Stephen Dobyns: „Das Fest der Schlangen“
Das Böse holt die Kleinstadt ein
Stephen Dobyns: „Das Fest der Schlangen“ (Thriller)
In einem idyllischen, übersichtlichen Ort geschehen plötzlich grauenhafte Dinge. Je kleiner die Stadt, umso größer die Bedrohung…
Von Angela Stella Hoppmann.
In der kleinen Stadt Brewster in Rhode Island passieren seltsame Dinge: Auf einer Säuglingsstation ist ein Baby verschwunden. An seiner Stelle entdeckt die Krankenschwester im Säuglingsbett eine Schlange. Nur wenig später taucht eine Leiche auf. Der Mann wurde ermordet und skalpiert. Schnell sind die Bewohner und die Polizei mit den Vorfällen überfordert. Das Böse hält sich aber nicht zurück. Es bleibt nicht bei diesen zwei Ereignissen und selbst die Kojoten verhalten sich plötzlich äußerst merkwürdig und werden zur zusätzlichen Bedrohung für die Kleinstadt. Sind vielleicht Satanisten am Werk? Plötzlich muss sich jeder vor jedem fürchten…
Die Bedrohung
Der Autor erschafft eine düstere, bedrohliche Atmosphäre, die zum Übernatürlichen neigt. Diese wird durch die angriffslustigen Kojoten weiter genährt und aufrechterhalten. Dobyns bietet zusätzlich eine eher außergewöhnliche Perspektive auf die Ereignisse. Der Leser blickt in der Vogelperspektive auf die Bewohner von Brewster und diese Perspektive wirkt selbst zuzeiten etwas bedrohlich. Die Geschichte weist oft Elemente eines Thrillers auf, müsste aber wohl eher als Krimi bezeichnet werden.
Die Atmosphäre
Die Sprache erinnert oft an ein Drehbuch, der Stil ist originell, aber nicht leicht zu lesen. Vermutlich deshalb sind einige Passagen in der Übersetzung nicht ganz gelungen. Auch die Titelübersetzung ist eher unpassend, da das Motiv der Schlangen nicht so dominant ist, wie es das „Das Fest der Schlangen“ suggeriert. Der Autor schweift manchmal von der eigentlichen Handlung ab, mindert dadurch aber nicht die Qualität des Romans. Wer Stephen King mag, wird auch Dobyns mögen.
Der potentielle Leser sollte sich nicht vom pinken Cover abschrecken lassen und nicht die üblichen Erwartungen an einen Thriller stellen. Die Figuren sind gut ausgearbeitet, die Erzählstränge zwar anstrengend, aber dennoch sinnvoll verknüpft. Die Details sind auf jeden Fall eine der Stärken dieses Thrillers. „Das Fest der Schlangen“ ist anders, gewöhnungsbedürftig, aber genau deshalb auch spannend zu lesen.
Titel: Das Fest der Schlangen
Autor: Stephen Dobyns
Übersetzer: Rainer Schmidt
Verlag: Bertelsmann C.
Seiten: 542
Richtpreis: CHF 21.90