielle Mission

Der Autor des Buches möchte bewusst anonym bleiben, da er sich nicht als die ‚Hauptfigur‘ empfindet, sondern ’nur‘ als gewöhnlicher deutscher Polizist. Daher wählt er das Pseudonym ‚Steel‘ – wohl eine Anspielung auf den ’stahlharten‘ Job wie auch auf die Tatsache, dass er am Telefon oft sprichwörtlich Nerven aus Stahl braucht. Im Jahre 2004 entdeckte er im Internet den Weblog eines Anwalts, der von kuriosen Erlebnissen aus seiner Kanzlei berichtete, und entschied sich, es ihm gleichzutun. Mit der Buchversion seines inzwischen beliebten Blogs http://steel.twoday.net möchte Steel einerseits unterhalten, zum anderen aber auch die anderen Facetten des Polizeiberufs aufzeigen. Denn auch wenn einem manchmal Zweifel kommen, sind laut Aussage des Autors alle Anrufe authentisch.

Komödiantisches Talent

Bücher der Kategorie ‚Kurioses aus dem Alltag‘ gibt es mittlerweile viele. Nahezu jeder Bereich und jede Berufsgattung ist bereits vertreten, manche sogar mehrfach. Bei einer solchen Fülle bleibt es nicht aus, dass manche Werke besser sind als andere. Eine entscheidende Rolle spielen hierbei zwei Faktoren: die Qualität der einzelnen Beiträge –lieblose und ungefilterte Zusammenstellungen sowie fehlende Authentizität machen sich schnell bemerkbar – und das komödiantische Talent des Autors. Viele Situationen sind einfach noch besser, wenn sie entsprechend kommentiert werden. Das vorliegende Buch punktet auf beiden Ebenen, vor allem aber auf letzterer. Steel ist als Comedian mindestens so gut wie als Polizist, sein Ton ist oft herrlich ironisch, aber niemals plump oder verletzend. Man merkt deutlich, dass er auch über sich selbst lachen kann.

Wie eingangs bereits erwähnt „eins von diesen Büchern“ – aber ein sehr gutes. Empfehlenswert für alle, die kurzweilige Unterhaltung suchen oder ein amüsantes Buch bevorzugen, das man jederzeit hervornehmen und wieder weglegen kann.


Titel: Bei Totschlag drücken Sie die #-Taste
Autor: Steel
Verlag: Piper
Seiten: 192
Richtpreis: CHF 13.90

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