Frau Freitag: „Voll streng, Frau Freitag“

Neue Geschichten aus der Lehrerperspektive

Frau Freitag: „Voll streng, Frau Freitag. Neues aus dem Schulalltag“ (Erfahrungsbericht)

Seit einigen Jahren schon sind sie aus keiner Buchhandlung mehr wegzudenken: Bücher, in denen uns ‚ganz normale Menschen‘ auf humorvolle Weise ihren Arbeitsalltag nahebringen. Neben Supermarktkassiererinnen, Reiseveranstaltern und Hotlineangestellten jeder Art ist hier vor allem eine Berufsgruppe besonders stark vertreten: die Lehrer.

Von Stefanie Feineis.

VollStrengFrauFreitagUnter dem Namen „Frau Freitag“ schildert die 1968 geborene Autorin nun schon zum zweiten Mal den ganz normalen Wahnsinn, den sie als Kunst- und Englischlehrerin an einer Gesamtschule jeden Tag erlebt.

Kurz vor Abschluss

Obwohl immer wieder auch Szenen mit anderen Klassen oder Gespräche mit Lehrerkollegen eigenschoben werden, steht eine bestimmte Klasse klar im Fokus des Geschehens. Wer „Chill mal, Frau Freitag“ gelesen hat, wird sich sicher noch gut an die Neunte erinnern, in der Frau Freitag Klassenlehrerin ist. Diese ist inzwischen im zehnten und letzten Jahr ihrer Schullaufbahn angelangt, und somit stehen Themen wie Schulabschluss, Bewerbung schreiben und Lehrstellensuche an. Doch wie man es von ihnen bereits gewohnt ist, interessieren sich Elif, Marcella, Emre, Bilal und die anderen weitaus mehr für wichtigere Dinge wie Makeup, Kopftuch-Styles, Handys und Facebook.

Facebook als Klassenbuch

Facebook erweist sich bald als das ideale Führungsinstrument für die gestresste Lehrerin: Hier werden die Schüler an wichtige Termine und Unterlagen erinnert, und hier erfährt Frau Freitag so ganz nebenbei, was ihre Schützlinge wirklich bewegt. Und obwohl sie sich des Öfteren kurz vor dem Nervenzusammenbruch befindet, schafft sie es doch stets irgendwie, Ordnung in den chaotischen Schulalltag zu bringen und ihre Klasse Richtung Prüfung zu lotsen. Doch was kommt danach? Wie werden sich die Schüler im ‚wahren Leben‘ zurechtfinden, und was macht eigentlich Frau Freitag ohne ihre gewohnte und auch irgendwie liebgewonnene Klasse?

Unterhaltungswert?

Bei der Lektüre spürt man deutlich die grosse Zuneigung zu den nicht immer ganz einfachen Schülern, die Frau Freitag zwar detailliert mit all ihren Schwächen und Problemen schildert, aber nie lächerlich macht. Zudem kann man zwischen den humoristischen Zeilen auch Ernsthaftes herauslesen, etwa, wie schwierig sich für Jugendliche mit Migrationshintergrund die Lehrstellensuche gestalten kann, oder wie frustrierend der Lehreralltag mitunter ist. Daneben schreibt die Autorin durchwegs unterhaltsam; doch gerade, wenn man das erste Buch bereits kannte, scheinen sich die Situationen und Reaktionen nach einer Weile zu wiederholen, oder zumindest zu ähneln. Doch wer auch nach diesem Buch noch nicht genug hat, dem sei das bald erscheinende dritte Buch „Ghetto Oma“ empfohlen, diesmal aus der Sicht von Frau Freitags Kollegin Fräulein Krise. Übrigens: Trotz des grossen Erfolgs ihrer Bücher geht die Autorin nach eigener Aussage immer noch jeden Tag gerne in die Schule.

Durch die kurzen Kapitel eignet sich das Buch sehr gut als kurzweilige „Zwischendurchlektüre“ – nicht nur für Lehrer.


Titel: Voll streng, Frau Freitag. Neues aus dem Schulalltag
Autorin: Frau Freitag
Verlag: Ullstein
Seiten: 285
Richtpreis: CHF 15.90

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