Klaus Scherer: „Am Ende der Eiszeit“
Veränderungen entlang des Polarkreises
Klaus Scherer: „Am Ende der Eiszeit. Die Arktis im Wandel“ (Sachbuch)
Wer wie Klaus Scherer die Auswirkungen des Klimawandels mit eigenen Augen gesehen hat, wird nachdenklich. In kurzen Reportagen erzählt der Journalist von Menschen aus dem hohen Norden und wie sie den Wandel ihres Alltags meistern.
Von Luzia Zollinger.
Das neueste Buch vom NDR-Journalisten Klaus Scherer liest sich stellenweise wie ein Krimi, gespickt mit bezaubernd poetischen Landschaftsbeschreibungen. Genauso könnte es zwischendurch eine klassische Komödie mit nordischem Humor sein, wenn er sich beispielsweise mit den Inuit in Grönland unterhält. „Am Ende der Eiszeit“ ist auf der einen Seite ein hervorragendes Buch über den Klimawandel rund um den Polarkreis, auf der anderen Seite tritt Scherer nie als Lehrer mit dem Warnfinger auf. Dies macht das Buch derart lesbar.
Neue Gegebenheiten fordern Umdenken
In einem Interview mit dem Piper-Verlag sagte Klaus Scherer Folgendes zu den Auswirkungen des Klimawandels für die Arktis-Bewohner: „Zunächst sind sie härter betroffen, denn die Arktis erwärmt sich schneller als andere Breiten. Damit schmelzen faktisch nicht nur Eisbären die Jagdgebiete weg, sondern auch jenen Inuit-Gemeinden in Grönland oder Alaska, die sich bisher weitgehend selbst versorgten.“ Mit welchen Gegebenheiten sich die Bewohner im hohen Norden sonst noch neu arrangieren müssen, erfahren wir in kurzen Reportagen aus dieser Region.
Der Fernsehreporter reist am Polarkreis entlang, besucht die Einwohner, verbringt viel Zeit mit ihnen und erfährt, dass manche sogar über die extremen neu auftretenden Wetterbedingungen dankbar sind. Im nordschwedischen Arjeplog beispielsweise gibt es Rennpisten für die Autoindustrie. Hier werden Prototypen der nächsten Sportwagengeneration getestet. Je kälter die Temperaturen, desto besser die Strecke. In Alaska aber verschiebt sich die Jagdsaison, da gewisse Tiere bereits früher als gewohnt auftauchen. Und für die Bewohner ist es jetzt schon viel zu warm. Sie sind sich diese Temperaturen nicht gewohnt.
Sich des Wandels bewusst sein
Egoistisches Denken hat die Menschheit geprägt und ist in vielen Köpfen der mächtigsten Personen der Welt immer noch vorhanden. Ihnen geht es um Profit, wenn sie neue Ortschaften für die Ölbohrungen suchen und Tests vornehmen. Doch was ist mit der Natur und den Menschen, denen dies womöglich schadet? Das Thema ist in den Medien präsent. Bewusst wird es einem aber erst, wenn man selber vor Ort gewesen ist. Dieses Bewusstsein bei den Lesern hervorzurufen, schafft Klaus Scherer auf eindrückliche Weise.
Titel: Am Ende der Eiszeit. Die Arktis im Wandel
Autor: Klaus Scherer
Verlag: Piper
Seiten: 288
Richtpreis: CHF 32.90