It was remade. In HD. OMG.

Wie damals. Fast.

HD Remakes von Computerspielen — ist schärfer alles?

Marke mit neuem Leben erfüllen. Marke ins Gedächtnis rufen. Fanservice bieten. Die Industrie badet seit ein paar Jahren in der trüben Suppe immer schneller auf den Markt geworfener HD-Remakes. Zeit für die nahaufnahmen.ch-Spieletruppe, sich ein paar Gedanken zu dem Thema zu machen: RUDOLF INDERST sammelt Meinungen.

Daniel Appel

HD-Remakes sind ja immer so eine Sache – der Geldmacherei-Vorwurf steht da berechtigterweise schnell im Raum, insbesondere wenn es sich um Spiele aus dem letzten Jahrzehnt handelt. Nicht zuletzt deswegen sind meine Remake-Wünsche tendenziell etwas älteren Datums. Zuvorderst stehen da selbstverständlich zwei meiner epischsten Jugend-RPG-Erfahrungen auf dem Zettel: Nämlich Final Fantasy 7 und Planescape Torment. Hatte Square-Enix beim PS3-Launch mit einer Techdemo schon Hoffnungen in Bezug auf eine FF7-Neuauflage geweckt (nur um sie wieder zu zerstreuen und nach dem mäßigen FF13 doch wieder anzufachen), ist eine halb-offizielle PlanescapeFortsetzung dank Kickstarter sogar in der Mache, und ein Remake des Originals derzeit im Gespräch.

Letzteres allerdings bei Overhaul Games, die schon die Tablet-Version des Baldurs Gate-Remakes verbockt haben. Das bringt uns dann auch schon zur interessanten Dimension der Remake-Frage: Reichen ein bloßes Auflösungs-Upscaling und ein paar neue Texturen für ein gutes Remake? Die Antwort haben uns die ruckelnden HD-Compilations von Zone of the Enders und Silent Hill auf der PS3 unlängst gegeben – sie lautet wenig überraschend: Nein. Und genau aus diesem Grund behalte ich im Zweifelsfall lieber die pixelige Erinnerung an liebgewonnene Klassiker, als ihr Andenken mit schlechten HD-Neuauflagen zu beschmutzen. Also Square bzw. Overhaul: Macht es richtig oder zieht die Notbremse — für beides wäre ich euch dankbar. Für alles andere nicht.

Rudolf Inderst

Als mich Achim Fehrenbach für ZEIT Online im August 2011 zu dem Thema HD-Remakes befragte, meinte ich zweierlei:

„Rudolf Inderst (…) erinnert sich gerne an Metal Gear Solid : The Twin Snakes (2004) auf dem GameCube. „Das Spiel war ein Remake des PlayStation-Klassikers Metal Gear Solid und hat mich durch und durch begeistert.“ Inderst hält den Nostalgiefaktor für einen wichtigen Kaufgrund: „Der Reiz liegt in der Möglichkeit, die geliebten Welten der eigenen Spielerbiographie erneut zu besuchen, ohne die Enttäuschung erleben zu müssen, mit einer veralteten Grafik-Engine oder anderen überkommenen technischen Grenzen konfrontiert zu werden.“

Zum Thema Nostalgie und Spiele sollte man übrigens dieses Werk unbedingt lesen! Wenig später kam ich noch einmal zu Wort:

„Der viel zitierte Charme der Originale ist in vielen Fällen leider nichts weiter als eine angenehme Erinnerung. Das eine Spielerlebnis gibt es sowieso nicht, da jeder Spieler sein eigenes Spielerlebnis generiert. Abgesehen davon war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch das noch junge Medium digitales Spiel der Versuchung nachgab, ’nachzubessern‘  – angesichts der seit vielen Jahren bestehenden Praxis der Film-Remakes hat es eigentlich recht lange gedauert.“

