Gebt uns Zeit! Gebt uns Geld! Gebt uns Muster! Den AutorInnen des Ressorts Games war keine Ausrede zu schade, um die Königsdisziplin der unaufgeregten Journalie, den Jahresrückblick, möglichst lange vor sich herzuschieben. Aber damit ist nun Schluss. Wir legen los. Alle. Nur nicht drängeln, geneigte Leserschaft, hier wird jedes Thema kompetent abgefrüh…, bearbeitet.
Hier soll zunächst das Platz haben, was Ihr in neun von zehn Jahresrückblicks, pardon, -rückblicken bei den anderen Spiele-FritzInnnen bekommt: Die Titel, die mich 2013 am meisten beschäftigten.
Die Machbarkeitsstudie: Killzone: Mercenary (PS Vita)
First-Person-Shooter auf der PS Vita waren bisher ein sehr zweischneidiges Schwert. Abgesehen davon, dass die Spiele selbst von mittelmäßiger Qualität waren, stellt die Handhabung der Hardware für Menschen mit großen Händen eine ganz eigene Herausforderung dar. Nach den ersten zwei, drei Leveln der Kampagne vonKillzone: Mercenary beschloss ich, in Halterungs-Vita-Plastikzubehör zu investieren, um den Shooter ordentlich anzugehen. Denn dieser war, rein spielmechanisch, positiv in Vorleistung gegangen: über Kopfhörer knallt der Titel ordentlich, optisch umschmeichelt er das Auge und das Gun-Play zeigt in Richtung Klassenprimus. Fazit geht doch. Übrigens erst recht im Multiplayer. Der Kulturwissenschaftler ergänzt nörgelnd: Super-subtile Töne waren bisher nicht die Stärke der Serie; allerdings hatte die Reihe bisher ein Händchen für das Leni Riefenstahl’sche „Auge“ – unangenehm beeindruckender wurden totalitäre Machtphantasien bisher nicht auf die 55-Zoll-Geräte hitler- und stalinisiert. Das vorliegende Spiel Killzone: Mercenary hätte aufgrund seiner Söldner-Thematik die Gelegenheit geboten, der Spielserie einen inhaltlich-ambivalenteren Ton zu verpassen. Diese Chance lässt der Titel „zugunsten“ seiner größtenteils linearen Inszenierung ungenutzt. Moralisch-schwierige Entscheidungen, die mit dem Dasein als Söldner in Zusammenhang gebracht werden können, finden nicht statt bzw. können sich so nicht nachhaltig entfalten. Söldnertum manifestiert sich in Killzone: Mercenary eher als einer Spielmechanik des Einkaufens von Waffen und Ausrüstung.
Die Überraschung: Dragon’s Crown (PS3)
Wo wir schon bei Sony sind: Fast hätte ich mir für die Vita auch Dragon’s Crowngeholt, ein Kollege hingegen ermöglichte es mir jedoch, bei der PS3-Variante günstiger zuzuschlagen. Das tat ich und habe es keine Sekunde bereut. Testformel-Inderst durchschaut: Dragon’s Crown = Streets of Rage + Guardian Heroes in eigenständig. Eigenständig deshalb, weil die Designer sich entschieden, dem Spiel einen (Marketing-Sprech ahoi!) USP-Look zu verpassen – „vibrant watercolor art illustrated by George Kamitani“ (Eurogamer). Das Gameplay um einen wunderbaren Vierer-Koop zu bereichern, sollte außerdem jeden glücklich machen. JEDEN. Und die Brüste? Und die Einblicke bis hoch zum Muttermund. Alles richtig, Gibt es. Ist überflüssig. Ist es? Ist es. Leider entdeckten viel zu wenige Spieler in meinem Bekanntenkreis das Spiel. Mein Aufruf: Leute, bitte nachholen. Ich hätte es beinahe auch verpasst. Der Zorn darüber hätte ich mich lavafarbigst zurück gelassen.
Der Evergreen: Call of Duty: Ghosts (Xbox One)
Der erste Titel, der mich auf der neuen Hardware begleitet, war Call of Duty: Ghosts. Und warum auch nicht? Seit Call of Duty 4: Modern Warfare (2007) bin ich bedingungsloser Fan der Serie. Lasst uns also munter von vorne beginnen. Angenehm entfrachtet wirkte die Geschichte im Vergleich zu Black Ops 2. Der Multiplayer lädt danach sofort wieder ein 300 Spielstunden plus zu versenken – das Radiophänomen. Nebenbei Kill Confirmed, obgleich doch auf der Twitter-Timeline gelesen und das WDR-Philosophie-Podcast gehört werden muss. Alles möglich, kein Problem. Und ein Zuckerl gibt es obendrauf: Mit dem Zombiemodus wurde ich nie so wirklich warm, nun aber lockt ein Modus namens Extinction. Hordesker wird es in CoD nicht zugehen – allerdings werden sich Gears of War-Spieler an das höhere Tempo gewöhnen müssen. Aber dann geht es ab wie polnische, rurale Hochzeitsfeiern. In gewisser Weise ist CoD: Ghosts die genaue Widerspiegelung der Xbox-One-Hardware: statt einer Revolution eine kleine, feine Evolution (oder…Iteration).
Das Spiel des Jahres: Diablo 3 (Xbox 360)
Diablo 3 ist für mich der langerwarte Nachfahre eines Baldur’s Gate: Dark Alliance oder eines Champions of Norrath. Mehr Hack und mehr Slay (samt Grunzen!) wird man momentan nirgendwo finden. Vier-Spieler-Koop. Lokal. Es gibt sie eben noch – die Wünsche, die erhört werden. Das erste Mal, dass ich diese gelungene Spielmechanik in Action erleben durfte, war auf der gamescom. Klappte bereits dort wunderbar. Die Macher haben verstanden, dass kein Online-Spiel – auch wenn es noch so fantastisch laufen mag (siehe Borderlands 2) – einen lokalen Couch-Koop ersetzen kann.
