The Bureau: XCOM Declassified (2k Games)

Wie im SF-(B)-Movie

The Bureau: XCOM Declassified (2K Games)

Auf sie mit Gebrüll. SEBASTIAN GEIGER verlässt in The Bureau: XCOM Declassified den rundenbasierten Strategiespiele-Himmel der XCOM-Francise und greift selbst zu Pistole und Plasmawerfer. Was er dabei entdeckt, könnte gerade Fans alter SF-Serien Spaß machen.

Es kommt selten vor, dass Pressematerial, das man zum Rezensionsexemplar eines Spiels geschickt bekommt, eine Extraerwähnung verdient. Im Fall von The Bureau: XCOM Declassified ist es aber nicht nur besonders cool, es demonstriert auch sehr gut, worum es bei dem Spiel letztlich geht. Denn der Rezensent von The Bureau bekommt nicht nur das Spiel, er erhält auch gleich noch eine prall gefüllte Akte dazu! In der erfährt man von der bevorstehenden Invasion der Außerirdischen, erhält authentisch geschwärzte Augenzeugenberichte und sogar ein paar Negative entlarvender Fotos. Fast fühlt man sich tatsächlich wie ein Bundesagent in den 60ern, der auf einmal in einen seltsamen SF-Horror-Film hineingerät.

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Und das ist es auch, worum es bei The Bureau geht: Man spielt einen SF-Horror-Film, der auf einer sehr erfolgreichen Spielefranchise basiert. Allerdings sind wir hier nicht im Blockbuster-Kino, sondern in der B-Movie-Science-Fiction-Matinée. Was allerdings prinzipiell nichts Schlechtes ist. Vor allem, weil den Machern von The Bureau durchaus bewusst gewesen zu sein scheint, dass eine Alien-Invasionsstory in den 60ern selten das Zeug hat, irgendeinen Oscar zu gewinnen.

Seltsame Alienkoffer

Immerhin schlüpft der Spieler in die Rolle eines hartgesottenen Agenten, der wie das Filmklischee es so will, schon bessere Tage erlebt hat. So sollte auch der Koffertransport, den er zu erledigen hat, eigentlich nur eine kurze Mission sein, bevor er sich wieder dem Flachmann zuwendet. Wenn in dem Koffer nicht zufällig ein seltsames Alienartefakt wäre, das gleich eine komplette Invasion der Außerirdischen hervorruft. Zufällig sehen diese genau so aus, wie die Außerirdischen aus XCOM, was das Spiel in die Kultreihe einbindet. Binnen weniger Momente ist die amerikanische Regierung präsidentenlos und der Chef der NSA mächtigster Mann im Staat (was durchaus eine tolle Anspielung auf jüngerer Ereignisse wäre). Jetzt liegt es an den letzten Resten der ehemaligen Streitkräfte, die Invasion der XCOM-Aliens abzuwenden. Mit dabei sind unter anderem eine besonnene Spionin, ein etwas naiver bester Freund und ein deutscher Wissenschaftler – besser könnte der Auftakt zu haarsträubenden Missionen und markigen Dialogen eigentlich nicht gewählt sein.

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Auf der spielerischen Seite ist The Bureau durch die Bank weg solide, was auch an den vielen Spielen liegt, die für die Entwickler anscheinend Vorbildfunktion hatten. Ein guter Schuss Mass Effect, ein Spritzer XCOM-Strategie, eine Missionszentrale, die ein wenig an eine Rollenspielstadt erinnert und natürlich noch die eine oder andere moralische Entscheidung – Neues entdeckt man bei The Bureau nicht, aber es funktioniert. Zumindest dann, wenn man seine beiden AI-gesteuerten Begleiter nicht alleine auf die Suche nach einem Versteck durch feindliches Gebiet schickt. Dann sind sie nämlich schnell Plasmakanonenfutter und als Spieler wünscht man sich, geduckt hinter kaputten Lastwägen sitzend, Garrus und Liara zurück. Passt man aber auf seine Agenten auf, wie es ein guter Squad-Leader tut, steigen die Chancen, dass alle die Mission überleben, dramatisch.

Programmier es neu!

Aber halt, wird jetzt der eine oder andere sagen, der noch die ersten Trailer von The Bureau: XCOM Declassified kennt: War das Spiel nicht einmal als Ego-Shooter geplant? Das stimmt tatsächlich. Ursprünglich sollte das neueste Spiel aus der XCOM-Reihe ein reiner Ego-Shooter werden. Doch nach dem Desaster, das EA mit dem Syndicate-Reboot erlebte, der wenig begeisterten Reaktion der XCOM-Fans und dem großen Erfolg von XCOM: Enemy Unknown entschieden die Entwickler sich, The Bureau zu einem komplett anderen Spiel zu machen. Das erklärt auch die qualitativ sehr unterschiedlichen Texturen auf den Charakteren und nicht gerade inspiriert wirkende Spielprinzip.

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The Bureau: XCOM Declassified ist in Eile entstanden und hatte auch nicht unbedingt das größte Budget. Eigentlich die perfekten Voraussetzungen für ein echtes B-Movie-Spiel, denn die Regisseure der 60er Jahre Invasions-Filme hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Und eine ähnliche Zielgruppe, denn die Story und die Charaktere von The Bureau sind vielleicht nicht oscarreif geschrieben, aber sie machen Spaß und verleihen dem Spiel einen rustikalen Charme, der ein Anspielen lohnt.

Titelangaben:

Veröffentlichungsdatum: Bereits erschienen.
Originaltitel: The Bureau: XCOM Declassified
Plattformen: Xbox 360/Playstation 3/PC
Entwickler: 2K Marin, 2K Australia, 2K China
Veröffentlicht von: 2K Games

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