Aus den beiden Textstellen wird ersichtlich, dass ich HD-Remakes gegenüber eher kritisch eingestellt bin (good demakes for the win!). Die Schwierigkeit liegt u.a. darin begründet, dass der Begriff des Remakes ein recht schwammiger ist — was umfasst er in der Industrie-Praxis und was könnte er, geht man nach Spielerwünschen, inkludieren? Geht es lediglich um ein Aufpolieren oder greift man in Spielmechaniken ein, um in etwa vermeintliche Fehler auszumerzen? Es gibt Titel, die den scheinbaren Geist älterer Generationen atmen, wir nennen sie liebevoll retro-inspiriert, wie z.B. Super Meatboy. Diese Titel haben mit HD-Remakes, wie wir sie verstehen, allerdings wenig zu tun — außer, dass auch sie das Fass Nostalgie anzapfen. Dennoch wäre es eine große Freude, wenn eine ordentlich aufgebrezelte Fassung von folgenden Spielen auf der Markt käme: dem Brawler Streets of Rage II (Sega Mega Drive), dem Weltraumerkundungs-Abenteuer Star Flight (Sega Mega Drive), dem Koop-Actioner Secret Kommando (Sega Master System) und Baldur’s Gate: Dark Alliance (Xbox). Vielleicht wäre es auch möglich, HD-Remakes zu überspringen und gleich in Ultra-HD- bzw. 8k-Kategorien zu denken? Wir werden sehen, ob mit der Einführung der neuen Konsolengeneration der Trend weitergeht (und in welcher Geschwindigkeit!) – kommt bereits Ende 2014 The Last of Us als HD-Remake 1.5? Und wo bleibt eigentlich das Tony-Hawk-Pro-Skater-Hörspiel, das ich mir wünsche?

Volker Bonacker

Remakes — auch jene ohne HD — sind eigentlich eine attraktive Geschichte: Jüngere Generationen finden im Idealfall zum einen oder anderen Klassiker und besorgen sich anschließend nicht nur das Original, sondern auch das dazugehörige System. Bisweilen geht die Sache aber dermaßen schrecklich daneben, dass ein bis dato unantastbar geglaubter Schatz „beschmutzt“ wird durch ein Remake, dessen Bigotterie nur noch von gefakten Ray Ban Wayfarer (nebst Trägern) übertroffen wird. Goldeneye ist so ein Fall. Dann gibt es da noch HD-Remakes, die man sich gewünscht hat, weil die Originale nur noch schwer erhältlich sind. Die Team Ico Collection hat Nichtbesitzern von Shadow of the Colossus und Ico einen Bärendienst erwiesen.

Dennoch: So lange nur die Pixelanzahl nach oben geschraubt wird, bleibt der fade Beigeschmack. Was ich lieber sehen würde: vollständige Überarbeitungen alter 2D-Titel. Etwa dem grandiosen Mystic Quest für den Gameboy. Man stelle sich das in Farbe vor! In Third-Person-Optik irgendwo zwischen Tomb Raider und Zelda. So neu das eine oder andere sein sollte: Auf diverse Gameplay-Mechaniken der Neuzeit möchte ich dann doch lieber verzichten. Ein Rollenspiel mit Quick-Time-Events und Tutorial? Danke, nein. Dann lieber beim Original geblieben, so antiquiert das aus heutiger Sicht auch manchmal sein mag.

Norman Volkman

HD-Remakes sind für mich oft der einzige Grund mit alten Titeln/Serien doch noch zu beginnen. Außer der aktuellen Generation steht keine alte Konsole im Haus und das wird sich in Zukunft vermutlich nicht ändern. HD-Remakes meint ja oftmals nicht mehr als: „Du kannst dieses alte Spiel nun auf deiner neuen Konsole spielen, du faules Stück!“. Komplette grafische Überarbeitungen wie die von Monkey Island oder auch Halo CE sind Ausnahmen. Ob das gut oder schlecht ist, kann man pauschal wohl nicht sagen. Ich mochte es, die Hitman-Reihe so nachholen zu können, wie sie sich während der letzten Generation spielten.

Gleichzeitig störte ich mich an der umständlichen Steuerung, die es so eben nicht mehr geben würde. Banjo Kazooie wurde ebenfalls kaum geändert und hier fand ich genau das großartig – eben weil ich es bereits auf dem N64 mehrfach durchspielte und in Erinnerungen schwelgen wollte. Gegen das gleiche Spiel mit der Grafik aus Nuts and Bolts hätte ich trotzdem nichts. Gerade im Gespräch und für mich sehr verlockend: ein HD-Remake von Metal Gear Solid. Aus Bequemlichkeitsgründen!

