Erika Mayr: „Die Stadtbienen“

Bienen in Berlin

Erika Mayr: „Die Stadtbienen. Eine Grossstadt-Imkerin erzählt.“ (Sachbuch)

Honig direkt vom Nachbarn; in einer Grossstadt nicht möglich? – Weit gefehlt! Erika Mayr erzählt in ihrem Buch “Die Stadtbienen” vom Imkern mitten in Berlin, davon, wie sie dazu kam, sich für Bienen zu interessieren, wie sie ihr erstes Bienenvolk erlangte und Weiteres aus dem Leben einer Imkerin.

Von Andrea Müller-Schmuki.

diestadtbienenDie Idee mag auf den ersten Blick verrückt erscheinen: Erika Mayr entschliesst sich, mitten in Berlin Bienenvölker auf Hausdächern zu halten. Bei genauerer Betrachtung ist das jedoch gar nicht so besonders, denn in den Städten werden heute wohl ebenso viele Bienenvölker gehalten wie auf dem Land. Dabei geht es in den Städten jedoch meistens ausschliesslich um den Honig, während auf dem Land die Bestäubungsleistung der Bienen wichtiger ist. Ohne Bienen gäbe es schliesslich kaum noch Äpfel, Birnen, Kirschen, Beeren, Kürbisse, Gurken, Melonen, Mandeln,… und sogar Karotten und Zwiebeln, die unter der Erde wachsen, gäbe es nur noch in geringen Mengen.

Grossstadthonig

Honig zu gewinnen ist ein aufwändiger Prozess und wer sich einmal mit Bienen beschäftigt hat, weiss das. Man muss warten, bis die Bienen die Waben mit Honig gefüllt haben – nimmt man den Honig zu früh, beginnt er im Glas zu gären. Darauf folgt: Honigwaben aus der Beute entnehmen, entdeckeln, das heisst die Wachsdeckel von den Waben abheben, ohne dabei zu viel kostbaren Honig zu verschwenden, Honig aus den Waben schleudern, ruhen lassen, Verunreinigungen abschöpfen, Honig cremig rühren, in Gläser füllen…
Ausserdem produzieren die Bienen den Honig natürlich für sich selbst und nicht für Räuber, wie der Mensch einer ist. Wenn man den Bienen zu viel Honig nimmt, dann überleben sie den Winter nicht. Man muss ihnen als Ersatz also auf den Winter hin Zuckersirup geben. Doch wie viel ist genug, damit die Bienen den Winter überstehen? Und wie viel ist zu viel, sodass das Futter in den Waben nicht mehr genug Platz lässt für die Eier, welche die Königin ebenfalls in die Waben legt?

Beim Imkern geht es jedoch um viel mehr als nur um guten Honig: Erika Mayr erzählt vom Züchten, von verirrten Jungvölkern, die sie einfangen musste, von einem Bienenvolk, das abgehauen ist, von ängstlichen Nachbarn, von ihrem Imkerpaten, von ihren acht Grossvätern im Imkerverein, von Bienenvölkern ohne Königin, von verschiedenen Imkervereinen und von vielem mehr.
Immer wieder wird dabei darauf hingewiesen, wie schlecht doch unsere materialistische Welt ist, wie wertvoll die Bienen sind, wie wichtig Naturverbundenheit ist, wie zentral es ist, zu erkennen, dass wir nur Teil eines Ganzen sind. Leider einfach zu schulmeisterlich und pathetisch!


Das will gelernt sein!

Imkern ist ein Handwerk, das viele Überraschungen bereithält, bei dem man sich immer wieder mit Neuem, Unerwartetem arrangieren und sich an den Rhythmus der Natur anpassen muss.
Aber nicht nur das Imkern hat so seine Tücken. Auch das Bücherschreiben will gelernt sein! – In den ersten fünfzig Seiten ihres Buches beschreibt Erika Mayr, was sie in ihrem Leben so gemacht hat, wie sie nach Berlin kam, weshalb sie blieb, was sie in Kanada gemacht hat, wie sie sich ihr Leben vorstellt, was sie mag und was nicht, wie sie ihre grosse Liebe fand und schliesslich dann auch, wie es kam, dass sie von Bienen fasziniert ist. Alle diese Dinge dürften einen an Bienen interessierten Leser wenig bis gar nicht fesseln und so ist gerade der Anfang von „Die Stadtbienen“ leider alles andere als ein Zuckerschlecken.

Titel: Die Stadtbienen. Eine Grossstadt-Imkerin erzählt.        
Autorin: Erika Mayr
Verlag: Knaur
Seiten: 248
Richtpreis: CHF 13.40

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