Helge Timmerberg: „African Queen“
Kunterbuntes Afrika
Helge Timmerberg: „African Queen. Ein Abenteuer“ (Reisereportage)
Der Journalist und Reiseschriftsteller Helge Timmerberg liebt Abenteuer. Er ist sich nur noch nicht sicher, ob die Liebe oder das Reisen das grössere Abenteuer ist. Im neusten Buch versucht er dies herauszufinden und wagt sich auf einen neuen Kontinent.
Von Luzia Zollinger.
Einfach so fliegt man nicht nach Afrika, denn für ein verlängertes Wochenende ist dies definitiv zu weit weg von Europa. Also bereist man Afrika, weil man schon lange diesen Kontinent erleben will, weil man dort jemanden kennt, oder – wie Helge Timmerberg – weil die grosse Liebe einen Job in einer Luxuslodge in Mozambique hat.
Farbenfrohe Himmelspoesie
Die Vorfreude des reisebegeisterten Timmerberg wird abrupt gestört, als er bereits im ersten Hotelzimmer in Malawi Kakerlaken töten muss, um für seine Liebe Lisa den Held zu spielen. Willkommen in Afrika! Die abenteuerliche Reise beginnt auf dem rostigen Dampfschiff Ilala, das Helge und Lisa zur Lodge bringen soll. Während der Überfahrt auf dem drittgrössten See von Afrika, dem Malawisee, verfärbt sich der Himmel über ihnen wie „auf dem Umschlag eines Afrikaromans: rubinrot, rosenrot, rotweinrot und zur anderen Hälfte mangoorange und zitronengelb“.
Unterwegs sein
Auch wenn man noch so abgelegen wohnt und arbeitet, bleibt man von der Bürokratie nicht verschont. Dies erfährt Lisa mit ihrem österreichischen Pass am eigenen Leib. Für Mozambique braucht sie wie Timmerberg ein Visum. Aber sie müssen monatlich einmal über die Grenze und wieder zurück. Im Gegensatz zum Deutschen Timmerberg braucht Lisa auch für Malawi ein Visum, welches für die beiden am nächsten liegt, um über die Grenzen zu gehen. Und nun geht ein weiteres nervenaufreibendes Abenteuer los, bis Lisa erstens ihren Pass wieder zurückbekommt, den sie dummerweise einem Schiffsfahrer mitgegeben hat und bis sie schlussendlich ihr Visum in den Händen hält. Und Helge hat endlich wieder etwas zu tun, denn nur auf der Lodge zu sein und zu baden, ist ihm definitiv zu wenig. Einige Tage später erhält er ein Mail einer deutschen Zeitung, die ihm wie gelegen kommt. Timmerberg soll nach Burkina Faso zur Baustelle einer neuen Oper, die Christoph Schlingensief ins Leben gerufen hat. Lisa ist alles andere als begeistert, doch Timmerberg fliegt ab. Immer wieder kommt in den einzelnen Kapiteln Timmerbergs Beruf als Journalist zum Vorschein. Journalist zu sein ist kein Beruf, sondern Berufung: „Ich bin ein Reportagenjunkie. Ich blühe auf unter Stress. Und gehe ein am Strand.“
Nebst den Erlebnissen vor Ort schildert Timmerberg den schwierigen Weg der Liebe. „Ich traue der Liebe nicht, wenn sie mich umarmt, weil ich das Messer fürchte, das sie dabei für gewöhnlich in der Hand hält“, fasst Timmerberg zusammen. Dies und noch viel mehr beschreibt er mit einer lebendigen, aber sehr lockeren Sprache, die sich durch das gesamte Buch zieht. Da wünscht sich der Leser manchmal etwas weniger dieser seichten Kost. Trotzdem: Timmerberg nimmt einen mit in eine fremde Kultur, die durch die einzelnen Reportagen lebendig wird und Lust auf eine Reise nach Afrika erweckt.
Titel: African Queen. Ein Abenteuer
Autor: Helge Timmerberg
Verlag: Rowohlt
Seiten: 288
Richtpreis: CHF 28.50