Und etwas anderes haben sie ebenfalls verstanden: das PC-User-Interface sinnvoll zu portieren. Das ist alles andere als selbstverständlich. Na, PC-Hansis waren für diesen Titel sowieso nur die armen Betatester, die sie im Grunde gesellschaftlich gesehen auch bleiben sollten. Tja, Torchlight 2, Du hattest Deine Chance. Aber stimmt, wer will Hack-und-Slay-Action schon auf Konsole kaufen? Ach so, im November 2013 waren es bereits „erst“ zwei Millionen gewesen. Richtig. Foolz!
Wenden wir uns nun ein paar weiteren Themen zu, die mich umtrieben.
Hardware: Warum eine Xbox One?
Wie ich an anderer Stelle bereits schrieb, war die Xbox 360 DIE Konsole der letzten Generation. Dass Microsofts neue Wunderwaffe in meine Hände springen würde, war demnach längst entschieden. Keinen Pfifferling gab ich auf die Miesepeter da draußen, die ohne Unterlass die Vorbestellungsquoten auf Amazon von Xbox und PS4 zitierten, dies könne die Konsole nicht, und das könne sie auch nicht (und dann wollen sie doch wieder bei mir auf der Couch Halo, Gears oder Mass Effect spielen). Entre nous: Genau EIN Kollege ist abgesprungen. Einer. Mit dem Rest spiele ich weiter, wie gewohnt, auf Xbox Live. Zu meinem großen Glück konnten wir uns im trauten Heim bei 2013er-Konsolen-Wechsel praktischst aufteilen. Meiner Freundin obliegt der Kauf der Playstation 4, während ich für die Anschaffung der Xbox One zuständig war. Die Umgestaltung des Xbox-Interfaces ist ein wenig unglücklich geraten – zu sehr hatte man sich an bestimmte Tasten-Abfolgen gewöhnt; das kleinere Pad ärgert mich auch. Jetzt ist es auch mal wieder gut mit dem Mini-Wahn. Die ersten Xbox-Pads waren eben doch die besten. So. „Hallo Rudolf!“ „Hallo Xbox!“
Printsterben: Erst Consol.at, dann 360Live und PS3M
Zu den Schlagworten „Frankfurter Rundschau“, „Financial Times Deutschland“ und „Printkrise“ fällt mir ein: consol.at. Und wenig später 360Live / PS3M. Schließungen. Schändungen. Ich hoffe, die Menschen hinter den bunten Seiten erleben 2014 ein richtig tolles Jahr.
Printfrühling: WASD
Ganz besonders freut es mich, dass Christian Schiffers Bookzine-Projekt WASD mittlerweile bei Ausgabe 04 angekommen ist. 2013 hat somit gezeigt, wie sehr sich Herzblut und kreativ-clevere Inhalte in einem lohnenden Unterfangen manifestieren können.
PDF-Frühling: Five Out Of Ten
Five out of Ten ist ein herrliches PDF-Game-Culture-Magazin, das ich 2013 mit großer Freude entdeckte und las. Sechs Ausgaben erschienen in diesem Jahr – „a place for the best independent videogame criticism and culture writing from around the world“. Wenn ich richtig informiert bin, gibt es Ausgabe eins bis fünf nun in einem Sammelband. Zuschlagen, liebe LeserInnen.
Online-Frühling: PBS Game/Show und FeministFrequency
Eine weitere Entdeckung 2013 ist die PBS Game/Show. Hinter der wöchentlichen Web-Serie steht das Produzententeam Kornhaberbrown („We create web series and launch YouTube channels with a powerful record of success“). Um was es geht? Man widmet sich digitalen Spielen, nähert sich diesen angenehm kultur- und gesellschaftswissenschaftlich bereichernd. 2013 war ebenfalls ein Durchstarterjahr für FeministFrequency („Conversations with Pop Culture – Feminist analysis of race, gender, class, sexuality and privilege in the media“). Anita Sarkeesian nimmt sich entsprechend in ihrer Web-Serie digitale Spiele aus Gendersicht vor.
Neue Sehgewohnheiten: Let’s Plays
Von Berufs wegen landen permanent Genehmigungsanfragen von angehenden Let’s Playern auf dem Schreibtisch. Aber nicht nur deshalb beschäftigte ich mich 2013 wesentlich stärker mit dem Thema Let’s Play. Das kommentierte Vorspielen auf Video-Plattformen bietet einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungs- und Fortbildungswert. Aufgrund der Masse von Clips ist es jedoch nicht einfach, qualitativ hochwertige Vertreter der Spezies zu finden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich 2014 eine weitaus höhere Anzahl an Videos ansehen werde. Manche mit Freude, andere mit Tränen.
Die Nicht-Starter 2013
2012 war noch viel davon die Rede, dass Android-Konsolen auf den Markt springen wie Wespen im Sommer auf Tante Klaras Fruchttorte. Nun, viel ist nicht passiert…und DAS, WAS passiert, war eine recht durchwachsene Angelegenheit. Vor allem auf der technischen Seite bleibt nach 2013 viel Luft nach oben. Während bereits letztes Jahr 3D nicht mehr soooo sehr Thema war, scheint der ehemalige und Immer-Wieder-Hoffnungsträger 3D erneut durch zu sein. Die Einführung des Nintendo 2DS scheint der vorläufig letzte Technologie-Sargnagel zu sein. Mein Tipp für die nächsten Nicht-Starter: Steam-Boxen. Oder kommt das exklusive Half Life 3-Bundle?
