Aliens: Colonial Marines (Gearbox)

Kill It With Fire

Aliens: Colonial Marines (Gearbox)

aliens2

Manchmal sollte man die Erwartungen nicht zu sehr schüren. Wäre Aliens: Colonial Marines nicht die offizielle Fortsetzung von Aliens und von Hersteller Gearbox nicht so stark beworben worden, wäre der Gesamteindruck des Spiels ein besserer – findet zumindest SEBASTIAN GEIGER.

Und es hätte so schön sein können. Eine der besten Lizenzen der Welt (Alien) in den Händen eines der besten Ego-Shooter-Entwickler-Studios (Gearbox – Borderlands und Borderlands 2) sollte eigentlich eine perfekte Mischung sein. Im Fall von Aliens: Colonial Marines ist dieser Anspruch ordentlich nach hinten losgegangen. Für sich allein wäre das Spiel ein akzeptabler Shooter, den es auch mit einem anderen Hintergrund geben könnte. Dank einer Demo, die Gearbox zeigte und der Tatsache, dass Aliens: Colonial Marines die offizielle Fortsetzung von James Camerons Aliens ist, zeigt, dass eine zu hohe Erwartungshaltung sehr schnell das Ende eines Spiels sein kann. Diese hatte Gearbox durch eine Demo geschürt,  das nicht nur besser aussieht als die jetzt vorliegende Version von Aliens: Colonial Marines, sondern auch noch atmosphärischer war und wesentlich intelligentere Gegner besaß als das fertige Spiel.

Doch kurz einen Schritt zurück. In Aliens: Colonial Marines erfährt der Spieler, wie es mit dem Raumschiff Sulaco und der Alien-Brut nach dem Sieg Ripleys über die Alien-Königin in Aliens weiter ging. Ein Haufen kantiger Marines suchen den Planeten ein zweites Mal auf, um Überlebende der ersten Mission zu bergen. Das bringt den Spieler in eine einmalige Situation: Da Aliens: Colonial Marines eine offizielle Fortsetzung ist, kann er die Schauplätze von Aliens ein zweites Mal besuchen und stolpert dabei über so manche Reminiszenz an den Filmklassiker. Auch das Sounddesign von Waffen und Umgebung ist gut und durchdacht und erinnert an die Alien-Filme. Leider sind damit die positiven Punkte im Grunde schon abgehakt. Die Aliens – im Film noch intelligente Mördermaschinen – führen sich im Spiel wie mittelmäßig begabte Zombies auf, die blindlings auf den Spieler zustürmen. Doch selbst mit dieser Taktik wären sie den Marine-Begleitern des Spielers noch haushoch überlegen, wären diese nicht unsterblich.

aliens

Für sich allein wären diese Tatsachen nicht weiter schlimm. Ist man Fan der Alien-Reihe gibt es genügend Anreize, das Spiel zu spielen, sieht man über die schreckliche AI der Aliens hinweg. Spaßig ist auch der Mehrspielermodus, der Alien gegen Marine-Gefechte online und eine Coop-Kampagne offline ermöglicht. Vielmehr stört der Eindruck, dass während der Entwicklung von Aliens: Colonial Marines gehörig etwas schief gegangen sein muss.

Inzwischen scheint das Debakel um Aliens: Colonial Marines auch Gearbox selbst aufgefallen zu sein. Schon vor Verkaufsbeginn kündigten die Entwickler DLC an, der im Rückblick einige frappierende Lücken im Spiel stopfen soll. So gibt es  bald einen Multiplayermodus, in dem vier Spieler kooperativ gegen immer neu heranstürmende Aliens kämpfen und ihr Schiff erreichen müssen. Ein Modus, den man auch gerne im Hauptspiel gehabt hätte. So bleibt Fans der Alien-Reihe nur, erst einmal abzuwarten und zu sehen, ob der DLC die Spielerfahrung von Aliens: Colonial Marines verbessert.

 


Bereits erschienen.

