God of War: Ascension (Sony Computer Entertainment)
Friss oder Stirb, Suchti!
God of War: Ascension (Sony Computer Entertainment)
Der Fanboy frohlockte! Noch glaubte man nach God of War III, der epische Rachefeldzug des miesepetrigen Spartaners habe sein Ende gefunden — da reicht Sony das Prequel Ascension nach. Freude! Freude? Nunja, was da abgeliefert wurde, stellt zwar zufrieden. Jedoch nur mit einem fauligen Beigeschmack, findet FRANZISKA BECHTOLD.
God Of War ist eine dieser Marken, die man ausquetscht und breittritt, bis der allerletzte Tropfen Story aus dem Universum herausgepresst wurde und Kratos als ausgetrocknete Hülle zu Boden fällt. Und dann gibt es vielleicht noch ein Spin-off, denn man hat ja die eierlegende Wollmilchsau gefunden. Man munkelt jedoch, dass sich die Sonys exklusive Götter-Klopperei dieses Mal doch nicht so gut verkaufte, wie man es nach den Vorgängererfolgen hätte erwarten können. Nicht wirklich verwunderlich, denn nach der anfänglichen Euphorie kam über Medien und Spieler doch die Ernüchterung. Der Metascore war sicherlich nicht schlecht, aber so wirklich abfeiern konnte den Titel keiner. Dafür war er zu belanglos.
Guck böse, sei wütend!
Das ist leicht zu erklären. Wenn man das Spiel nämlich einmal auf seine elementaren Bestandteile herunterbricht, verliert GoW: Ascension den Charme, der über die drei Main-Title getragen werden konnte. Sie waren eine derbe Persiflage auf die ganze griechische Mythologie, stets mit einem Augenzwinkern, aber auch immer mit Substanz. Die Story war bisher nie wirklich komplex: Du bist wütend (das ist die Grundvoraussetzung). Person XY hat dir etwas getan, also erledige diese Aufgaben, mach was kaputt und am Schluss gibt’s einen fetten Bossfight. Yeah. Und nicht vergessen: Böse gucken! So simpel dieses Format zu sein scheint, so wichtig ist es doch, dass zumindest dies in sich schlüssig und nachvollziehbar bleibt.
Das ist beim aktuellsten Teil der Reihe leider nicht der Fall. Hinter all der Epicness, den over-the-top Cutscenes und dem opulentem Gemetzel steht eine kümmerliche Story. Kratos will nach der Paktschließung mit Ares aus seinem Gefängnis ausbrechen und den Furien entkommen. Dabei ist die Story allerdings so wirr erzählt, dass man schnell die Orientierung verliert. Warum soll ich denn jetzt überhaupt zum Orakel von Delphi gehen? Und vor allem, warum ist Kratos so eine wimmernde Pussy? “Mimimi, ich kann doch meinen Pakt mit Ares nicht brechen, mimimi” — Dafuq? Du bist Kratos, du kannst das. Als Ares mit Hilfe von Pandoras Büchse fiel, hat doch auch keiner gefragt, ob das wirklich eine so gute Idee ist. So richtig versteht man nicht, was man da eigentlich tut, aber es sieht nett aus. Kann das alles sein, was ich von so einem Vollpreis-Titel im Jahre 2013 erwarten darf und sollte?
Eigentlich nicht. GoW Ascension verliert sich derart in seinen epischen aber stets humoristisch übertriebenen Gewaltdarstellungen, dass jegliche Elemente, die der Figur Profil verleihen, ungreifbar im Hintergrund wabern. Episch waren auch die Vorgänger, aber sie reduzierten sich nicht selbst ausschließlich auf dieses Merkmal, sondern hauchten der Kulisse mit griffig erzählten Geschichten Leben ein. Neuerungen zum letzten next-gen Teil sind erkennbar, aber teilweise „verschlimmbessert“: Wollte man in den ersten Teilen fette neue Waffen zum Aufleveln und Liebhaben, dann mussten diverse Figuren der griechischen Mythologie dafür dran glauben. Ascension lässt die neuen Schlächter-Gadgets dafür lieber während der Kämpfe einfach so auftauchen. Schön ist die neue Aufwertung der Chaosklingen mit Elementarkraft. Schön wären auch die Rutschpartien, in denen die Waffen als Bremse zum Einsatz kommen, wären sie sparsamer platziert gewesen. Schön ist auch die Kulisse — noch schöner wäre sie, wenn Kratos während der Kämpfe trotzdem Mittelpunkt bleiben würde und nicht als winziges Figürchen darin verschwinden würde. Durchaus gute Ansätze, aber keine wirkliche Verbesserung. Das Prinzip „unzählige gesichtslose Gegner töten“ war schon mal spannender.
Achso. Einen Multiplayer-Modus gibt es auch, simpel aber pfiffig. Kann man machen, muss man nicht.
Die sucht treibt’s rein!
Trotz aller Kritik und allen Ärgers: Ich habe es gerne gespielt. Ich habe mich ergötzt am blutbespritzten, muskelbepackten Kratos, ihn durch die Gegnerhorden schnetzeln lassen, das wirklich detailverliebte und beeindruckende Setting bewundert und mich an all der Opulenz erfreut. Die Sucht treibt’s eben irgendwie rein, aber mit einem schalen Nachgeschmack. Bleibt zu hoffen, dass Kratos entweder einen innovativen PS4-Anstricht erhält, oder mit Ascension seine letzte Ruhestätte findet, bevor eine so markante, kontroverse Figur in der Bedeutungslosigkeit versinkt und nur noch möglichst häufig und brutal Köpfe/Arme/Beine abreißt. Wie heißt es so schön: Aufhören, wenn es am Schönsten ist!
Veröffentlichungsdatum: Bereits erschienen.
Originaltitel: God of War: Ascension
Plattform: PS3
Genre: Action Adventure / Hack and Slay
Entwickler: SCE Santa Monica Studios
Veröffentlicht von: Sony Computer Entertainment
Ein feiner, feiner Text. Chapeau Mrs. Bechtold. Chapeau