Diablo 3 (Blizzard Entertainment/Activision Blizzard)

Zu Gott hinken die Leute, zum Teufel laufen sie.

Diablo 3 (Blizzard Entertainment/Activision Blizzard)

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Erinnert sich noch jemand an Diablo… auf der Playstation? Nein, RUDOLF INDERST hat hier nicht zwei Dreien vergessen, sondern wir reden tatsächlich von einem frühen Versuch, das Traditions-KLICKfest, die Action-RPG-Schlachtplatte auf Konsolen zu portieren. Das klappte so gut wie der Versuch, einen ästhetisch ansprechenden Kleinwagen zu designen. Gut, dass mit Teil 3 nun alles richtig gemacht wurde.

Ich glaube, es war 2010. Wenn nicht, dann 2009. Unwichtig. Bedeutsam hingegen ist, dass zwei meiner geliebten Ex-Kollegen von Marchsreiter Communications, nennen wir sie einmal Oliver Bauderer und Frank Salzberger, laut herumposaunten: „Wenn das kommt, kaufen wir Dir einen Kasten Bier. Steht die Wette?“ Natürlich nahm ich an. Ich nahm an, weil ich an die Gerechtigkeit glaube. Und die sagte: „Rudolf! Rudolf – Du hast immer an mich geglaubt, es ist an der Zeit, mich zu bedanken – Diablo III wird auch für Konsole erscheinen!“

Das unrecht Gewonnene holt der Teufel.

Das fanden meine Kollegen sehr lustig. Damals. Ich sitze nun hier im Schein meiner Schreibtischlampe und könnte Bier trinken. Bier, das von Oliver und Frank bezahlt hätte werden müssen. Ganz der Gutmensch, der ich bin,  zeigte ich mich von meiner milden Seite und bot an, aus dem Kasten Bier eine Flasche Malzbier zu machen. Natürlich stimmte die Lumpenbande zu. Ein Zimmer weiter stehen Xbox 360 und TV. Davor liegen die beiden Pads. Und irgendwo dazwischen ruht die Spielpackung: Diablo III ist in meinem Besitz. Und. Es. Ist. Großartig.

Der Teufel hat mehr als 12 Apostel.

Ich bin alles andere als ein Diablo-Veteran. Teil 1 ging völlig an mir vorbei, Teil 2 hingegen spielte ich mit einem Freund, mit dem ich eine Spielegemeinschaft namens „PSX Backup Specialistz“ pflegte. Hey, kein Hass bitte. Hass nicht den Spieler. Immerhin hänge ich jetzt das „Z“ nur noch ironisch an DingeZ. Ehrlich. Z. Schon World War Z gesehen? Lasst es sein. Ehrlich. Z. Wie dem auch sei, seinerzeit spielten wir in einem sehr kleinen Zimmerchen per Lankabel (heißt das so, Büromaschinenspieler?): Ich an einem Notebook und mein Partner in Crime an seinem Rechner. Es waren stets vergnügliche Stunden. Mit dem Spiel. MIT DEM SPIEL. DEM COMPUTERSPIEL. Nicht, dass jetzt russische Nationalisten mein Gesicht zu Brei schlagen. Da lief nichts. Wir hatten Hosen an. Ehrlich. Z. Und natürlich war auch ich von den fantastischen Zwischensequenzen gefesselt. VON DEM SPIEL. HERR GOTT. Der Item-Grinder Diablo hatte seither einen Stein im Brett.

Wo man zischelt, ist der Teufel nicht fern.

Für alle, die unter dem berühmten Stein leben, hier noch einmal die Zusammenfassung der satanischen Inhalte: „Zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem die Großen Übel besiegt und aus der Welt von Sanktuario verbannt wurden. Jetzt müssen Sie dorthin zurückkehren, wo alles begann – in die Stadt Tristram – und Gerüchten über einen gefallenen Stern nachgehen, der ein Omen dafür ist, dass das Ende aller Tage begonnen hat.“

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Und so ziehen wir als Barbar, Hexendoktor, Zauberer, Mönch oder Dämonenjäger los, um diese eine fiktive Welt zu retten. „Während das Abenteuer die Helden von der Kleinstadt Neu-Tristram bis vor die Tore der Hohen Himmel führt, kämpfen sie sich auf spektakuläre Art und Weise durch Horden von Monstern und stellen sich anspruchsvollen Bossen, gewinnen an Erfahrung und Fertigkeiten und erbeuten Gegenstände von unvorstellbarer Macht.“

Der Teufel träumt nicht.

Im Februar hieß es, das Spiel sei bereits 12 Millionen Mal ausgeliefert worden. Zwischen Verkauf und Auslieferung besteht wohl ein Unterschied; welcher, nun, das müsste nun ein Mann aus dem Sales-Team oder der Marketing-Abteilung erläutern, aber wenn ich das als Laie richtig verstanden habe, gilt das Spiel als erfolgreiches Kulturarte…, äh, interaktives Unterhaltungsprodukt. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Diablo 3 ist für mich der langerwarte Nachfahre eines Baldur’s Gate: Dark Alliance oder eines Champions of Norrath. Mehr Hack und mehr Slay (samt Grunzen!) wird man momentan nirgendwo finden.

Wer den Teufel an die Wand malt, spart Tapete.

Vier-Spieler-Koop. Lokal. Es gibt sie eben noch – die Wünsche, die erhört werden. Das erste Mal, dass ich diese gelungene Spielmechanik in Action erleben durfte, war auf der gamescom. Klappte bereits dort wunderbar. Die Macher haben verstanden, dass kein Online-Spiel – auch wenn es noch so fantastisch laufen mag (siehe Borderlands 2) – einen lokalen Couch-Koop ersetzen kann. Und etwas anderes haben sie ebenfalls verstanden: das PC-User-Interface sinnvoll zu portieren. Das ist alles andere als selbstverständlich. Schließlich sind die Freunde von Maus und Co. auf der Konsole sehr überschaubar. Da hinten im Wald soll einer leben. Oder war da hinten am See? Z.

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Technisch gibt sich der Titel wenig Blöße. Ich bin wohl nicht der einzige Spieler, den der Verdacht beschleicht, dass die Büromaschinen-Freunde als Beta-Tester missbraucht wurden. Gut für sie. Obgleich die Zwischensequenzen erneut hervorragend ausfallen und die Sprecher sorgfältig ausgewählt wurden,  fällt die Abmischung zwischen Musik und Sprechsequenzen sehr durchwachsen aus. Oftmals versteht man die Sätze kaum durch den orchestralen Overkill. Der erste Durchlauf beschert Spielern etwa die Hälfte des Level-Caps (30 von 60). Nach etwa 15 bis 20 Stunden dürfte das geschafft sein. Doch dann beginnt der Spaß ja erst.

Veröffentlichungsdatum: Bereits erschienen.

Originaltitel: Diablo 3
Plattformen: PS3, Xbox 360, PC
Genre: Action-RPG
Entwickler: Blizzard Entertainment
Veröffentlicht von: Activision Blizzard

Rudolf Inderst

*1978 in München. Lebte in Kopenhagen und verliebte sich. Doppelt promoviert, übernimmt er Verantwortung als Ressortleiter für digitale Spiele hier bei nahaufnahmen.ch. Liebt Stanislaw Lem, Hörspiele und Podcasts. Spielt Videospiele seit etwa 40 Jahren. Lehrt als Professor für Game Design mit dem Schwerpunkt Game Studies / Spielanalyse / Game Business an der IU und krault sich gerne seinen Bart.

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