Peter Klement

Als jemand, dem 2012 mit Black Mesa und XCOM gleich zwei hervorragende Remakes einfach so vor die Füße fielen, fällt es schwer nochmal etwas auf den Wunschzettel zu schreiben. Was jedoch großartig wäre – irgendwas ist halt immer: Remakes (und ich meine keine HD-Remakes) von X-Wing, TIE-Fighter und X-Wing: Alliance. Denn Space Shooter sind ein Kind der Neunziger, das einen rabiaten Transport ins 21. Jahrhundert ähnlich gut aufnehmen würde wie Nebukadnezar den Besuch von Bill und Ted. Doch mit ein bisschen Therapie könnten sich die Männer von „a long time ago, in a galaxy far away“ auch in der Zukunft zurechtfinden.

Christof Zurschmitten

Bei diesem Thema prägt — passender Weise — mein Alter meine Haltung. Wer wie ich noch Teil der Kaugummi-und-Spucke-Generation ist, für die frickeliges Gebastel und handfeste Gebete zum Gott der Elektrowarenabteilung Teil des Spielerlebnis war, sieht dem Phänomen HD-Remake mit zusammengekniffenen Augen entgegen. Dies aus zwei Gründen: Zum steht jemand, der mit 16-Farben-Grafikpaletten aufgewachsen ist, Grafiken älterer Schulde, die oft als eine der Hauptbarrieren zur Kontaktaufnahme mit der Vergangenheit angeführt werden, eventuell mit mehr Nachsicht entgegen. Zum anderen aber ist es für mich selbstverständlich, dass die meisten Klassiker vergangener Generation dank Emulatoren, Anbietern wie GOG und Programmen wie JoyToKey jederzeit relativ komfortabel zugänglich sind. (Ein wenig Willen zum Basteln vorausgesetzt.) Also alles nur Humbug und neumodischer Kram?

Nicht nur. Es gibt tatsächlich eine Schmerzschwelle, jenseits derer sogar Spiele, die nicht nur ihrer, sondern auch unserer Zeit noch voraus waren, nur noch mit medien-archäologischem Interesse genossen werden können. (Michael „Brainygamer“ Abbott machte diese Erfahrung, als er seinen Studenten das legendäre Ultima IV näherbringen wollte.) Insofern verstehe ich das bereits wiederholt eingebrachte Argument, Remakes könnten Spiele einer neuen (oder faulen! …verschwindet von meinem Rasen, Pack!) Generation näherbringen, durchaus — im Prinzip. Denn wie hoch der Anteil der Spieler ist, die an der Vergangenheit des Mediums interessiert genug sind, um 15 Euro hinzulegen, aber nicht genug, um mit einem Emulatoren umgehen zu lernen, ist tatsächlich eine offene Frage. (Ich schätze, ein Grossteil der Käufe dieser Spiele sind das eher das Pendant zum zwischen ehrlicher Wiedersehensfreude und peinlicher Berührtheit pendelnden Klassentreffen Ehemaliger.)

Insofern wünsche ich mir zuallerst: Neue Spiele, die verstehen, was gewisse Spiele aus der Vergangeheit so gross gemacht hat, dass sie bis heute Nostalgietsunamis auslösen, und nicht halbpatzige HD-Remakes. Also mehr im Sinne von XCOM: Enemy Unknown und, aller Voraussicht nach, den guten Resultalten der Kickstarter-Bewegung wie Wasteland 2 und Project Eternity. Und weniger tontaube Franchise-Reboots wie — ebenfalls aller Voraussicht nach — das kommende Thief. Falls es aber doch ein klassisches Remake sein muss, dann soll jemand Jedi Knight aufhübschen und damit den Shooter daran erinnern, wie aufregend er war, als er noch keine Nackenstarre hatte und eben auch „oben“ und „unten“ Dinge von grossem Interesse passieren können.

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