Brot und Spiele – das war die gamescom 2014

335.000 Besucher irren nicht – oder doch?

Mit nahaufnahmen.ch auf der Jagd nach Neuheiten

SIEGER

Letzte Woche pilgerten erneut spielende Menschenmassen durch die Messehallen in Köln. Der Grund dafür lieferte das jährliche Stattfinden der Leitmesse gamescom, die auch diesmal zahlreiche Aussteller, Medien und eben auch SpielerInnen anlockte. Irgendwo unter diesen befanden sich auch RUDOLF INDERST, FRANZISKA BECHTOLD und SEBASTIAN GEIGER. Im Folgenden sei ihnen eine kurze Rückschau vergönnt.

Rudolf Inderst

Obwohl ich den Großteil meiner Zeit am eigenen Deep-Silver-Stand des eigenen Brötchgebers zubrachte und einen Termin nach dem anderen abarbeitete, kam es mir nicht so vor, als ob die bei mir vorbeischauenden Printler / Onliner / Radioler und TVler EINEN einzigen Messetitel auf dem Lobradar (oder Tadelschirm) hatten. Da ich mir also selbst nur ein sehr limitiertes Bild machen konnte, war ich auf die Trailer und Kurzboothbesuche angewiesen. In-house-Koch-Media-Titel bleiben in meiner kleinen Liste einmal außen vor.

Top-5

Silent Hill

Es ist zurück. Noch scheint alles im Hills’schen Nebel zu verschwimmen, aber ich hoffe, dass die beiden großen Namen kräftig Schub leisten. Mögen die Hügel wieder lauthals leise werden. Und dann vergessen wir auch den zweiten Kinofilm.

Until Dawn

Sie waren Freude fürs Leben! Sie wollten nur ein wenig feiern! Was dann geschah, glaubt Ihr nicht! Käsiger Käsehorror stays Käse! Und wo der Slasher sich an jugendlichen Hedonisten vergreift, gebe ich gern den geilen Voyeur. Was? Retten soll ich jemanden? Na, ich weiß nicht…

Renegade Heaven

Ich hatte nicht daran geglaubt: Ein US-Publisher kehrt den Trend um und gibt den umbenannten Nachfolger des Edel-Shooters Deserve 2 Die einem kleinen japanischen Studio, damit dieses den Weltgeschmack noch besser trifft? Eigentlich unglaublich. Schon der CGI-Trailer war eine visuelle Bombe – die nun gezeigte Gameplay-Demo stellt alles in den Schatten!

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Quantum Break

Die Hypetrain scheint abgefahren zu sein (wenn sie überhaupt jemals richtig an der QB-Station gehalten hatte), aber ich bleibe sehr gespannt. Zeitblasen können zwar offensichtlich genauso zerplatzen wie Träume von exzellenten Titeln, aber so what. Remedy ist zurück. Ich freue mich.

Bloodborne

Hihi, er hat PORN gesagt. Und der auch. Und der! So much Wortspiel. Wow! So yesterpun! Was bleibt ist etwas Dreckig-Blutiges, an das man Hand anlegen will. Erfrischend wie Schimmelpilz in hausgemachter Limo. Und damit…mein Ding.

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Moment, kein Titanfall 2? Ich wiederhole…KEIN Titanfall 2. Mein Herz. In mir zerbricht etwas.


Franziska Bechtold

Ich hatte mir in diesem Jahr wenig versprochen von der Gamescom, da ich mich im Vorfeld nicht dezidiert auf einen Titel gefreut hatte. Alles einmal anschauen und dann sehen wir weiter. Der wirkliche Flash war nicht dabei, leider. Aber einige kleine und feine Überraschungen, viele Spiele auf die ich mich freue und von dene ich mehr sehen möchte.

Top-5

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LEGO BATMAN 3

Das war wirklich eine Überraschung! Ich mochte die Lego-Spiele schon immer für ihren smarten Humor, der Erwachsene und Kinder gleichsam anspricht. Ich mochte das ausbalancierte, abwechslungsreiche Gameplay. Aber was sie mit Beyond Gotham gemacht haben ist wirklich genial: Nicht nur ein Resogun-Style Shmups-Level, sondern auch eine explizite Integration des 1960er Batman mit Adam West als Narrator und spielbaren Charakter — inklusive der obligatorischen Bombe aus “Batman hält die Welt in Atem”. Mit Abstand die unterhaltsamste Präsentation und ein Spiel, das fix auf meinem Schreibtisch landen wird.

Evolve

Ich muss ja gestehen, dass ich nicht die allertaltentierteste Spielerin bin, wenn es um Shooter geht. Das musste ich während Evolve auch schmerzlich erfahren, was aber auch an der gewöhnungsbedürftigen Steuerung lag, die irgendwie so gar nicht machte, was ich mir vorstellte. Wurscht! Ich konnte als Monster Goliath umherwüten, feuerspein und Felsen werfen. Super Sache und zusammen mit den Jungs und Mädels sicherlich ein feiner Spaß.

