Jan Zweyer: „Töwerland brennt“
Heisse Idylle
Jan Zweyer: „Töwerland brennt“ (Kriminalroman)
Töwerland, Zauberland. So wird die Nordseeinsel Juist (D) von ihren Bewohnern und Stammgästen genannt. Doch so zauberhaft wie der plattdeutsche Spitzname verrät, zeigt sich die Insel in Jan Zweyers zweitem Töwerland-Krimi nicht. Denn ein Feuerteufel treibt sein Unwesen.
Von Fee Anabelle Riebeling
Eigentlich hatte Jan Zweyer nicht vor, noch einen weiteren Töwerland-Krimi zu schreiben. Zu überwältigend seien die Reaktionen auf die ersten Insel-Abenteuer gewesen. So gibt es auf Juist heute sogar das Krimi-Festival „Tatort Töwerland“ sowie ein gleichnamiges Stipendium, welches Autoren ermöglicht, 14 Tage auf der Insel zu leben und in Ruhe – die Insel ist autofrei – zu schreiben. „Das kann ein neuer Krimi natürlich nicht mehr erreichen“, schreibt der so geehrte Autor auf seiner Internetseite.
Bedrohung im Paradies
Trotz dieser Bedenken hat sich Jan Zweyer nun an einen zweiten Teil gewagt. Und darin treibt er es arg mit den Bewohnern der Insel, die ihm nach dem Erstling „Tatort Töwerland“ ein so grosses Denkmal gesetzt haben. Denn in „Töwerland brennt“ treibt sich ein Feuerteufel auf der Insel herum. Immer wieder lodern kleinere Brände auf und versetzen die Bewohner in Schrecken. Einer von ihnen bekommt es schliesslich richtig mit der Angst zu tun: Gerrit Harms, denn der erhält mysteriöse und zudem noch eindeutige Drohbriefe. Sie alle enden mit der Zeile „Töwerland brennt“.
Eine Verbindung zu den Bränden scheint offensichtlich. In seiner Not bittet der Besitzer des altehrwürdigen Sanddornhotels Anwalt Rainer Esch um Hilfe, der bereits früher schon einmal auf der Insel für Ruhe und Ordnung gesorgt hat. Er könne inkognito, als Versicherungsmitarbeiter getarnt, anreisen und so die Ermittlungen vorantreiben, schlägt Harms vor. Nach reiflicher Überlegung willigt der inoffizielle Privatdetektiv aus dem nordrhein-westfälischen Herne ein. Ihn reizt die ungewöhnliche Aufgabe, die Zeit auf der Zauberinsel – und das Honorar, das ihm in Aussicht gestellt wird. Er reist nach Juist und beginnt sich umzuhören.
Irrungen und Wirrungen
Schon bald bereut der Anwalt, den Deal angenommen zu haben. Denn trotz seiner Bemühungen, kommt er mit seinen Recherchen kein Stück voran. Doch dann geht erneut ein Gebäude in Flammen auf. Der Täter wird schnell gefasst. Es scheint, als habe sich damit Eschs Auftrag erledigt. Aber dann taucht ein weiterer Drohbrief auf. Wie die anderen zuvor, endet auch dieser mit den Worten „Töwerland brennt“. Und damit ist der vermeintliche Versicherungsmitarbeiter zurück im Spiel.
Bei einem Spaziergang versucht Rainer Esch seine Gedanken zu ordnen. Das gelingt ihm so lange, bis das Meer eine im Watt eingegrabene Leiche freigibt. Ein Mann, nackt, gefesselt und damit ganz eindeutig einem Mord zum Opfer gefallen. Nach diesem Fund ist Eschs Eifer neu entfacht: Die Häufung von Verbrechen kann kein Zufall sein. Folglich muss zwischen den einzelnen Vorkommnissen eine Verbindung bestehen. Bloss welche? So viel sei verraten: Des Rätsels Lösung ist bis zum Schluss nicht vorhersehbar.
Das ist eine der beiden grossen Stärken von „Töwerland brennt“. Die andere: Jan Zweyer weiss die verschiedenen Handlungsstränge gekonnt miteinander zu verknüpfen. Dadurch bekommt die Handlung jene Tiefe, die gut zu dem wahren Auslöser für den Showdown im Watt vor Juist passt. Jan Zweyer, herzlich willkommen zurück!
Titel: Töwerland brennt.
Autor: Jan Zweyer
Verlag: Grafit
Seiten: 219
Richtpreis: CHF 14.90