Herausgepickte Zahlen zur Schweiz
Im Land der Datenberge
Nahaufnahmen nimmt Sie auf einen kleinen Streifzug durch das Land der Zahlen und Daten mit. Es wird eine wilde Fahrt: Bitte schnallen Sie sich an!
Von Martin Geiser
Das Bundesamt für Statistik (BFS) schätzt, dass in Verlauf des Sommers rund acht Millionen Menschen in der Schweiz leben werden. Etliche wandern zwar ein, aber viele werden auch hier geboren: Im Jahr 2011 zum Beispiel 80’808 Kinder. Von diesen heissen – ebenfalls gemäss BFS – stolze 449 Buben mit Vornamen Noah.
Die Vornamensstatistik und ebenso die Meldung über das Überschreiten der Acht-Millionen-Grenze verhelfen dem Bundesamt für Statistik zu einer Erwähnung in den Zeitungen und in der Tagesschau. Andere Zahlen, die das BFS veröffentlicht, interessieren oft nur Spezialisten. Dabei haben die Publikationen der Datensammler durchaus spannende Fakten zu bieten.
Es ist ein regelrechter Dschungel, dessen Dickicht scheinbar undurchdringlich scheint. Aber nur auf den ersten Blick, denn natürlich ist alles strukturiert und durchdacht. Ganz im Gegensatz zum nun folgenden Streifzug, der Sie eher zufällig zu willkürlich herausgepickten Fakten führt.
Beginnen wir bei der Geburt. Wie alt war Ihre Mutter, als sie Sie zur Welt brachte? Entsprach sie dem Durchschnittsalter der Mutter bei Geburt des ersten Kindes? Dieses lag 1960 bei 26,0 Jahren, 2010 betrug es 30,2 Jahre.
Gleich nach den Kindern kommt bei manchen Schweizern das Auto. Betrachtet man die Anzahl Personenwagen im Jahr 1950 von 146’998, wird klar, wie ruhig es damals auf unseren Strassen gewesen sein muss. Aber auch noch 1980 gab es „erst“ 2’246’752 Personenwagen. Kein Vergleich zur Blechlawine von 2010: 4’075’825 Wagen fuhren und standen im Land herum. Dass damit weniger als zwei Person auf einen Wagen kommen, haben Sie natürlich schon berechnet.
Wer mit dem Auto unterwegs ist, riskiert unter Umständen eine Kollision mit einem Wildschwein. Während dies für das betroffene Tier sicher bedauerlich ist, entwickelt sich der Bestand der Art zahlenmässig erfreulich. Dies zumindest legt die Zahl der auf der Jagd erlegten Wildschweine nahe: Sie stieg massiv an. Waren es 1970 gerade mal 60 Tiere, erlegten die Schweizer Jäger 2010 ganze 7’647 Exemplare.
Keinesfalls gejagt werden dürfen gefährdete Arten. Die Rote Liste wird auch in der Schweiz nicht kürzer. So beträgt etwa der Anteil der bedrohten Vögel gemessen an der Gesamtheit der bekannten Vogelarten 39%.
Statt Vögel mit Federn hat es in der Luft solche aus Stahl. Sie transportieren rund einen Viertel der Schweizer Reisenden, die ins Ausland wollen. Dort gedenken sie sich in erster Linie zu erholen (auch das erfasst die Statistik). Aber offenbar zeiht es die Schweizer weniger in den Urlaub als auch schon. Im Jahr 2010 betrug die Anzahl Reisen mit Übernachtungen pro Person 2,6 – 2008 waren es noch 3,2.
Ob wir statt auf Reisen eher ins Kino gehen? Die Anzahl Sitzplätze in den Schweizer Kinos stieg jedenfalls von 96’431 (1993) auf 106’642 (2010). Dagegen sank jedoch die Zahl der Kinos im gleichen Zeitraum von 302 auf 288.
Wer einen Kinobesuch unternimmt und Raucher ist, fragt sich: Lass‘ ich die Zigaretten gleich zu Hause? 72,1% Nichtraucher haben dieses Problem gar nicht. Die Zahl stammt aus dem Jahr 2007. Damals betrug der Anteil der Rauchenden, die mit dem Rauchen aufhören möchten 61,5%. Wieviele es wohl inzwischen geschafft haben?
Viel Rauch steigt auch aus den Kaminen unserer Kehrichtverbrennungsanlagen: Die Menge verbrannter und deponierter Siedlungsabfälle betrug 1970 noch 1,64 Millionen Tonnen (260 kg pro Person). 40 Jahre später waren es 2,76 Millionen Tonnen, was 349 kg pro Person entspricht.
Was da nicht alles auf dem Müll landet! Wer widersteht schon den Verlockungen von immer neuen und vermeintlich besseren Dingen. Wie zum Beispiel einem Smartphone statt des antiken Tastenhandys. Die Nachfrage nach mobiler Kommunikation widerspiegelt sich in der Anzahl Standorte von Mobilfunkantennen. Sie wuchs von 2’844 im Jahr 1999 auf 14’476 im Jahr 2010 (provisorische Schätzung).
Smartphones sind gewiss auch in der Schule ein Thema: Wer keines hat, ist voll der Loser. Egal auf welcher Schulstufe. Welche höchste abgeschlossene Ausbildung haben Sie erreicht? 2011 hatten 17,4% der Frauen und 11,5% der Männer (im Alter von 25-64) keine nach-obligatorische Ausbildung.
Keine Ausbildung mehr absolvieren wollen wahrscheinlich die meisten Rentner. Womit wir bei der AHV angelangt wären und bei deren Ausgaben. Im Jahr 1970 betrugen diese 3 Milliarden Franken; im Jahr 2010 waren es 38 Milliarden Franken.
Dieses Beispiel am Ende unseres Streifzugs zeigt auch exemplarisch, dass herausgepickte Zahlen nicht immer besonders aussagekräftig sind. Die Einnahmen sind natürlich im den letzten Jahrzehnten ebenfalls gestiegen. Und sie können mit den Ausgaben in der Regel mithalten.
Das war, Sie ahnen es, nur der Bruchteil eines Bruchteils dessen, was die Mitarbeiter des BFS zusammentragen.
Und alle diese Zahlen sind bloss ein paar Klicks entfernt: Beim Bundesamt für Statistik