Dagmar Bhend (Hg.): „Weihnachten in der Schweiz“

Für besinnliche Zeiten

Dagmar Bhend (Hg.): „Weihnachten in der Schweiz“ (Anthologie)

„Weihnachten in der Schweiz“ ist eine wundervolle Sammlung gedankenvoller und eindrücklicher Geschichten, die in der Adventszeit bei Kerzenschein und Duft nach Zimt und Marzipan garantiert für besinnliche Stimmung sorgt und deshalb in keinem Schweizer Haushalt fehlen sollte.

Von Franziska Leuenberger.

weihnachteninderschweiz„Weihnachten, ein Fest der Erinnerungen: Wie weiss war sie doch damals, wie still und bescheiden. Das Fest, das ist wohl wieder einmal vorbestimmt, wird uns wohl misslingen. Sie wird wohl kaum weiss sein und still und bescheiden wohl gar nicht. Die Erinnerung, die wunderbare, macht die Gegenwart schal.“ Der Anfang von Peter Bichsels Erzählung „Weisse Weihnacht“ beschäftigt sich mit Fragen, die wir uns – in der vorweihnachtlichen Hektik, da die Geschenke noch gekauft, das Essen noch vorbereitet werden muss und auch der Schnee einmal mehr fehlt, – alle auch schon gestellt haben: War Weihnachten früher nicht weisser, war es insgesamt nicht ruhiger? Diese Frage muss man sich unweigerlich auch stellen, wenn man Elisabeth Binders Geschichte „Was für eine seltsame Nacht“ liest, in welcher am Weihnachtsabend ein ganzes Dorf nach einem entlaufenen Kind sucht; oder wenn, wie in Jürg Acklins Geschichte „Es schneielet, es beielet“, der Weihnachtsabend in einen Familienstreit ausartet. Weihnachten hat viele Facetten und definiert sich – mit Fokus auf Geburt, Diebstahl oder Obdachlosigkeit – über viele Geschichten.

Weihnachten für Erwachsene

Mit der Anthologie „Weihnachten in der Schweiz“, präsentiert in einem wunderbar weihnachtlich anmutenden gold-roten Einband, liegt eine Sammlung von 23 prosaischen und poetischen Texten von Schweizer Autoren vor. Dabei findet sich neben Texten von literarischen Grössen wie Robert Walser („Ein Nachmittag“), Charles Ferdinand Ramuz („Weihnacht auf dem Berg“) oder Elke Heidenreich („Der Weihnachtskoch“) auch etwa ein Beitrag von François Loeb („Das Weihnachtskind“), der dem Durchschnittsschweizer statt als Schriftsteller eher bekannt sein dürfte als Ex-Nationalrat und Gründer des Warenhauses Loeb. „Weihnachten in der Schweiz“ vereint Texte von Land und Stadt, aus jungen und alten Zeiten, als Fiktion oder Erinnerung, verfasst in der Eigen- oder Fremdperspektive. Allen Beiträgen ist jedoch gemein, dass sie – fernab von kitschigen Vorstellungen – eine wahrhafte Auseinandersetzung mit der besinnlichen Zeit rund um Weihnachten suchen und uns mit Stille, Besinnlichkeit oder Nächstenliebe ein Stück davon zurückgeben wollen, was Weihnachten ursprünglich ausmachte.

Geeignetes Weihnachtsgeschenk

„Weihnachten in der Schweiz“ ist ein Stück Schweizer Literaturschaffen, das Weihnachtsbegeisterte ebenso begeistern wird wie Weihnachtsmuffel. Als handliches, hübsch aufbereitetes Bändchen wird die Anthologie nicht zuletzt zu einem willkommenen Weihnachtsgeschenk. Durch die Zeitlosigkeit der einzelnen Gedichte und Geschichten – deren Kürze einen zusätzlichen Pluspunkt darstellen – wird diese einmalige Sammlung auch nächstes Jahr wieder aktuell sein.


Titel: Weihnachten in der Schweiz
Herausgeberin: Dagmar Bhend
Verlag: Unionsverlag
Seiten: 192
Richtpreis: 21.90

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