Originaltitel: Aliens: Colonial Marines
Systeme: PS3, Xbox 360, PC
Genre: Shooter
Entwickler: Gearbox
Veröffentlich von: SEGA

5 thoughts on “Aliens: Colonial Marines (Gearbox)

  • 19.02.2013 um 10:25 Uhr
    Permalink

    Um die Diskussion in Schwung zu bringen (und den mächtigen Zorn des gewaltigen Inderst auf den Plan zu rufen): Dieses Spiel hätte es schon schwer gehabt, wenn es nicht dahin geschludert gewesen wäre. Aufgrund der schweren Vorgängerbürde, die es tragen muss. Einem Vorgänger, der in meinen Augen schlecht gealtert ist, paradoxer Weise, weil er so verdammt einflussreich war. Oder wie ich im Anschluss an meine erste Sichtung des Films letztes Jahr festgehalten hab:

    „Space Marines mögen ursprünglich von Heinlein stammen, aber in diesem Film wurden sie erstmals richtig durchdekliniert… und wirken, mit dreissig Jahren Abstand, zünftig mickrig dabei. Kann sein, dass dies, damals, die Definition von badass war. Aber vom konsequenten Ende aus betrachtet, das sie damals selbst eingeleitet haben, von den oberschenkelhaft dräunenden Nacken von „Gears of War“ und Konsorten aus nämlich, wirkt das alles plötzlich reichlich schwachbrüstig, blutleer, wie eine eher gut gemeinte denn gute Kopie der Dinge, die das Original kopiert haben. Überhaupt: Wie man diesem Film ständig ansieht, wie einflussreich er war, aber sich dann gerade im Licht des davon Beeinflussten irgendwie ständig unterwältigt fühlt… seltsam.“

    Ich sag jetzt mal: Um mehr als durchschnittlich zu werden, hätte sich dieses Spiel voll auf die Mythologie der Serie einlassen müssen, und zwar die, die im ersten Teil installiert wurde. Sonst konnte es eigentlich nur business as usual werden, und dass es üble Geschäftspraktiken ausstellt, kann mich eigentlich nicht wirklich wundern.

    Discuss! (?)

  • 19.02.2013 um 11:10 Uhr
    Permalink

    Vor allem hatte das Franchise ja durchaus würdige Spieleableger Alien vs. Predator war was den Horror-Aspekt anging, überragend: Aliens sind immer wieder neu gespawnt und die Level waren unübersichtliche Labyrinthe in denen man als einzelner Marine mit den letzten 15 Schuss durch dunkle Gänge schlich und von dem Bewegungsmelder in den Wahnsinn getrieben wurde. Alien vs. Predator 2 war sogar noch besser. Gut, der Vorteil war, dass sich die Inhalte auf drei verschiedene Figuren verteilt haben.

    Was die Badassitude angeht: Space Marines im Alien-Universum sind badass, weil sie sich mit Viechern rumprügeln, die dort als die ultimativen Killermaschinen gelten. Der Unterschied zwischen den Spielfiguren in Gears of War und ihren Gegnern ist, dass sie halt keine spitzen Zähne im Gesicht haben und selbiges nicht aussieht wie ein explodierter Steinbruch. Ansonsten ist es ein epische Bromance hinter hüfthohen Deckungen, eigentlich mehr Bud Spencer, als irgendwas anderes.

    Was ich jetzt von Colonial Marines gesehen habe, geht genau in die falsche Richtung: Aliens mit der Waffe wegschubsen? Wenn sie an dir dran sind, BIST DU TOT. Das andere Problem sind natürlich Komfortfunktionen wie unsterbliche KI-Begleiter, die nur sterben, wenn das Drehbuch es erfordert. Colonial Marines hätte gut werden können, wenn die Aliens extrem tödlich gewesen wären, die Levels offen und die KI-Begleiter fragil, dafür aber kontrollierbar. Als Space Marine bist du hier nur Futter für den Fleischwolf aus einer anderen Welt, du darfst mitspielen, aber du bist nicht der Star der Show. Das andere Problem ist eben, dass gescriptete Sequenzen viel von ihrer Wirkung verloren haben, weil die Leute es inzwischen einfach verinnerlicht haben, dass eine Scriptsequenz sowas wie eine Werbepause ist, auch wenn man zwischendrin die Anweisung kriegt „Drücke X, um nicht zu sterben“. Offene Welt, fiese Aliens, knappe Munition, da hätte klappen können. So bleibts halt eine Fahrt durch eine abgeranzte Geisterbahn.