Bloodborne

Ebenso wie bei The Order freut mich an Bloodborne vor allem das Setting. Mein erster Gedanke: Endlich kann ich Dark Souls spielen. Das Problem, welches ich generell mit vielen Spielen habe, ist, dass mich vor allem Mittelalter-Fantasy-Settings anöden — sogar inzwischen abstoßen. Mit ihren Rittern und Drachen und komischen pseudo-heroischen Namen, ey schleichts euch. Diese viktorianischen Welten wirken frisch, holen mich ab, ziehen mich in ihren Bann und wecken meine Neugier. Auf dass sie mich nicht wieder übersättigen.

Below und The Vanishing of Ethan Carter

Diese beiden Games waren meine Spontan-Entdeckungen, die ich absolut nicht auf dem Zettel hatte. Below gefällt mir, weil es mich als Winzling in einen riesigen, scheinbar endlosen Dungeon versetzt und damit eine besondere Stimmung des Verlorenseins und der Übermacht erzeugt. Gleichzeitig ist es wunderschön gestaltet, mit feinen, kleinen Figuren und Details. The Vanishing of Ethan Carter sieht nach einem sehr intensiven First-Person Grusel-Adventure aus, wovor ich einerseits Angst habe — aber nicht genug, um es nicht sehen zu wollen.

Hellblade

Nachdem ich bei der GDC Europe einen spannenden Talk von Ninja Theory zum Thema Independent AAA und den Auflagen für Developer (“Bad Ass (Male) Hero”) gehört hatte, freue ich mich jetzt auf ihren Titel Hellblade, der wohl ein Heavenly Sword nachfolger werden wird, eine Bad-Ass-Nahkampf Heroine zelebriert und ansprechend ausschaut. Mehr als den Teaser gab es leider nicht zu sehen, schmau’mer mal.

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Borderlands: The Pre-Sequel

Manchmal frage ich mich schon, was sich Publisher dabei denken, wenn sie die Ausschnitte für ihre Hands-Ons aussuchen. Im Falle Borderlands war es hoffentlich die mit Abstand fadeste Sequenz. Was ich da spielte war ein Brei aus grauer Mondstation und Aggro-Astronauten, die auf mich ballern. Ich war hochgradig angeödet, es war weder imposant, noch cool noch irgendwas. Es war einfach nur todlangweilig. Dabei hatte ich doch eigentlich so viel Lust darauf. Positiv: Mit der Charakterauswahl haben sie für mich mit zwei Ladys (Nisha und Athena), einem Cyborg-Enforcer (Wilhelm) und Claptrap voll ins Schwarze getroffen. Spannend.


Sebastian Geiger

War die Gamescom 2013 noch mehr ein kollektives Luftanhalten der Spielebranche, um zu sehen, wie sich PS4 und XboxOne schlagen, durften die Entwickler dieses Jahr wieder ausatmen und das machen, was sie am besten können: Spiele bauen und zeigen. Es gab also viel zu sehen und einige Überraschungen, wobei das größte Highlight in diesem Jahr ein alter Bekannter war.

Top-5

Die Rückkehr der Horrorspiele:

Kann es sein, dass die großen Studios doch mehr auf die Indie-Entwickler schauen als man für gemeinhin möglich hält? Kaum machen Spiele wie Amnesia oder Outlast Kasse, kommen auch die großen Entwickler und beschäftigen sich wieder mit einem Genre, das schon totgesagt war: dem Horror-Game. The Evil Within legt mit viel Blut und einer schön-schröcklichen Atmosphäre vor, doch wer wirklich Angst bekommen möchte, sollte auf Alien: Isolation warten. Natürlich immer gesetzt dem Fall, die KI des Aliens ist tatsächlich so gut, wie im Demo angedeutet wurde. Und die Entwickler von From Software teilen mit, dass sie die Atmosphäre in ihrem neuen Spiel Bloodborne an den Turm von Latria aus Demons Souls anlehnen wollen – ein Level, das auch nach Jahren immer noch durch seine bedrückende Atmosphäre bei den Spielern geliebt und gefürchtet ist. Schließlich ist da noch Hideo Kojima, der mit P.T. den Spielern das Fürchten lehrt. Horror is back – und wir Fans dürfen jubeln.

Indie-Developer:

Wer enthusiastische Entwickler und spannende Spiele auf der Gamescom sehen wollte, musste dazu nur zu den vielen kleinen Studios gehen, die ihre gekickstarteten, mit kleinen Teams programmierten und liebevoll präsentierten Ideen jedem zeigten, der sie sehen wollte. Weltraum-Simulation (Elite), Old-School-RPG (Pillars of Eternity), Adventure (Dreamfall: Chapters) und viele andere Ideen lassen mittlerweile auch die Großen ganz schön staunen. Bezeichnend ist, dass Sony bei seiner Pressekonferenz wieder einmal die Indie-Entwickler in den Mittelpunkt gestellt hat und ausgerechnet ein kleiner 2D-Plattformer (Oris) es geschafft hat, mich die Xbox One nicht komplett abschreiben zu lassen. Kickstarter, kleine Entwicklerteams und rasende Fans können große Bürden sein, doch sie bieten auch Freiheit. Und die scheinen immer mehr Entwickler für sich nutzen zu wollen.