The Three Most-Wanted Video Games in 2014
Titanfall
Titanfallwar der einzige Titel, für den ich auf der Tokyo Game Show zum Anspielen anstand. Warum? Weil er nach packend-inszenierter Action duftet. Das bestätigte auch der sechsminütige Ausflug zu Fuß und im Titan. Das Frühjahr kann Xbox One exklusiv kommen.
Destiny
Destiny war eine der wenigen Präsentationen auf der diesjährigen gamescom, für die ich mir die Zeit nahm. Ich hoffe, dass der Titel ein großangelegtes Spiel nach der Borderlands-Formel mit eigener SciFi-Handschrift wird.
Tom Clancy’s The Division
Seit meiner Promotion spielte ich kein MMORPG mehr. Wenn die Versprechungen seitens Ubisoft allerdings eingelöst werden, haben wir es mit nicht weniger als einem eben solchen zu tun. Und zwar einem, dass feinste Action in heutiger, urbaner Umgebung bietet. Count me in. Auch wenn der Titel offensichtlich 2015 kommt, möchte ich einen 2014-Zwang herbeiführen. ICH WILL, ICH WILL. ICH WILL.
Und dann war da noch der ursprüngliche Rückblick, den ich übermüdet und im Cola-Rausch schrieb; und der ging so:
Jetzt mal die Luft anhalten, Ihr Faker. 2013 war erneut Spielejahr für mich – in vielerlei Hinsicht. Lassen wir mal mein Triple-Platin-Album Revue passieren! #CanUDiggIt Im Februar droppte ich mit Peter Just einen neuen Game-Studies-Sammelband bei unserem Lieblingslabel Werner Hülsbusch. Homie Hülsbusch supporte ich gegen Jahresende noch einmal, indem ich einen Beitrag für einen weiteren Sammelband spittete. #kabläm Die Universität Bayreuth sah mich im Februar übrigens double time lines flexen, zwei Vorträge an einem Tag sind für MC ÜberKragenweite kein Problem. Apropos zwei Vorträge auf einer Veranstaltung: Tighter als Jungfrauen wiederholte ich dieses Programm auf dem GameCamp Munich im Juni.
#AimHigh Auf dem SaarCamp shizzelte ich gamethematisch gleich weiter, zum Glück stand ich wenig später als prominenter Firestarter auf der Gästeliste des Gamification-Kongresses auf den Münchner Medientagen. 4 Sure! Und wer chillaxte auf der Tokyo Game Show? Ich, Ihr Casual-Poker-Spieler. Nächstes Killerfeature: auf einem GEEK-Konferenz-Panel heißen Swag verbreiten. Dazu passend mein Tour-Stop in Dortmund auf der Next Level. Bei dem MOOC-Anbieter Coursera belegte ich erfolgreich einen sechswöchigen Kurs namens Online Games: Literature, New Media, and Narrative. #BildungIsKing Train-Writer-Inderst lässt sich aber auch in anderen Medien zu Spielen aus: Egal, ob süddeutsche.de, superlevel.de, Krautgaming oder SelectGamer. Ach so, und so festberuflichst bin ich jetzt ja auch wieder Vertragsrapper in der Spiele-Industrie (@kochpresse). #yolo
Naughty Dog haben dieses Jahr einmal mehr bewiesen, dass sie großartige Geschichten im Hollywood-Stil erzählen können. The Last of Us beeindruckte mich enorm, ich fieberte mit den Charakteren und wusste am Ende nicht, ob ich Joel verstand oder nicht – oder vielmehr: ob seine Entscheidung richtig oder falsch war. Es war für mich so ziemlich das wichtigste Spiele-Ereignis des Jahres, weil hier ein Spiel erschien, dass wichtig für die gesellschaftliche Akzeptanz von Spielen im Allgemeinen ist. Die Gewalt wurde zu einem maßgeblichen Bestandteil des Überlebens in einer glaubwürdigen Welt, Argumentationen von Kritikern, es ginge doch nur ums Töten mit Belohnung, wurde aufgezeigt: Nein, wir können auch filmische sowie literarische Tiefe schaffen.
Nun warte ich gebannt auf das angekündigte Singleplayer-DLC und hoffe, eine ebenso gut erzählte Geschichte präsentiert zu bekommen.
Grand Theft Auto V (PS3)
GTA V ist ohne Frage das wohl größte und lautstärkste Highlight des Jahres. Persönlich habe ich es bisher noch nicht so viel gespielt, aber dennoch erfreute ich mich vieler gesalzener Anspielungen auf das heutige (digitale) Leben, sowie diverser Film- Spieleklassiker. Die Geschichte um drei Gangster vermittelt eine Menge Spaß und Freiheit. Habe ich mal keine Lust auf einen Juwelenraub oder eine Schießerei, so vergnüge ich mich einfach dem Rad oder Tennis-Court. Die Vielfalt ist enorm, übertrifft dabei locker den früh überschätzten vierten Teil und erinnert stark an GTA: San Andreas. Hm, ich könnte doch glatt mal ne Runde aufm Schießstand einlegen…
Splinter Cell: Blacklist (PS3)
Sam Fisher war für mich nach dem äußerst schwachen Double Agent eigentlich ein alter Hase, der langsam doch mal den wohlverdiente Ruhestand erwägen sollte. Mit Conviction kam ein erhellendes Action-Spiel, welches mir wieder die Freude an Sam zurückbrachte. Ganz nebenbei wurde es auch actionreicher. Blacklist schwenkte dann eher in den klassischen Weg ein, erfreute ganz besonders die Fans der früheren Teile. Ganz nebenbei war das Gameplay auch auf der Höhe der Zeit, inklusive einiger Kletterpassagen aus Assassin’s Creed. Ganz nebenbei macht auch der Coop eine Menge Spaß – mal von der ein oder anderen bekloppt designten Briggs-Mission abgesehen.
