Edda Minck: „Suppenmord“
Liebe geht durch den Magen. Mord etwa auch?
Edda Minck: „Suppenmord“ (Kriminalroman)
Wenn der übergewichtige Kölner Kommissar Hölderling und die leidenschaftliche Pathologin Annelies gemeinsam ermitteln, dann ist das wie eine Mischung aus CSI, „Der Bulle von Tölz“ und Mario Simmels kochendem Geheimagenten Thomas Lieven. Ein Menü, das dem Leser mundet?
Von Stefanie Feineis.
Eigentlich hat Gregor Hölderling Besseres zu tun, als am Klassentreffen seines Abiturjahrgangs teilzunehmen. Kochen, zum Beispiel. Das Rezept fürs perfekte Bœuf Bourguignon wartet nur darauf, von ihm getestet zu werden. Ausserdem steht ihm der Sinn so gar nicht nach den früheren Mitschülern, und schon gar nicht nach einem Wiedersehen mit seiner Ex Annelies.
Überbrodelnde Ereignisse
Nicht einmal die Tatsache, dass das Treffen diesmal in einem Romantikhotel stattfindet und dank des grosszügigen Vermächtnisses eines verstorbenen Klassenkameraden gar ein Luxusdinner und anschliessende Übernachtung beinhaltet, vermag Hölderling zu überzeugen. Erst seiner ebenso charmanten wie resoluten Haushaltshilfe Sophie gelingt es, ihn zur Teilnahme zu überreden. Und so macht sich der Kommissar durch den dichten Schnee auf zum Hotel seiner ehemaligen Klassenkameraden Conrad und Marielle Faust. Doch wohl fühlt er sich nicht, nicht einmal, als endlich zum Essen gebeten wird. Und statt besser wird die Situation nur schlimmer und schlimmer: ungeliebte ehemalige Klassenkameraden drängen sich geradezu auf, die Gegenwart von Annelies, die ihn vor vier Jahren verlassen hat, ist unerträglich, und dann fällt Marielle Faust auch noch während des Suppenganges plötzlich tot um.
Stockende Ermittlungen
Da das Hotel gegenwärtig in Folge starken Schneefalls von der Aussenwelt abgeschnitten ist, bleibt Hölderling nichts anderes übrig, als die Ermittlungen zunächst selbst in die Hand zu nehmen, unterstützt von seinem ehemals besten Freund Viktor – inzwischen ein erfolgreicher Scheidungsanwalt, seiner Ex Annelies, die sich sowieso nur in Gegenwart von Toten richtig wohlfühlt, und natürlich des Hotelkoches, der zwar wenig zur Klärung des Falls beiträgt, aber dafür mit seinen Kochkünsten dem stämmigen Kommissar moralisch beisteht. Und der Kreis der Verdächtigen ist weit, denn Feinde hatte die zickige Marielle bereits zu Schulzeiten mehr als genug. Nachdem herauskommt, dass sie nicht nur heimlich das Hotel umbauen, sondern sich auch von ihrem Mann scheiden lassen wollte, wird dieser kurzzeitig zum Hauptverdächtigen. Doch dann wird eine weitere Klassenkameradin tot aufgefunden, eine weitere scheint geflüchtet zu sein, die Küche wird kurzfristig zum Tatort, und zu allem Überfluss drohen die Essensvorräte auszugehen.
Halbgare Figuren
Was sich in der Zusammenfassung durchaus nach einem witzig-interessanten Krimi mit einem sympathisch-menschlichen Ermittler anhört, scheitert leider an der Umsetzung. So ist keine der Figuren wirklich sympathisch oder auch nur wirklich menschlich. Alle ähneln mehr Karikaturen als wahren Menschen. Die ‚Bösen‘ sind mit zu vielen Schwächen und negativen Eigenschaften ausgestattet, die sie geradezu unausstehlich machen und dem Leser das Gefühl geben, es in so einer Schulklasse keinen Tag aushalten zu können. Die ‚Guten‘ – Hölderling, Viktor und Annelies – erhalten zwar je eine Schwäche – Essen, heimliche Verliebtheit in die Freundin des besten Freundes und Leidenschaft für Leichen – die jedoch so übertrieben dargestellt sind, dass sie schon fast unglaubhaft wirken und zur einzigen definierenden Eigenschaft der Figuren werden, die all ihr Handeln bestimmt. Daneben gibt es noch ein paar blasse Nebenfiguren, die beim Leser keinen wirklichen Eindruck hinterlassen. Auch die Handlung und vor allem das Ende sind gerade für Fans von Fernsehkrimis zu vorhersehbar, und vermitteln insgesamt eher ein Gefühl von Cliché und Déjà-vu als Spannung und Überraschung.
Insgesamt trotz der interessanten Ideen ein eher fader Krimi, vergleichbar mit einer Folge von Tatort oder „Der Bulle von Tölz“, die zwar kurzzeitig unterhalten kann, insgesamt aber nicht so ganz den Erwartungen entspricht.
Titel: Suppenmord
Autorin: Edda Minck
Verlag: Rowohlt
Seiten: 255
Richtpreis: 13.50 CHF