Mo Hayder: „Die Puppe“

Wer zieht die Fäden?

Mo Hayder: „Die Puppe“ (Kriminalroman)

Unheimliche Vorkommnisse in einer psychiatrischen Anstalt, ein nach seiner Entlassung verschwundener Patient, eine einsame Frau, deren Hund stirbt, und ein Detective Inspector, der ahnt, dass seine Kollegin ein Verbrechen vertuscht – das sind nur einige der Fäden, die Mo Hayder in ihrem neuesten Thriller spannend zu verknüpfen weiss.

Von Stella Feineis.

diepuppeAJ ist wahrlich nicht zu beneiden: mit über dreissig ist er noch Single und wohnt bei seiner launischen Tante Patience. Doch die täglichen Auseinandersetzungen mit der temperamentvollen Tante sind noch harmlos verglichen mit dem, was sein Job von ihm verlangt.

Spuk in der Psychiatrie

Abteilungsleiter in der psychiatrischen Klinik Beechway ist schon in ruhigen Zeiten keine einfache Tätigkeit. Doch in letzter Zeit berichten Patienten von seltsamen nächtlichen Vorkommnissen, einige verfallen in Panik oder  verletzen sich gar selbst. Der Grund dafür ist Maude – eine bösartige kleinwüchsige Ordensschwester, die vor Jahren unter mysteriösen Umständen verstarb und seitdem angeblich als rachsüchtiger Geist umherirrt. Natürlich liegt es AJ fern, solche Geschichten zu glauben. Als jedoch bereits die dritte Patientin unter merkwürdigen Umständen ums Leben kommt, sieht er sich gezwungen, die Polizei einzuschalten. Und das notfalls auch gegen den Willen der hübschen, aber unnahbaren Klinikleiterin Melanie Arrow, mit der er seit kurzem so etwas wie eine Affäre hat, aus der durchaus mehr werden könnte.

Die verschwundene Tochter

Detective Inspector Jack Caffery hat derweil ganz andere Sorgen. Eine verzweifelte Mutter versucht alles, um ihre vor einiger Zeit spurlos verschwundene Tochter, ein 25-jähriges Model, zu finden. Sie wendet sich an die Medien und macht zudem Caffery, den leitenden Ermittler, persönlich für die ausbleibenden Ergebnisse verantwortlich. Doch das ist nicht das eigentliche Problem des Inspectors. Vielmehr hat er eine Ahnung, was wirklich geschehen ist, und ist überzeugt, dass seine Kollegin Flea Marley mehr weiss, als sie zugibt und eventuell sogar Beweise zurückhält. Dass er auch noch Gefühle für die Polizeitaucherin hat, macht die Sache nicht einfacher. Caffery ist daher schon fast erleichtert, als ihn AJ mit einem neuen, ganz anderen Fall konfrontiert.

Seltsame Puppen

Schnell sind sich AJ und Caffery einig: Der vor kurzem entlassene, offensichtlich schwer gestörte Patient Isaac Handel ist ein plausiblerer Hauptverdächtiger als der Geist einer Ordensschwester. Und passenderweise ist Handel, der als Kind seine Eltern folterte und tötete, auch seit seiner Entlassung vor einigen Tagen verschwunden. Die zunächst einzige Spur sind die Puppen, die er aus verschiedenen Materialien bastelte und stets mit sich herumtrug. Müssen AJ oder Melanie gar um ihr Leben fürchten? Die folgenden Wendungen und Entwicklungen nehmen den Leser mit auf eine Achterbahnfahrt der Spannung. Der einzige Dämpfer ist, dass der Psychiatriefall weitaus interessanter ist als Cafferys langatmiges Ringen mit Flea, endlich die Wahrheit zu sagen und das Richtige zu tun. Die Szenen dieser Nebenhandlungen werden daher manchmal fast als unnötige Unterbrechung empfunden. Und das Ende ist zum Teil etwas gar kitschig und unrealistisch geraten.

Auch wenn die Nebenhandlungen nicht so ganz überzeugen und man als Fan von Psychothrillern schon vor der Auflösung erahnen kann, in welche Richtung sich das Ganze entwickelt, lohnt sich die Lektüre für Spannungsfans auf jeden Fall.


Titel: Die Puppe
Autorin: Mo Hayder
Verlag: Goldmann
Seiten: 440
Richtpreis: 29.90 CHF


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