Dragon’s Crown (PS3)
Ich kann mich bei diesem Spiel nur dem werten Herrn Inderst anschließen. Kaufen, spielen, Spaß haben. Dragon’s Crown ist ein Spiel, dass offline wie auch online jede Menge Spaß macht und motiviert, immer weiter zu spielen. Großartig!
Dishonored (PS3)
Als großer Fan von Deus Ex landete irgendwann Dishonored in meinen Händen und ich hatte viel Spaß. DIe Geschichte wurde spannend erzählt, die spielerischen Freiheiten nutzte ich exzessiv aus, genauso wie das für Konsolen untypische Quicksave-System. Für mich war es das moderne Deus Ex im Steampunk-Gewand. Ich konnte mich entscheiden, den leisen Weg zu gehen, oder einfach alle wegzublasen. Wobei Letzteres ungemein schwerer war.
Tomb Raider (PS3)
Die Grand Damme des Action Adventures kehrte 2013 glorreich zurück und verzauberte alle. Grafik, Story, Charakter, Gameplay – alles stimmte. Nun gut, nicht alles, die Erforschung war oft mehr ein kleines Gimmick als weniger wesentlicher Bestandteil des Spiels. Dennoch: Als Uncharted-Fan erfreute ich mich dieser Perle.
Metal Gear Rising: Revengeance (PS3, PC)
Wow, einfach nur Wow. Platinum Games sind so ziemlich genau das Gegenteil dessen, was man der japanischen Spiele-Industrie nachsagt: Dass sie nicht mehr das ist, was sie einmal war. Platinum Games machen genau das, was früher Action-Spiele ausmachten. Eine abstruse Story und LSD-affines Gameplay für Gamer mit ADHS – und dabei nichts für Epileptiker. Ich erinnere nur an Bayonetta, für mich das Action-Highlight 2010 und Vanquish, einen genialen Covershooter im Japano-Roboter-Stil.
Metal Gear Rising: Revengeance hatte dabei eine lange Vorgeschichte von den Jungs von Kojima Productions, die es anscheinend nicht auf die Reihe bekamen, ihr Projekt fertigzustellen. Hideo Kojima offerierte es dann den Jungs von Platinum Games, die sich die Hände rieben. Was rauskam, kann man nur als Geniestreich bezeichnen – wenn man denn über die an den Haaren herbeigezogene Story hinwegsehen kann. Und das sollte man auch, denn ansonsten verpasst man eine Menge Spielspaß. Das USP war von Anfang an das Zerschneiden diverse Level-Objekte, inklusive menschlicher Gegener mit dem Katana oder anderer Schwerter. Und das zieht sich auch durch das gesamte Spiel, was auch irgendwie nie langweilig wird. (Gut, hier sind wir dann wieder bei der Sinnhaftigkeit von Gewalt in Spielen, aber hey, Spaß muss sein!).
Schon allein die Exposition ist an Epicness nicht zu übertreffen. Unter treibenden Metal-Riffs zerlegt Raiden (einsamer – und oft gehasster – Held aus Metal Gear Solid 2: Sons Of Liberty) einen Metal Gear Ray. Das ist so cool inszeniert, dass der geneigte Spiele und mancher Zuschauer mit Sabber im Mund fragend da saß: „WTF! Was war denn das für eine geile Sch****!“ Kaufen, Spielen und süchtig sein! Ganz nebenbei sei auch der Soundtrack zu empfehlen – der coolste Spiele-Soundtrack seit dem von Bayonetta. Zuletzt hatte ich soviel Spaß nur beim Soundtrack von TRON Legacy von Daft Punk.
Hotline Miami (PS3, PS Vita, PC)
OK, genauso wie Dishonored, kam Hotline Miami schon Ende 2012 heraus, aber ich kam erst im Herbst des vergangenen Jahres dazu, es zu spielen. Und anfangs dachte ich, wie frustrierend ist dieses Spiel. Es war so schwer und gnadenlos. Das ist es im Übrigen natürlich immer noch. Aber etliche Tode, Kills und die erfreuliche Platin-Trophäe später kann ich nur sagen: das Leiden hat sich gelohnt. Hotline Miami ist brutal und es ist schwer, aber es macht süchtig – vor allem der geniale Soundtrack! Und es ist ein ähnlich erfüllendes Gefühl, dass Level geschafft und vielleicht noch einen Rang A+ erreicht zu haben, wie der Sieg gegen einen schweren und fiesen Boss in Dark Souls oder Demon’s Souls. Somit ist es auch klar, dass ich 2014 gespannt auf Teil zwei warte.
…und sonst so 2013
Das vergangene Jahr war spielerisch für mich ganz besonders durch Dark Souls geprägt. Zu keinem Spiel habe ich bisher mehr Videos gesehen, kein Spiel hat mich als Spieler mehr beeinflusst. Seitdem schaue ich regelmäßig Let’s-Plays und auch Videos bzws. Streams, die neue Challenges augzeigen. Erst dadurch wurde das Sammeln von Trophäen interessant für mich. Ich suche immer neue Herausforderungen, startete einen Soul-Level-1-Run in beiden Souls-Spielen, versuchte mich in diversen Spielen auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Dark Souls machte mich zu einem besseren Spieler, und das noch zwei Jahre nach dessen Release.
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Im vergangenen Jahr legte ich mir auch endlich wieder eine neue Konsole zu: die viel gescholtene PS Vita. Und ich bereue es (noch) nicht. Gut, die Spieleauswahl mag nicht sonderlich groß zu sein, aber die ein oder andere Perle konnte ich dank PS-PLUS schon ausprobieren. Und im kommenden Jahr soll ja die PS4 für mich folgen, in Kombination mit der Vita ein spannendes Entertainment-Paket, wie ich finde.
