„ROBOT and FRANK“ von Jake Schreier

Der alter Mann und der Roboter

robot and frank

Mit wem sprechen wir und wieso überhaupt? Was sollen wir irgendwann tun, wenn die Sprechknappheit kommt? Ein modernes Versprechen geben sich Frank Langella und Peter Saarsgard in „Robot und Frank“.

Von Jonas Widmer.

Die New Yorker Schulfreunde Christopher D. Ford und Jake Schreier haben eine zu Studienzeiten angedachte Idee nun in Jakes erstem Langspielfilm abgedreht. Was ganz lapidar „ROBOT und FRANK“ heisst, steht den Grossmeistern des Hollywood-Kinos in nichts nach. Es fällt ein Stein vom Herzen, wenn man nach einigen Schleifern versichert wird, dass diese Buddies mehr zustande bringen als die zu Hochglanz gerenderte Werbung für Absolut Vodka oder den gelungenen Schmusewitz für Mac Donalds; sie spielen einen wohlklingenden Ton. Frau und Mann sei also vorgewarnt: Nebst den Lachern, die von Komödien zu erwarten sind, sollten auch einige Tempos in den Hosentaschen liegen. Der Film berührt.

Klunkerräuber Frank wechselt haarfarblich von grau zu weiss und vieles kommt ihm nicht mehr so in den Sinn wie – aus Franks Perspektive –  damals in jungen Tagen. Während der Selbstvergewisserung dieser Lebenslogik wird er etwas zerzaust und schmuddelig, körperlich geht es auch nicht mehr tipptopp. Sein Sohn will helfen und bringt einen Roboter ins Haus, den Franks Tochter Madison ganz und gar nicht ausstehen kann. Frank kann ihn zu Beginn der Arbeit auch nicht ausstehen, weil sich dieses Tool nicht nach Lust und Laune manipulieren lässt, sondern sogar Vorschläge für aktive Betätigungen macht. Dann aber kommt Frank die gute Idee, die seinem Ärger Abhilfe schafft, nämlich den Roboter und dessen Fähigkeiten für eigene Zwecke einzusetzen.

MMF (Mensch und Maschine – oder umgekehrt – in Filmen)

„Was macht Leben aus?“ hat sich ein jüdischer Gelehrter des Mittelalters bereits bei der Niederschrift des Golem fragen müssen. Es versteht sich von selbst, dass diese grosse Frage im Zentrum theologischer Reflexion und anderer religiöser Äusserung steht. In der Filmgeschichte ist die Verbindung von ewigen Fragen mit knackigen Ideen und zeitgenössischem Stil seit Längerem zum Kinderüberraschungsei am anderen Ende des atlantischen Ozeans geworden. In „ROBOT and FRANK“ geht es um die Frage nach der Definition von Leben einerseits, und die Idee eines auf die Probe gestellten WinWin-Verhältnisses zwischen Mensch und Maschine andererseits. Zweiteres ist ja eigentlich auch eine Konstante in der Geschichte filmischen Erzählens der USA: „Terminator“ mit Kultschauspieler Schwarzenegger, „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“ mit Rapper Mos Def und schliesslich die grossartige Geschichte „Logan’s Run“, die auf der gleichnamigen Dystopie von William F. Nolan, in Zusammenarbeit mit George C. Johnson, basiert.

Ein verheultes Gesicht, doch polierte Beine

Was lernen wir nun von diesem jüngsten Ensemble rund um einen Alten-Plot? Ein hochkarätiges Schauspielerensemble ist Schreier zu Verfügung gestanden: Oskarpreisträgerin Susan Sarandon, der Grossmeister des Charmes Frank Langella, Liv Tyler, Marsden, als Stimme des Roboters Peter Saarsgard, und – für mich ein Glückstreffer – Jeremy Strong. Interessant ist vor allem, was Ford und Schreier mit Liv Tylers Figur Madison machen: Sie lassen die durch und durch hässliche Madison alleine in einem einzigen Augenblick – und mittels offensivem Beineinsatz – die glaubwürdige Schönheit der elfischen Prinzessin Arven wiederaufrichten.

Und was bleibt eigentlich von „ROBOT und FRANK“ hängen? Bestimmt einige Gedanken an die Realität der eigenen Nonna, die es glücklich macht, wenn sie die Namen vom Cousin Frank und Bruder Simon auseinanderhalten kann. Ebenso bleiben filmische Höhepunkte und einige Patzer hängen. Höhepunkte: Gekonnt eingesetzte Tiefenunschärfen in den Menschenmengen, die den Filminhalt verdichten; ein spielerisches Hin und Her zwischen Totalen und Close-ups, die Gedanken zum Ewigem und Vergänglichem anregen (die erste bewusst inszenierte Totale schreibt den märchenhaften Satz: „Sometime in the near future“ in ein perfekt gestaltetes, bewegtes Bild). Lassen Sie sich ruhig auf diesen Kinobesuch ein.

Ab dem 25. Oktober 2012 im Kino.

Originaltitel: ROBOT and FRANK (USA 2012)
Regie: Jake Schreier
Darsteller: Frank Langella, Peter Saarsgard, Liv Tyler, Susan Sarandon, James Marsden, Jeremy Strong
Genre: Komödie / Wissenschaftsfiktion
Dauer: 89 Minuten
Verleih: Ascot Elite

Trailer

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