Interview zum Buch „Post aus… Australien, Neuseeland und China“

Interview zum Buch „Post aus… Australien, Neuseeland und China“

Australien1 045nahaufnahmen.ch: Du wolltest ins Ausland, um Englisch zu lernen und einen Einblick in die Arbeitswelt zu erhalten. Warum fiel deine Wahl ausgerechnet auf Australien?

Mein Vater bereiste vor rund 40 Jahren den roten Kontinent. Bis zum heutigen Zeitpunkt schwärmt er immer wieder von dieser Zeit und den gemachten Erfahrunget. So war es für mich schon früh klar,  dass ich dieses geschichtenumwobene Land auf eigene Faust entdecken wollte.


Fiel es Dir nicht sehr schwer, die Schweiz, deine Freunde und Familie für so lange Zeit zu verlassen?

Hm, ursprünglich war ein halbjähriger Aufenthalt geplant. So war es ein Abschied für „nur“ 6 Monate. Auch die Vorfreude auf das Neue/Unbekannte war bei der Abreise grösser als die Gedanken an den kommenden Verlust.


Welches ist der grösste Unterschied zwischen der Landwirtschaft in Australien und derjenigen in der Schweiz?

Definitiv die Grössenverhältnisse. Während hier in der Schweiz ein durchschnittlicher Bauernbetrieb mit 20 Kühen sein Lebensunterhalt bestreitet, sind es in Down Under 20’000 Vierbeiner. Diese Gegebenheiten haben folglich auch einen enormen Einfluss auf die Tierschutzbestimmungen, die, im Gegensatz zu der Schweiz, nur minimal oder gar nicht vorhanden sind.


Konntest Du hier erworbene landwirtschaftliche Kenntnisse problemlos auf die Situation in Australien übertragen oder war alles ganz anders?

Wie schon angedeutet, liegt die grösste „Umgewöhnung“ beim Umgang mit der Umwelt. Während hier in der Schweiz dem Wohl der Tiere und der Natur eine immer grössere Bedeutung zugeschrieben wird, was ich persönlich auch befürworte, ist der Australier auf rationelles kostengünstiges Handeln bedacht. Nicht zuletzt weil er mit den Weltmarktpreisen mithalten muss.


Einige Zeit hast du im australischen Outback in einer Contract-Mustering-Crew gearbeitet. Wie muss man sich einen gewöhnlichen Tagesablauf als Cowboy vorstellen?

Während meiner Zeit als Jillaroo (Cowgirl) hatte ich zwei Jobs: Die anfallende Rinderarbeit und Camp-Köchin.

Ein typischer Arbeitstag startete um 4.30 morgens mit dem Zubereiten eines gekochten Frühstück, und dem bis zu 20 Brötchenschmieren für das Mittagessen.

Um ca. 6 Uhr wurden die Pferde gesattelt und der Rinder-Arbeit nachgegangen.

Nach Sonnenuntergang gings wieder zurück ins Camp. Während die Cowboys Pferde versorgten oder die Motorbikes reparierten, bereitete ich das Abendessen zu. Oftmals typische Schweizer Küche, wie Spätzli und Gschnätzlets oder Rösti mit Steak.

Gleichzeitig buk ich noch Kekse und Brot für den Znüni.

Nach solch einem Tag schlüpfte ich müd,e aber glücklich um 23.00 Uhr wieder in meinen Schlafsack.


Wie bist du in Australien aufgenommen worden?

Sehr gut. Die Australier sind ein sehr offenes und äusserst gastfreundliches Volk. Ohne Vorurteile oder Misstrauen gegenüber Neuem.


Worin unterscheidet sich der typische Australier am meisten vom typischen Schweizer?

Ein australiescher Leitgedanke ist: „No worries“, was soviel bedeutet wie „Keine Sorgen“. Genau so leben die Aussies, sie leben das Leben locker und sorglos. Dagegen sind die Schweizer ein Volk von Arbeitern und Vorausdenkern. Ein bisschen Schweizer Bewusstsein gemischt mit einer Prise australischer Sorglosigkeit wäre wohl perfekt.


Was fehlt dir hier in der Schweiz? Was würdest du aus Australien am liebsten importieren?

Das Schlafen unter dem unendlichen Sternenfirnament der südlichen Erdhalbkugel. Leider sind die Davoser Tempraturen für solche Vorhaben etwas gar kühl.


Könntest du dir vorstellen, nach Australien auszuwandern?

Direkt nach meiner Heimkehr war es sehr wohl ein Thema, hier in der Schweiz die Zelte für immer abzubrechen. Inzwischen sehe ich die Realität klarer. Das ganze soziale System ist hier in der Schweiz auf unglaublich hohem Niveau. Eine Sicherheitt, die mehr wert ist, als ein tolles Klima oder Freiheit.


Hast du mit den Menschen, die du während deiner Auslandreise kennengelernt hast, noch Kontakt?

Dank facebook werde ich regelmässig über Neuigkeiten von der anderen Seite der Welt informiert. Eine Prise Ferien im Alltag J


Spielst du mit dem Gedanken, nochmals für längere Zeit ins Ausland zu gehen, oder bleibst du jetzt brav in Davos?

Ursprünglich wollte ich für 8 Monate nach Südafrika reisen. Ein junger Mann hat mir aber meine Pläne gründlich auf den Kopf gestellt…

Aber wer weiss, sag niemals nie.


Herzlichen Dank für das Interview.


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