Ja, genau, ich habe noch keine Konsole der neuesten Generation. Das mag einerseits am Mangel im Geldbeutel liegen, andererseits gabs noch nicht so viele interessante Titel für mich, die einen sofortigen Kauf gerechtfertigt hätten. Bis Ende 2014 will ich aber die PS4 Mein nennen können, das ist gesetzt 😉
Vorfreuden
Meine Vorfreude für 2014 gilt natürlich ganz besonders zweier Spiele: Dark Souls II, welches ich ausgiebig in der Beta antesten konnte, und Metal Gear Solid V: Ground Zeroes, ein Pflichtkauf für mich als alter (Achtung Wortspiel!) Snake-eran 😛 Für Dark Souls II erhoffe ich mir, dass die Stärken der Vorgänger ausgebaut werden und noch mehr Tiefe möglich ist – evtl. mit Challenges wie doppelter Schaden, kein Level-Up oder stärkerer Gegner, usw. Gleichzeitig habe ich die Befürchtung, dass es auch ein Reinfall werden könnte, war doch die Beta komplett nichts-sagend bzgl. Gameplay und Story. Ungeachtet dessen wird es ein Pflichtkauf für mich.
Meztal Gear Solid V: Ground Zeroes soll zwar nur ein Appetizer – ähnlich wie Gran Turismo 5: Prologue werden, ich hoffe dennoch, dass es deutlich mehr und besser sein wird. Die Ansätze sind interessant und die Story könnte wieder sehr ergreifend werden. Eines wette ich: das Ende wird ein Cliffhanger. Und das Warten auf Metal Gear Solid V: The Phantom Pain wird umso unerträglicher. Shame on you, Kojima! (Im Voraus.)Weitere Spiele sind Castlevania: Lords of Shadows 2, dessen Vorgänger mein Highlight 2011 war (mal von den schlechten DLCs abgesehen). Thief wird auch spannend, obwohl ich kein Veteran der Reihe bin. Destiny von Bungie ist für mich weitaus interessanter als (das sicherlich spaßige) Titanfall. Lightning Returns könnte den spielerischen Aufschwung des Vorgängers fortsetzen und Bayonetta 2 bleibt hoffentlich nicht Nintendo-Exklusiv, denn ein Spiel ist für mich kein Kaufgrund für eine Wii U.
Phew. 2013 war ein wirklich aufregendes Jahr. Nicht nur, dass neue Konsolen vorgestellt, von der Presse und Spielerschaft erst belächelt, dann gefeiert, und vor einigen Monaten bereits veröffentlicht wurden – nein – die nunmehr alten Konsolen spielten auf ihrer Abschiedstournee nochmal ganz groß auf und zeigten, dass ihr Potential noch nicht vollends ausgeschöpft war. Will heißen: Ich hab dieses Jahr einen ganzen Haufen großartiger Spiele gespielt und daneben noch so einiges verpasst.
Rayman Legends (Xbox 360)
Ein Spiel des Jahres muss in so einem Beitrag wohl einfach erwähnt werden – Rayman Legends ist es für mich geworden und hängte damit The Last of Us und Bioshock Infinite ab, die sich direkt dahinter platzierten. Legends hat die weißeste Weste aller Spiele in diesem Jahr, es stimmte einfach alles. Knackiger Schwierigkeitsgrad mit angenehmer Lernkurve, wunderbarer Soundtrack, toller Humor und dazu die wunderschöne UbiArt-Framework-Engine. Ein Jump’n‘ Run als mein Lieblingstitel des Jahres – da hätte ich vor nem Jahr müde drüber gelächelt.
Bioshock Infinite (Xbox 360)
Die beste fliegende Stadt gab es bei Bioshock Infinite – und nebenbei auch eine der größten Überraschungen in diesem Jahr. Noch immer habe ich Teil 1 nicht durchgespielt, entsprechend interessierte mich der neueste Ableger so gar nicht. Nach all dem Hype wurde ich allerdings neugierig, konnte mich auf Columbia und dessen Zerfall einlassen und mochte sogar die überall verschmähten Gefechte. Auch wenn viele Gameplay-Elemene veraltet waren („der isst ja Ananas aus dem Mülleimer“) und auch mir die Erklärungen zu den Vigors fehlten; den Einsatz ebenjener mochte ich und mit Elizabeth gab es dann noch einen der spannendsten Charaktere überhaupt.
The Last of Us (PS3)
Die beste nicht-steuerbare Protagonistin gab es mit Ellie in The Last of Us. Naughty Dog haben einfach ein Händchen für spannend inszenierte Spiele. Ganz anders als der gewohnte Bombast eines Uncharted, ist The Last of Us aber so brillant, weil es an vielen Stellen subtiler ist. Ellie, die auf der einen Seite noch ein Kind ist und auf der anderen Seite Entscheidungen treffen mus, die einen Erwachsenen an sein Limit bringen würden, ist mit Abstand der sympathischste Charakter aus dem letzten Jahr. Sie ist der Grund, weshalb man auch nervige Kampfarenen ohne Murren hinnimmt. Sie erzählt Witze, sie wundert laut über die „alte Welt“, sie ist nie wirklich still, braucht Schutz und gewährt diesen in vielen Situationen auch für Joel. Zudem geben Naughty Dog dem Spieler am Ende nicht den leichten Weg aus dem ganzen Schlamassel. Ich konnte mich mit Joel nicht identifizieren, doch ich dachte lange über seine Entscheidungen und deren Konsequenzen nach. Da war es nur passend, dass man am Ende eben nicht wählen durfte wie man vorgeht.
