Daniel Saladin: „Aktion S.“

Die Finger an Wedekinds Werk verbrannt

Daniel Saladin: „Aktion S. Eine Hetzjagd nimmt ihren Lauf“ (Sachbuch)

Daniel Saladin schildert seine Erlebnisse, seitdem er als Gymnasiallehrer im Unterricht den weltbekannten Text „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind gelesen hat. Sein Erlebnisbericht liest sich wie ein Krimi, ist aber nicht erfunden. Saladins Buch ist ein Werk über Irrungen und Wirrungen während eines Prozesses, welcher sich in die Länge gezogen hat und bei welchem wohl einiges nicht ganz lupenrein war.

Von Luzia Zollinger.

aktionsVor rund fünf Jahren klingelt es früh morgens an der Haustüre des Deutschlehrers Daniel Saladin. Die Polizisten brüllen vor der Tür, sie hätten einen Hausdurchsuchungsbefehl wegen Pornografie vorliegen. Saladin macht auf und sieht die Polizisten verdutzt an. Neben ihm steht seine Frau.

Die Mühle beginnt zu mahlen

Die Aktion S. nimmt ihren Lauf. In seinem Buch rollt Saladin den Fall von vorne auf und flechtet da und dort einen Seitenhieb gegen Bürokratie und Behörden in seinen Text ein, indem er zum Beispiel die gegen ihn gerichtete Hetzjagd mit dem „Prozess“ von Franz Kafka vergleicht. Auch auf andere Weltliteratur nimmt er immer wieder Bezug. Der Leser spürt: dieser Mann kennt sich mit Literatur aus. Die Literatur war es dann auch, die sein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt hat. Genauer gesagt, das Werk „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind aus dem Jahre 1890. Die Mutter einer Schülerin hat Saladin angezeigt, nachdem sie von dieser Schullektüre ihrer Tochter erfahren hat. Nun beginnt das Rad zu drehen und hört lange nicht mehr auf.

Tatsächlich in der Schweiz vorgefallen

„Aktion S.“ schildert den ganzen Prozess sehr detailliert, welcher als kleiner Stein in Form von umstrittener Literatur ins Rollen gebracht wurde. Das Buch verwirrt und es sind wohl auch genau diese Wirrungen, die Daniel Saladin während seines Prozesses hautnah miterlebte. Der Prozess hat ihn psychisch zermürbt und er ist vielem gegenüber misstrauisch geworden. So auch dem Ansinnen eines Journalisten gegenüber, der im „Magazin“ einen Artikel zur Thematik veröffentlichen wollte. Nach langem Zögern vertraute Saladin dem Journalisten und es ist ein Artikel entstanden, der viele weitere erst ermöglicht hat.

Das Buch lässt die Justiz und die Behörden in keinem guten Licht erscheinen. Zuviel scheint nicht korrekt abgelaufen zu sein. Beispielsweise hat die Staatsanwaltschaft den kritisierten Unterricht von Saladin nie genauer untersucht. Vielleicht lässt die Geschichte Lehrpersonen in der Wahl ihrer Literatur vorsichtiger werden. Womöglich wird „Aktion S.“ aber auch als Vorzeigelektüre gesehen, um Justizprozesse zu verstehen. Es liest sich zumindest wie eine Geschichte, die sich nicht in der Schweiz abspielt. Doch genau in unserem Land geht auch nicht immer alles so korrekt zu und her, wie sich dies wohl viele wünschten.


Titel: Aktion S. Eine Hetzjagd nimmt ihren Lauf
Autor: Daniel Saladin
Verlag: Rotpunktverlag
Seiten: 288
Richtpreis: CHF 34.00

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