Klaus Schikowski: „Der Comic“
Comic und Komik
Klaus Schikowski: „Der Comic. Geschichte, Stile, Künstler“ (Sachbuch)
Längst hat sich der Comic zu einer eigenständigen Gattung entwickelt, die nicht Literatur ist, jedoch weitaus mehr als nur Bild. Doch was genau ist ein Comic? Klaus Schikowski führt in seinem Buch „Der Comic“ den Leser ein in die Grundlagen der Geschichte und Entwicklung des Comics, in verschiedene Stilrichtungen und deren wichtigste Vertreter.
Von Andrea Müller-Schmuki.
Was ist ein Comic? – Nach Klaus Schikowski ganz kurz gesagt: eine gezeichnete Geschichte. Ein Comic kann mit oder ohne Text daherkommen, er kann aus einer Sequenz von Bildern zusammengesetzt sein oder auch nur aus einem einzelnen Panel bestehen – so etwa beim Einbildwitz in Zeitungen.
Da die meisten Zeichnungen, die meisten Bilder irgendeine Art von Geschichte erzählen, ist diese Definition sehr schwammig und so sprechen andere Definitionen auch vom Comic als sequentieller Kunst. Allerdings ist es genau diese Schwierigkeit der Definition, die es fast unmöglich macht, eine Kulturgeschichte des Comics zu schreiben. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass der Comic sich in jedem Land auch anders entwickelt hat. Klaus Schikowski zeigt die Entwicklungen in den grossen Comic-Nationen auf: in den USA, in Frankreich/Belgien und in Japan. Diese Entwicklungen waren ganz unterschiedlich und erst jetzt, im 21. Jahrhundert, beginnt eine echte Vermischung der Kulturen und Stile.
Anfänge und Stilrichtungen
Wo genau der Anfang des Comics liegt, ist umstritten. Die Amerikaner nennen gerne Richard Felton Outcault mit seiner Serie „Yellow Kid“ aus den 1890er Jahren, Europäer erwähnen lieber Wilhelm Busch oder den Schweizer Rodolphe Töpffer und seine „L’Histoire de Monsieur Vieux Bois“ von 1827. Klar bleibt jedoch: Für den Comic des 20. Jahrhunderts war die Entwicklung des Comic-Strips und deren Elemente wie abgegrenzte Panels, Sprechblasen, Bewegungslinien, Soundwords und vieles Weitere unerlässlich und von grosser Bedeutung. Und: Der Comic-Strip entwickelte sich in den USA als Zeitungsbeilage für wenig belesene mögliche neue Abonnenten.
Diese Tradition des Comic-Strips hatte auch auf die Arbeiten von Osama Tezuka in Japan und Hergé in Europa grossen Einfluss. Dennoch entwickelten beide ganz eigenständige Arten von Comics und begründeten eigene Traditionen und Stilrichtungen. Im frankobelgischen Raum entstand so etwa die von Hergé („Tim und Struppi“ ab 1929) eingeführte Stilrichtung der Ligne Claire, der vereinfachten Linienführung, wobei die Vereinfachung oft auch die Erzählung selber betraf. Später entstand im Magazin „Spirou“ die Stilrichtung der École de Marcinelle, welche dem Zeichner grössere Freiheiten bot.
In Japan entstand der Manga (= spontanes Bild), der nicht nur durch seine eigene Lesart – von hinten nach vorne, von rechts nach links – gekennzeichnet ist, sondern auch durch eine bestimmte Stilisierung der Figuren. Tezuka entwickelte Comics für Kinder: die Shonen-Mangas für Jungen und die Shojo-Mangas für Mädchen. Speziell dabei: Oft taucht eine kommentierende Figur auf, die das ganze Geschehen ordnet und aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. – Dieses Stilelement ging in späteren, ernsthafteren Mangaerzählungen verloren.
Komisch und ernsthaft
Der Comic pendelt seit jeher zwischen Kunst- und Unterhaltungsform, doch die jahrelange Trivialisierung, der Ruf, dass der Comic nur ein Medium für Kinder und Lesefaule sei, ist längst nicht mehr haltbar. Zunächst aus dem Komischen, Lustigen heraus entwickelt – daher auch der Name „Comic“ – sind die Bildergeschichten mit integriertem Text, gesprochener Sprache und vielem mehr, längst nicht mehr nur lustig. Mal anspruchsvoll, subversiv, tiefgründig oder bewegend, natürlich aber auch heute noch manchmal kindisch, witzig oder einfach nur komisch, so kommt der Comic daher. Es ist schon lange nicht mehr so, dass der Comic komisch sein muss, wie es zu seinen Anfängen war. In nächster Zeit wird die Entwicklung des Comics vielleicht sogar eher zum Ernsthaften hin gehen, bis er sich als Kunstform genügend etabliert hat. – Man darf auf die kommenden Entwicklungen gespannt sein.
Schikowskis Buch zeigt verschiedene Comicarten auf und hilft dem (Comic-)Leser zu erkennen, was ein guter Comic ist, was nicht, und warum.
Titel: Der Comic. Geschichte, Stile, Künstler
Autor: Klaus Schikowski
Verlag: Reclam
Seiten: 293
Richtpreis: CHF 34.90