Deadpool (Xbox 360)
Der Underdog in des Jahres war Deadpool. Der Titel kokettiert mit seiner flachen Handlung, schließt SpielerInnen an Stellen bewusst aus, bzw. lässt sie von Deadpool ausblenden, der in diesem Spiel macht, was er will. Er beleidigt SpielerInnen, Entwickler, Nolan North und will am Ende nichts mehr sein als der größte Superheld der Welt. Nach der Lektüre einiger Comics im Anschluss an das Spiel, in denen er nicht nur der vorlaute, ungehaltene Spaßterrorist sondern auch ein verstörter Charakter der stetig auf der Suche nach einer Identität ist, schätze ich die Figur ungemein, die unterm Strich eben doch mehr ist als ein Verrückter in Superheldenaufzug und Partyhut. Chimichanga!
GTA V (Xbox 360)
Als Phänomen will ich auch GTA V kurz erwähnen, schließlich investierte ich mit knapp 70 Stunden hier mehr Spielzeit als mit jedem anderen Titel. Und es war beeindruckend. Es war riesig. Voller Liebe für’s Detail. Voller Charaktere an die ich mich auch in ein paar Jahren erinnern werde. Doch es war auch voller langweiliger Missionen, die zwar durchaus spaßig inszeniert waren, an die man sich aber in ein paar Jahren sicher nicht mehr erinnern kann. Es war auf eine Art der perfekte Nachfolger, weil es all das, was früher funktionierte, besser machte und dazu, speziell mit den Heists Neues einbaute. Am Ende war ich aber an dem Punkt angekommen, an dem ich getrost wieder 5 Jahre auf einen Nachfolger warten kann, ohne etwas zu vermissen. Nachhaltig geprägt hat mich hier gar nichts.
Enttäuschungen
Spielerische Enttäuschungen gab es in 2013 auch. Tomb Raider war dabei mein größter Flop. Zu TMNT: Out of the Shadowssage ich nichts mehr. Ich hatte mich riesig auf den Titel gefreut, mochte die Trailer und ließ mich auch nicht von Quick Time Events abschrecken (immerhin hatte ich in der Vergangenheit bereits Asura’s Wrath gespielt). Allerdings ließen mich alle Spielszenen und das vorgestellte Konzept mit einer völlig anderen Erwartung an das Spiel gehen. Obwohl die Gefechte technisch viel besser und abwechslungsreicher waren als in jedem Uncharted, nervten sie mich tierisch. Wohl auch, weil, anders als bei Uncharted, die Handlung, von der ich mir so viel versprach, mich an keinem Punkt auch nur ansatzweise mitriss und ich häufiger mit den Augen rollte als bei einer Ausgabe von Wetten, dass…? Umgeben von Arschlochfreunden, denen ich nicht helfen wollte, kämpfte ich mit Lara und ihren Napalmpfeilen (wait, what?) und aufgerüsteten Maschinengewehren und wartete auf die nächste langweilige Cutscene oder dass Lara erneut aus 10 Metern stürzt oder einen Ast durch die Kehle gerammt bekommt. Da versöhnten mich weder tolle Kletterpassagen noch die wenigen Rätsel, bei denen man schließlich doch einmal einen, ähem, tomb raidet.
Die Kleinen Feinen
Schlagzeilen, Diskussionen und Traumwertungen sowie dazu passende Feel-Good-Stories fuhren vor allem Indie-Studios und kleinere, losgelöste Projekte großer Studios ein. Gone Home, Far Cry 3: Blood Dragon, State of Decay, Brothers: A Tale of Two Sons, Guacamelee, Castle of Illusion, Surgeon Simulator und Papers, Please waren dabei meine Highlights abseits der Triple-A-Riege. Generell freue ich mich auch im neuen jahr auf kleinere Projekte, die auf einmal da sind und bei denen nicht alles größer, schöner und länger werden muss. Mittlerweile wirken Titel, die sich damit brüsten, dass sie +50-Stunden-„Spielspaß“ bieten und ein Spielgebiet, dass 12x größer ist als in den Vorgängern, eher abschreckend. Ich hoffe auf weitere Episoden-Formate und darauf, dass sie nicht so weit auseinanderliegen, wie es derzeit bei The Wolf Among Us gehandhabt wird. Ich bin zuversichtlich!
Hardware
Konsolenzuwachs in Form der WiiU erhielt überraschenderweise Weihnachten Einzug im Hause Volkmann. Es wurde quietschig bunt und miaute fröhlich als Super Mario 3D World zum ersten Mal eingelegt wurde. Selbstverständlich soll im Laufe des Jahres auch noch ein neues Gerät von Sony oder Microsoft erworben werden – welches allerdings, da bin ich mir noch nicht sicher (auch wenn ich noch immer eher zu Sony tendiere). Nun, zum Glück gibt es bisher wenig interessante Titel, da bleibt ja noch etwas Zeit vor der entgültigen Entscheidung.
Die Nerven
Genervt hat mich, oder besser: ich habe mich, besonders Ende des Jahres, unheimlich nerven lassen vom steten Aktualitätswahn, der in der Branche herrscht – gerade weil sich die Ereignisse ab November förmlich überschlugen. 2013 war ein Jahr, dass unheimlich viele Hochkaräter bot und wohl das Jahr, in dem ich so viele Spiele spielte, wie nie zuvor. Mit der späten Anschaffung der PS3 waren da plötzlich ein Dutzend anderer Titel, die sich zum Pile of Shame gesellten und die ich nachholen wollte. Daneben dann der neueste heiße Scheiß, der ja schnell gespielt werden muss – am besten bevor nach 3 Wochen der erste Spoilercast erschien oder auf Twitter Spoiler flogen. Ein selbstgemachtes Leid, allerdings mit der Konsequenz, dass ich seit einiger Zeit kaum mehr Lust habe, mich mit Spiele-Medien auseinanderzusetzen, die mehr als Ankündigungen beinhalten. Ich will es einfach nicht mehr sehen/hören, die verdammten Erste-Stunde-Videos, die Podcasts, die jedes Game-Play-Feature durchkauen, die Texte, die jede noch so kleine Innovation direkt kaputtanalysieren und -feiern. Nicht etwa, weil sie handwerklich schlecht sind – da kann man ja selber filtern. Aber ich bin ausgebrannt, fühle mich ständig reizüberflutet und bin am Ende ja auch Teil des Problems. Hut ab für jeden, der in der Branche arbeitet – jede Woche einen neuen Hype halte ich privat aber nicht mehr aus.
