Englische Sprache – schwere Sprache
Englische Sprache – schwere Sprache
Dass Englisch nicht die einfachste Sprache ist, ist mir aus meinen Schultagen noch lebhaft in Erinnerung. Doch dass diese Kommunikationsmethode zu ziemlich spannenden, ja teilweise eher schrägen Sätzen führen kann, wird mir erst jetzt immer wieder bewusst. Hier sind die Top 5 meiner gesammelten Versprecher:
1. Jane und ich sind, wie jede Woche, am «Tschaf»-Schneiden. Dabei werden Heuballen in einen Trichter der Cuttermaschine gestopft. Sie kommen dann, zu Heuschnitzeln zerkleinert, unten wieder heraus. Ich frage Jane jeweils, wie viele Heuballen sie heute schneiden wolle: «How many balls do you like for cutting?» Grosse Augen, und wie aus der Pistole geschossen die Korrektur: «Bale!» Erst als Gerhard anderntags die Kälber kastriert, erkenne ich mit einem feinen Lächeln auf den Stockzähnen den kleinen, aber doch sehr bedeutungsvollen Unterschied zwischen «Bale» und «Balls». «Balls» ist das samenproduzierende Geschlechtsorgan des Männleins. Zum gleichen Zeitpunkt geht mir auch ein Licht auf, weshalb eine gute kanadisch-schweizerische Freundin laut herauslachte, als wir letzten Winter durch den Coop schlenderten und sie Schoggikugeln mit der Aufschrift «Crunchy-balls» entdeckte…
2. Manchmal sind es auch nur Differenzen der Aussprache, die Sätze einen ganz anderen Sinn geben: So fragte ich Gerhard, ob wir den Pferden die Decken anziehen sollen, damit sie bei der nächtlichen Kälte nicht frieren. «Should we put the ruogs on the horses?» und betone dabei das «o» zu stark. Aus meinen Decken (Rugs) wurden dadurch plötzlich «rocks», also Steine. «Wie willst du das denn anstellen?», kommt die Rückfrage. Gesagt hatte ich nämlich: «Sollen wir die Steine auf die Pferde tun?»
3. Schweigend wandern wir von den Weiden in den Stall. Unterbreche die Stille mit einem Wetter-Smalltalk: «Drug clouds tonight.» Vergesse wohl nie mehr Gerhards Gesichtsausdruck. Der Inhalt des Satzes sollte sein: «Dunkle Wolken heute Abend.» Doch das cheibe «r» vom ersten Wort ist mir nach vorne gerutscht, und aus «dark» (dunkel) wurde «drug» (Drogen). Na gut, vielleicht hatten diese Wolken ja tatsächlich etwas Marihuana geraucht. Wer weiss, wir werden dies wohl nie erfahren.
4. Gerhard und ich sind mit dem Morgenstall beschäftigt. Es riecht nach Regen. Schnell, schnell bringen wir die Pferde in die Boxen zurück. «Put the dirt out of the feed!», weist er mich an. Hä, wie kommt denn der Dreck in das Futter? Stehe da wie ein Fragezeichen. Erst als er mir den Hufkratzer in die Hand drückt, verstehe ich, er meint «feets», also Füsse. In solchen Situationen wären schwebende Sprechblasen eigentlich ganz hilfreich.
5. Lunchtime. Zusammen mit Jane und Gerhard sitze ich am Tisch. Beginne ihnen zu erzählen, wie mir der Nachbar am Morgen geholfen hat, die ausgebüxten Kühe von der Strasse zu treiben. Doch schon beim ersten Wort, dem falsch betonten «neighbour» (Nachbar), das so zu einem «neigh-bare» verkommt, sehe ich Fragezeichen am anderen Ende des Tisches aufsteigen. Später am Abend studiere ich mein allwissendes Wörterbuch. Dieses erklärt mir: «neigh» bedeutet wiehern, «bare» bedeutet nackt. Der Satz hat wohl so irgendwie geklungen: «wiehernd nackt habe ich die Kühe von der Strasse getrieben.» Dies wäre natürlich auch eine Methode, um den Job zu erledigen…
Es grüsst aus dem Land der Situationskomiken, Aurelia