Breaking the Silence

Im Krieg vergisst jeder seine Moral

„Breaking the Silence. Israelische Soldaten berichten von ihrem Einsatz in den besetzten Gebieten“ (Erlebnisbericht)

Ehemalige Soldaten und Soldatinnen der israelischen Armee berichten von unfassbaren Erlebnissen in den besetzten Gebieten. Es ist ein Zeitzeugnis der israelischen Organisation Breaking the Silence, welches man als Leser zwischendurch weglegen muss, da es so brutal ist.

Von Luzia Zollinger.

breakingthesilenceEs gibt Bücher, die liest man, ohne dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Breaking the Silence“ gehört nicht zu dieser Art. Im Gegenteil. Es ist ein Buch, welches man fast nicht lesen kann, da die ehemaligen Soldaten detailliert ihre grauenhaften Erfahrungen und Taten – die sie zum Teil gesehen oder selbst begangen haben – schildern.

Augenzeugenberichte, die einen nicht kalt lassen

„Wenn du als Soldat einen Schritt in die besetzten Gebiete machst, dann ist das, als ob du deine Moral in den Reisswolf wirfst – nach einer Minute ist nichts mehr davon übrig“, sagt Jehuda Schaul, ehemaliger Soldat der israelischen Armee und Gründer von Breaking the Silence. Wie Recht er mit dieser Aussage hat, spürt der Leser von der ersten Seite des Buches an. Der Start dieses Zeitzeugnisses war im Juni 2004, als rund 60 ehemalige Soldaten der israelischen Verteidigungsarmee eine Ausstellung initiierten. Dort wurde ihr Wehrdienst anhand schriftlicher Augenzeugenberichte und Fotografien dokumentiert. Diese Ausstellung führte zur Gründung der Organisation Breaking the Silence.

Die Augenzeugenberichte, die wortwörtlich transkribiert wurden und so von der Umgangssprache israelischer Soldaten geprägt sind, liefern einen Einblick in das Funktionieren der israelischen Armee und in die Politik des Landes. Die ehemaligen Soldaten und Soldatinnen haben grossen Mut bewiesen, indem sie über ihre Erlebnisse berichtet haben. Denn es gibt eine ungeschriebene Regel, dass man über Einsätze im Krieg nicht spricht.

Krieg ist nie gerecht

Das Buch ist in einzelne Kapitel eingeteilt, die jeweils einen Augenzeugenbericht präsentieren und nicht nacheinander gelesen werden müssen. Es ist sogar ratsam, nicht zu viele Kapitel hintereinander zu lesen. Denn die Situationen wiederholen sich, wenn sie auch von anderen ehemaligen Soldaten an anderen Orten handeln.

Krieg ist immer grauenhaft und auf beiden Seiten leiden die Menschen. Es wird nicht nur von der israelischen Armee solche unfassbaren Augenzeugenberichte geben.


Titel: Breaking the Silence. Israelische Soldaten berichten von ihrem Einsatz in den besetzten Gebieten.
Übersetzerin: Barbara Kunz
Verlag: Econ
Seiten: 416
Richtpreis: CHF 29.90


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