Was kommt?
Für’s kommende Jahr gibt es bisher keinen Titel, auf den ich wirklich sehnsüchtig warte. Ich freue mich auf Donkey Kong Tropical Freeze, Smash Brothers und Yoshi’s Island 3DS sowie Yoshi’s Yarn (?) – jetzt, da die WiiU im Wohnzimmer steht. Abseits davon bin ich gespannt was Remedy aus Quantum Theory macht und wie Metal Gear Solid V wird. Titanfall klingt spaßig, aber neben Battlefield konnte mich noch kein Multiplayer-Shooter lange fesseln. Da ich sowieso eher zum Kauf der PS4 tendiere, geht der Blick erst mal Richtung Infamous: Second Son.
Die Indie-Offensive bei Sony ist sicher ein nette Sache, aber dann doch kein Kaufgrund. Titel wie Destiny oder The Division, die vor Herbst oder gar dem nächsten Jahr nicht erscheinen, sehen beeindruckend aus, holen mich aber, ob ihrer Verschwurbelung von Single- und Multiplayer aber nicht wirklich ab. Einfach auch, weil bisher jeder Titel, der vorrangig auf Online-Multiplayer setzte, ganz furchtbar in die Hose ging. Darin habe ich (noch) kein Vertrauen. Der Stapel an ungespielten Titeln, deren Nachholung auf der Agenda höheren Stellenwert besitzt, lässt mich aber auch relativ gelassen in die spielerische Zukunft blicken – vorerst auch ohne neues System von Sony oder Microsoft. Fester Vorsatz: nicht mehr so viel hypen lassen und Vorberichterstattungen ignorieren – dann klappt es auch wieder mit handfesten Überraschungen.
Achja, Half-Life 3 – darauf freu ich mich!
Wenn man lange tief genug in dieser Szene steckt, kann man ohne Resignation oder Häme feststellen: 2013 war nicht, wie mancherorts behauptet wurde, eines der besten Jahre für Spiele seit Menschengedenken. Es war aber durchaus auch kein schlechtes Jahr, ohne damit zu einem Jahr wie jedes andere zu verkommen. Was war es dann? Nun…Grösste Enttäuschung
Beginnen wir am besten vielleicht hiermit, um die Meilensteine des Jahres festzusetzen: 2013 war für mich ein Jahr ohne nennenswerte Enttäuschungen. Nicht, dass es nicht potentielle Kandidaten dafür gegeben hätte. Doch schien es mir in diesem Jahr besonders leicht, mit ein wenig Distanz und Gelassenheit die absehbaren Falltüren ins Tal der Tränen zu umgehen. Die Geburtsstunde einer neuen Konsolengeneration changierte zwischen offener Farce und Leistungsschwäche? Als wäre das blutleere Raster an Launchtiteln nicht ebenso vorab angekündigt worden wie die Tatsache, dass keines dieser Spiele jemanden technisch zu beeindrucken weiss, der einen halbwegs fähigen PC sein eigen nennt. Dieser oder jener AAA-Blockbuster konnte die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen? Vielleicht wäre es an der Zeit, diese Erwartungen der durch übertrieben hohe Produktionskosten angstgelähmten Realität anzupassen und sich stattdessen nur noch positiv überraschen zu lassen. Und dass ein Teil der Game-Community immer noch aus homophoben und rassistischen Individuen mit einer Extraportion Lunge, Galle und einem Minimum an Hirn besteht, ist zwar bedauerlich. Aber es muss abgewogen werden gegen die Erkenntnis, dass es 2013 schwerer denn je war, nicht wenigstens von einem engagierten Journalisten oder einer Journalistin dafür an den Pranger gestellt zu werden. Insofern: keine grössere Enttäuschung, auch wenn diese heitere Seelenruhe erkauft wurde mit einem merklich nach unten geregelten Erwartungstacho.
Highlights
Zur Halbzeit von 2013 waren wir aufgefordert, unsere persönlichen Lieblinge des Jahres zu benennen. Ich beschwor pflichtbewusst und ohne Zögern: Das bewusstseinserweiterende Finanzkrisendrama Kentucky Route Zero, die längst überfällige Inanspruchnahme der dunklen Kräfte europäischer Sagen in Year Walk, das in seiner Popularität ebenso wie seiner Tiefe vollkommen betäubende Frontengerenne Dota 2, und Spelunky HD, die Neuauflage der fröhlichsten Archäologensuizidsimulation aller Zeiten. Um es kurz zu machen: keines dieser Spiele wurde in der zweiten Hälfte wirklich übertroffen, insofern bleiben alle weiterhin auf der Liste.