Batman:

Der dunkle Ritter ist zurück – und mit ihm bei Arkham Kight auch das Entwicklerteam von Arkham Asylum und Arkham City. Zu sehen gab es auf der Gamescom das Zusammenspiel zwischen Batman und seinem Batmobil – und es hat richtig viel Spaß gemacht. „Wir sind sehr froh, dass wir unsere Batman-Trilogie beenden dürfen“, sagten die Entwickler während der Präsentation. Und nach dem zu urteilen, was sie zeigten, ist das auch ernst gemeint. Doof nur, dass der Arkham Knight-Batman quasi ernsthafte Konkurrenz im eigenen Haus gehabt hat. Denn nicht nur Arkham Knight gab es auf der Gamescom zu sehen, sondern auch Lego Batman 3. Und der hatte Adam West im Gepäck: als spielbaren Charakter und als 60ies-Batman inklusive eigener Missionen! Da mussten sogar die Kollegen vom Arkham Knight-Entwicklerteam neidlos den Hut ziehen.

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Shadows of Mordor:

In einer Zeit, in der selbst Tolkien-Fans langsam dem ewig gleichen Bild, das Regisseur Peter Jackson von Mittelerde zeichnet, leid werden, will ausgerechnet ein Spiele-Studio den Herrn der Rings ins 21. Jahrhundert holen. Shadows of Mordor soll die moralischen Grauzonen im sonst sehr schwarz/weißen Mittelerde aufzeigen — und die Idee, mit der die Entwickler das umsetzen wollen, ist schon ein wenig genial. So sind die Orks, gegen die der Spieler kämpfen wird, durchaus intelligent und mögen sich und ihre Gesellen oft selbst nicht. Es gibt sogar die Option, sich mit einigen zu verbrüdern oder die Schwächen eines Häuptlings aus einem anderen Ork heraus zu foltern. Und dann ist da noch der Geist Kelebrimbor, dessen Erinnerung an das zweite Zeitalter doch etwas andere sind als allgemein bekannt. Könnte es am Ende sein, dass Sauron vielleicht doch nicht das namenlose Übel war, als das ihn jeder benannte? Könnte er einen anderen Grund gehabt haben, die Ringe der Macht zu schmieden, als den, den Gandalf und Co. immer erzählen? Oder ist Kelebrimbor am Ende doch kein so vertrauenswürdiger Erzähler? Es ist schon erstaunlich, was man mit ein paar Stellschrauben an einem so bekannten Mythos neu entdecken kann. Und genau dieser Mut macht Shadows of Mordor so spannend.

The Witcher 3: Wild Hunt:

Ja, ich bin ein Witcher-Fanboy. Seit letzter Woche weiß ich auch wieder warum. Nicht nur, dass CD-Projekt Red eine der schönsten Booths im Business-Bereich und mit die nettesten Developer hat, das Spiel, das sie präsentierten, könnte das Pflicht-RPG 2015 werden (warum eigentlich erst 2015?). Nicht nur, dass Witcher 3 gut aussieht und der Soundtrack und die Action zum Niederknien sind (auch, weil die Entwickler das Kampfsystem noch einmal überarbeitet und verbessert haben). Dieses Mal zeigten die Entwickler einen Teil der Hauptqueste — und der war moralisch mindestens genau so anspruchsvoll wie die Nebenqueste vom vergangenen Jahr. Wie Geralt sich entscheidet — am Ende bleibt der Zweifel, ob man sich nicht vielleicht doch anders hätte entscheiden sollen. Das können die Witcher-Entwickler und dieser Umstand scheint den Spieler bei Witcher 3 zu jeder Minute zu begleiten. Egal, wie die Saga um den Hexer zu Ende gehen wird, die Witcher-Spiele haben das Zeug, den Spielern noch lange im Gedächtnis zu bleiben.

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FLOP-1

Rise of the Tomb Raider auf der Xbox One:

Gleich vorweg, der Flop war nicht das Spiel. Das sieht nach wie vor sehr spannend aus und wird hoffentlich mindestens genauso cool wie der Vorgänger. Vielmehr war es der PR-Fail, den Microsoft sich mit dem Titel geleistet hat, der die Fans zurecht erzürnte. Ganz nebenbei zu erwähnen, dass eine so bekannte Franchise auf einmal nur noch für die Xbox One zu haben ist? Sicher haben Microsoft und SquareEnix mit einer anderen Reaktion der Fans gerechnet. Die zeigt vor allem, wie viel Grund die Xbox mittlerweile gegen die Playstation verloren hat. Genug, dass nur einen Tag nach der Enthüllung SquareEnix zurückruderte und von einem „zeitlich begrenzen“ Exklusivtitel sprach. Da geht also einer der prominentesten Xbox One-Exklusiv-Titel dahin. Und so, wie das Lineup von Sony aussieht, muss sich Microsoft in den nächsten Monaten warm anziehen.


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