LEGO Marvel Super Heroes (Traveller’s Tales / Warner)

Zerlegt in alle Einzelteile

LEGO Marvel Super Heroes (Warner)

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LEGO-Spiele sind und waren schon immer die perfekten Spiele für zwischendurch, leichte Kost für unerfahrene SpielerInnen und trotzdem nicht langweilig für alte Hasen. Schließlich gibt es sie in nahezu jedem Universum, dass dem modernen Nerd gefällt. Star Wars, Indiana Jones, Herr der Ringe, Helden von DC Comics und nun auch die des Marvel Universums. Erschlagen vom schieren Umfang von LEGO Marvel: Super Heroes zerdepperte NORMAN VOLKMANN unzählige Bauten und ist mittlweile mehrfacher LEGO-Millionär. Nicht schlecht!

15,6%. 15,6%! Als wir die Credits laufen sahen, kurz nachdem der letzte große Kampf geschlagen war, brannte sich diese Zahl ein. Über 10 Stunden investierten wir in die Kampagne von LEGO Marvel Super Heroes und sollten gerade mal 15,6% des Spiels geschafft haben. Uff! Goldene LEGOs, Deadpool-LEGOs, Stan Lee in Not, Minikits und die offene Welt, die wir während der Hauptmissionen komplett ignoriert hatten, waren noch unerforscht. Und, wie für LEGO-Spiele üblich, das erneute Durchspielen der Level im freien Modus. Traveller’s Tales machen immer einen guten Job das Komplettieren der Level im zweiten Durchgang so spaßig und erfrischend wie möglich zu gestalten. Viele der versteckten Eingänge und Abschnitte fallen sofort auf und nähren den Entdeckerdrang kontinuierlich.

Doom, Doom, Doom

Für LEGO Marvel Super Heroes haben sich TT Games erneut eine eigene Geschichte ausgedacht, die sich allerdings an vielen vergangenen Filmen des Universums bedient (speziell denen aus den letzten 3 Jahren), aber insgesamt recht eigenständig ist. Doctor Doom erfindet und bastelt eifrig an „Doctor Doom’s Doom Ray of Doom“, mithilfe spezieller kosmischer Steine. Im Schlepptau hat er eine Unzahl anderer Marvel-Bösewichten, wie Loki, Sandman, Abomination oder Magneto, die ebenfalls Macht über die Welt ergreifen wollen. Auf der Seite der Helden gibt es ebenfalls eine Reihe Protagonisten, die sich Level für Level abwechseln — Spider-Man, Iron Man, Wolverine, Hulk, Thor, Captain America und die Fantastischen Vier sind nur die Bekanntesten. Insgesamt haben die Entwickler mehr als 100 Charaktere mit unterschiedlichen, freischaltbaren Outfits eingebaut, von denen, man ahnt es, nicht einmal die Hälfte nach Beenden der Hauptgeschichte überhaupt spielbar ist.

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Schwach dagegen ist die offene Spielwelt, die zwar mit vielen verschiedenen Nebenbeschäftigungen lockt, sonst aber total seelenlos ist. Die langweiligen Kulissen beißen sich mit der bunten LEGO-Optik, ein Großteil der Gebäude sieht aus wie Abziehbildchen, wie zu schlecht getarnte Pappaufsteller. In den abgeschlossenen Hauptmissionionen fällt das weniger ins Gewicht, weil überall die Fetzten fliegen, Action sich mit kleinen Rätseln abwechselt und der Schauplatz eher Nebensache ist. Fehlerhaftes Auslösen und Beenden der Nebenaufgaben vermiesen ebenfalls schnell den Spaß an der Großstadt. Kombiniert mit krampfiger Fahrzeugsteuerung und den uninteressanten Bewohnern New Yorks flüchtet man sich entweder schnell in die Hauptmissionen oder arbeitet stur andere Aktivitäten ab.

The Regenerating Degenerate

Die besten Nebenmissionen sind die, die man für Deadpool erledigt. Wieder gesprochen von Nolan North, erzählt der Söldner mit dem losen Mundwerk kleine Nebengeschichten, die viele der kleineren Helden und Bösewichte vorstellen. Und Howard the Duck. Selbstverständlich lässt er dabei kein gutes Haar an den Kollegen. Obwohl er keine zentrale Rolle in der Handlung spielt, taucht er auch in den Hauptmissionen an vielen Stellen auf und ist, zumindest für mich, der geheime Star des Spiels. Überhaupt ist die Synchronisation noch etwas besser als bereits bei LEGO Batman 2. Kein Wunder bei gestandenen Sprechern wie dem bereits erwähnten Nolan North, Troy Baker oder John DiMaggio.

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Abseits der faden Großstadtoptik ist LEGO Marvel Heroes allerdings der hübscheste Teil der Reihe, die Figuren funkeln regelrecht. Ebenso beeindruckend sind die Partikeleffekte, die beispielsweise eindrucksvoll beim Kampf gegen Sandman auslöst werden. Die Bosskämpfe sind, wenn schon nicht durch die Schwierigkeit, zumindest durch ihre Inszenierung ein absolutes Highlight. Insgesamt ist es dabei der wohl leichteste LEGO-Titel bisher — dadurch aber auch frei von Frust, besonders im Couch-Koop. Durch fehlende Online-Features ist dies die einzige Möglichkeit zusammen zu spielen und dank des rotierenden Splitscreens funktioniert das wunderbar.

Im Endeffekt ist LEGO Marvel Heroes ein LEGO-Spiel wie immer. Dinge zerschlagen, Studs sammeln, Geheimnisse finden, am Grundkonzept wird nicht gerüttelt. Traveller’s Tales verbessern die Reihe dennoch, wenn auch in ganz kleinen Schritten, wobei der neue Reiz der Reihe immer durch das neue Setting entsteht. Dem üppigen Marvel-Universum konnte man dabei mehr als gerecht werden. LEGO-Titel müssen sich eben an keine Konventionen halten, können over the top sein, können noch so absurde Handlungsstränge haben – die Macher verstehen wie man selbst Superhelden durch den Kakao zieht, ohne sie lächerlich zu machen. Dieser ganz eigene LEGO-Charme zeichnet die Serie aus. Und die Sucht, nach und nach alles freizuschalten. Ja, die Sucht sollte man nicht vergessen.


Bereits erschienen.

Originaltitel: LEGO Marvel Super Heroes
Plattformen: PC, Xbox 360, PS3, Xbox One, PS4, Playstation Vita, Nintendo 3DS, DS, WiiU
Genre: Action
Entwickler: Traveller’s Tales
Veröffentlicht von: Warner

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