Einige von ihnen wurden immerhin bereichert: Kentucky Route Zero bekam die zweite Episode von fünfen verpasst, die nur bestätigte, was Teil 1 bereits unzweifelhaft verriet: Dass es kein selbstverständlich gebildeteres und intelligenteres Spiel in diesem Jahr gab, ungeachtet der Tatsache, dass dies niemandem, der sich an so etwas stösst, stören müsste. Year Walk hat gleich zwei Verwandte im Geist spendiert bekommen, beide ebenfalls Glanzlichter: Mit Device 6 überraschten seine Entwickler Simogo mit einem zweiten Spiel im selben Jahr, das – diesmal mit einer Neuerfindung textbasierter Spiele – alle Versuche der Konkurrenz, iOS-Geräte als Benutzeroberfläche zu verwenden, wie kindisches Herumgetaste dastehen lässt. Die absolut stilsichere Identität des Studios blieb dabei gewahrt – höchst beeindruckend. Und Brothers – A Tale of Two Sons knüpfte völlig unerwartet an der simplen Wahrheit an, dass Computerspiele vielleicht endgültig aufhören sollten, sich fruchtlos am psychologischen Realismus anderer Medien zu versuchen – um stattdessen die älteren, einfacheren, aber keineswegs weniger tiefen Wahrheiten von Märchen, Legende und Sage zu umarmen. Dass Brothers zudem seine gehirnhälften-überfordernde Neuerfindung des Kontrollschemas zu einer Metapher verwandelte, die seine Geschichte trägt, macht die Sache nur noch umso faszinierender.
Auf den ersten Blick ist dies ein absolut gegenpoliger Haufen: Was soll ein – mechanisch gesprochen – um alles Puzzle entschlacktes Adventure wie Kentucky Route Zero gemein haben mit Spielen wie Dota 2 und Spelunky, die mehr hardcore sind als ein fossiliertes Pflaumeninneres? Meine Antwort, die sich über das Jahr herauskristallisert hat: Es sind alles intelligente Spiele, die mit sich selbst im Reinen sind. Dieses Kriterium vergrätzte mir denn auch viele Kandidaten, die andernorts als Highlights genannt wurden: Tomb Raider etwa, das sich nicht wirklich entscheiden konnte, wie verletzt massenmörderisch seine Protagonistin sein will, oder BioShock Infinite, das glaubt, „Parabel“ sei ein Anagramm von „Baller“. (Und, nur fürs Protokoll: Ich habe dieses Jahr sowohl GTA IV als auch Saints Row: The Third gespielt und musste feststellen: Die Saints verprügeln Rockstars Gutmenschen-Psychopaten in den Disziplinen Intelligenz und Selbstvertrauen locker mit einem 5-Fuss-Dildo. Was auch immer das über gewisse in 2013 veröffentlichte Spiele zu sagen hat.)
Doch bevor wir zu einem weiteren Highlight kommen ein kleines Intermezzo:
Kick the Engine (And Sometimes It Kicks Back)
Und sonst so? Ende 2012 habe ich prophezeit, dass 2013 das Jahr werden könnte, in dem die grosse Kickstarter-Welle bricht und Wut-Schaum und Jubel-Gischt zurücklassen wird. Dies sollte sich nur teilweise bewahrheiten – all die grossen Prüfsteine des Modells, alle Millionenerfolge, werden tatsächlich erst 2014 wirklich vor das Schiedsgericht der spielenden Geschworenen kommen. Dennoch gab es Vorzeichen, die insgesamt verrieten: Sturgeon’s Law wird auch vor Kickstarter nicht Halt machen. Und wieso auch?
Für mich persönlich brachte 2013 etliche Spiele, die mir in unterschiedlichen Alpha- oder Beta-, oder wie ich es nenne: Lass-mich-in-Ruhe-bis-du-dahinter-stehen-kannst-und-meld-dich-dann-nochmal-Stadien zugänglich gemacht wurden. Einige davon – Sir, You Are Being Hunted, Starlight Inception, Wasteland 2 – seien, so sagt man, jetzt schon vielversprechend bis sehr solide.
Auf der anderen Seite habe ich mit Clank Geld an ein Projekt gegeben, das sich nach Ablieferung eines lachhaft missglückten Prototypen verabschiedet hat aus den Gefilden der Zu-Entwickelnden. Auch das keine Enttäuschung? Nicht wirklich, wenn es ausgeglichen wird durch unberechenbare, wunderbare Projekte wie Ice-Pick Lodge’s Knock-Knock, das in der Tradition des russischen Schlafzimmerentwicklers eine äusserst sonderbare Mär gestrickt hat – diesmal um einen schlaflosen Einsiedler und die Geister, die ihn heimsuchen – und dabei mit bewusst undurchschaubaren Mechanismen nichts weniger als dem Horror-Genre eine völlig neue Facette abgewinnt. Mit anderen Worten: Kickstarter ist eine Lotterie, die natürlich Nieten mit sich bringt – aber der Hauptgewinn sind nicht nur verschrobene Spiele, sondern eine reichere Spielelandschaft. Darin lohnt es sich auch weiterhin zu investieren.
Und 2014?
Alles sieht danach aus, als müsste ich aus persönlichen Gründen 2014 noch selektiver in meiner Spieleauswahl sein als 2013. Das wird schwierig, weil zwei Titanen meines liebsten Genres, des Rollenspiels, drohend am Horizont die Schwerter wetzen: Die Erwartungen an Dark Souls 2 sind etwas gedämpft. Wenn auch nur dadurch, dass sein Vorgänger so voller abgründiger Überraschungen war (die grösste davon, dass es das beste Spiele seit Menschengedenken ist), dass es unwahrscheinlich scheint, dies wiederholen zu können. Ab diesen Massstäben gemessen stehen die Karten besser für The Witcher 3, dessen Vorgänger zwar fantastisch in vielerlei Sinn war, aber durchaus Raum für Verbesserungen lässt. (Die Hoffnung besteht, dass es sich dafür wieder stärker am ersten Teil der Serie orientiert.) Und ausserdem werden allein die noch ausstehenden Kickstarter-Spiele wie Wasteland 2, Pillars of Eternity, oder Sunless Sea schlicht mehr Spielerzeit in Anspruch nehmen, als ich erübrigen kann.
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