Renate Menzi (Hrsg.): „Freitag. Ein Taschenbuch“
Kult ohne Ende
Renate Menzi (Hrsg.): „Freitag. Ein Taschenbuch“
Aus den Strassen weltweit sind die Taschen aus recycelten LKW-Planen nicht mehr wegzudenken. Wer selbst keine besitzt, kennt zumindest jemanden, der eine sein Eigen nennt. Wie es die Erfinder Daniel und Markus Freitag mit ihrer Idee so weit bringen konnten, zeigt «Freitag. Ein Taschenbuch» – auf unkonventionelle und aufschlussreiche Weise.
Von Fee Anabelle Riebeling.
Die Geschichte der Marke Freitag ist hinlänglich bekannt. Denn sie lässt sich schön und schnörkellos erzählen: Der Blick auf die Zürcher Stadtautobahn liess die Brüder Daniel und Markus Freitag, beides passionierte Velofahrer, im Jahr 1993 von einer Kuriertasche aus LKW-Planen träumen. Ihre Überlegung war: Wenn die Blachen kostbare Güter vor Nässe und Schmutz schützen, müssten sie auch die Inhalte von Taschen sicher verwahren. Die ersten Exemplare trugen sie selbst, die nächsten bereits Freunde und Bekannte. Seit einiger Zeit sind einige sogar Teil der Kollektion des Museums of Modern Art in New York.
Jede Menge Arbeit
Dass es so weit kommen konnte, ist nicht allein auf eine gute Idee und die gesunde Portion Swissness zurückzuführen, die das heute in Zürich-Oerlikon ansässige Unternehmen en passant seinen Produkten mit auf den Weg gibt. Denn hinter den freundlich-fröhlichen Taschen und Hüllen steckt jede Menge Arbeit. Und genau davon handelt «Freitag. Ein Taschenbuch». Darüber zu lesen könnte langweilig sein. Doch wenn dem so wäre, würde nicht Freitag auf dem Taschenbüchlein stehen. Und so wählen die Herausgeber für ihren Blick hinter die Kulissen des einstigen Start-ups einen ungewöhnlichen Weg.
Das Buch ist in zwei Kapitel aufgeteilt. Im ersten lassen die Macher in zahlreichen Interviews die Gebrüder Freitag sowie wichtige Wegbegleiter und Mitstreiter aus Bereichen wie Management, Online-Store oder Design zu Wort kommen. Auf diese Weise wird die Marke Freitag von verschiedenen Seiten beleuchtet. Das liest sich abwechslungsreich und zeigt deutlich, dass die Befragten nicht nur für Freitag arbeiten, sondern den mit den Produkten transportierten Lifestyle auch leben. Gleichzeitig ergibt sich durch die individuellen Beiträge ein Gesamtbild der Marke, das kurzweiliger und aufschlussreicher nicht sein könnte.
Das Auge liest mit
Die Texte werden von exemplarischen Schwarz-Weiss-Bildern begleitet. Das lockert die sowieso schon unterhaltsame Markenanalyse auch auf visueller Ebene auf. In zweiten Teil des Buches wird es dann bunt. Unter der Überschrift «Cases» widmen sich die Herausgeber den Themen Fans, Etikett, Aktion, Urform, Produktion, Top/Flop, Entwurf, Museum und noch einmal den Freitag-Brüdern selbst – dies ausschliesslich auf Bildern. Sie bestätigen noch einmal das in den Interviews Gesagte und erzählen zusätzlich ihre ganz eigene Geschichte.
Damit nach der Lektüre die Fakten auch tatsächlich sitzen, schliesst «Freitag. Ein Taschenbuch» mit einer tabellarischen Übersicht über die «Facts & Figures» der Unternehmensgeschichte ab. Auch das könnte absolut trocken daher kommen, doch selbst hier merkt der Leser, dass Freitag – und damit Design – zwischen den Buchdeckeln steckt. Denn die Informationen sind zusätzlich grafisch dargestellt. So steht eine Amerika-Flagge für den ersten Kontakt nach Übersee. Kleine Fabriken mit rauchendem Schornstein symbolisieren das Produktionswachstum der Firma. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit allen bisher erschienenen Freitag-Modellen – sowohl mit den nach wie vor existierenden, als auch mit den aus dem Programm genommenen. Das rundet die Studie in Buchform ab.
Titel: Freitag. Ein Taschenbuch
Herausgeber: Museum für Gestaltung, Renate Menzi
Verlag: Lars Müller Publishers
Seiten: 279
Richtpreis: CHF 29.90