  • 19.02.2013 um 14:55 Uhr
    Permalink

    Folgendes habe Ich meiner Meinung zu Multiplayer-Modi zu entnehmen und hier zu veröffentlichen: Multiplayer ist nur in Beat ‚em ups und Shoot ‚em ups kein Gimmick, was daran liegt, dass diese beiden Genres Portierungen von Arcade-Spielen darstellen.
    Und die Prävalenz der Assoziation Multiplayer gleich Wettstreit spricht auch in diesem Fall gegen die Güte aller Multiplayer-Optionen aller Spiele.

  • 19.02.2013 um 20:12 Uhr
    Permalink

    Peter: Mehr Horror, mehr Survival… bin da ganz bei dir.

    Ich hab den Eindruck, dass sich von deinem Wunsch eine Brücke zu meiner Wahrnehmung von „Aliens“ schlagen lässt. Ich habe nach meiner ersten Sichtung nämlich exakt dasselbe in diesem Film vermisst, den ich direkt im Anschluss an “Alien” geschaut habe. Gerade im Vergleich schienen mir die Verletzbarkeit, die Ohnmacht, das Grauen, im zweiten Film… vielleicht nicht gerade trivialisiert, aber doch deutlich zurückgedreht, dadurch, dass die Aliens plötzlich Legion sind. Ultimative Killermaschinen, die dennoch erst im Schwarm antreten müssen, um gegen bewaffnete Truppen bestehen zu können. Aus der Jagd wird die Materialschlacht. Kann man natürlich machen, andere Interessen, andere Schwerpunkte, andere Metaphern etc. pp. Anderer Film.

    Aber einer, der so einflussreich war, dass das, was nach ihm kommt, auf ihn zurückfällt: “Gears of War” und Konsorten sind zwar keine Fortschreibung von “Aliens”. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie den Abstand gesehen haben, den “Aliens” zu “Alien” eingenommen hat, und der dadurch markierten Linie blindlings, oder konsequent weiter gefolgt sind. Dass da mal was anders war (nicht zuletzt Menschen, die draufgehen), scheint man dabei, euphorisiert vom exzellenten Handwerk, der Materialschlacht und dem Klingeln in den Ohren, übersehen und überhört zu haben. Das kann man Cameron natürlich nicht zum Vorwurf machen (auch wenn es seine Schwerpunktsetzung natürlich, wenn auch aus der Balance gekippt, widerspiegelt) — aber es prägt halt doch die heutige Sicht auf seinen Film, der durch das Prisma aller Nachfolger, Nachahmer und Bewunderer gebrochen zumindest auf mich schlicht… nicht unbedingt verbrauchter, aber doch historischer wirkte als sein Vorgänger. Wie ein Urknall, der aber paradoxer Weise beinahe verhalten klingt neben all den Explosionen, die aus ihm folgten.

    Da ich mit meiner verhaltenen Einschätzung des Films aber offensichtlich krass in der Minderheit bin, möchte ich wenigstens versichern: Ich bedauere mit dir, dass “Aliens: Colonial Marines” sich entschieden hat, sich bei der zeitgenössischen Ausprägung der bro-fistigen Space Marine-Epen zu orientieren statt an dem, was diesem Universum ursprünglich näher gelegen hätte (und in den von dir erwähnten Spielen ja auch erfasst wurde). (…obwohl der Entscheid vielleicht auch einfach der Unfähigkeit, bzw. der daraus entstandenen Notwendigkeit entsprungen ist — Kanonfutter und Überhelden sind in einem Spiel definitiv einfacher darzustellen als das Wechselspiel von intelligentem Jäger und nicht minder intelligenter Beute.)

  • 21.02.2013 um 09:03 Uhr
    Permalink

    Ich muss ihn mir mal ansehen, aber ich glaube den Schwund, den du beobachtest, werde ich nicht finden. Ansonsten, historischer Schwund ist immer, das Badass der 80iger unterscheidet sich halt von dem heutigen und sei es nur, dass es keine Sprüche mehr der Kategorie „Gruß aus Kettenhausen“ mehr gibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert