NBA 2K15 (Visual Concepts / 2K Sports)
Who’s Got Next?
NBA 2K15 (Visual Concepts / 2K Sports)
Es war viel los in der Offseason der NBA: LeBron James hat seine Talente wieder eingepackt und ist vom idyllischen Miami zurück nach Cleveland gekehrt, Kobe Bryant greift nach langer Verletzung und kurz vor der Basketballrente noch einmal ins Geschehen ein und 2K Sports brachte pünktlich vor dem ersten Tip Off den neuesten Teil der so hoch gelobten NBA 2K-Serie raus. NORMAN VOLKMANN hätte sich am liebsten wochenlang in einem Keller eingesperrt, um in NBA 2K15 in Ruhe Karten zu sammeln, seine NBA-Karriere voranzutreiben und sämtliche Rekorde der Liga zu brechen.
Noch im letzten Jahr schielte ich neidisch auf den Bericht von Daniel Appel, der NBA 2K14 bereits auf der PS4 spielen konnte, während ich mich mit der immer noch tollen, aber im Vergleich zu den Vorgängern nur marginal verbesserten Xbox-360-Version zufrieden gab. Mittlerweile steht auch in meinem Schrank die Playstation der vierten Generation und dementsprechend groß war die Vorfreude auf die seit Jahren beste Basketballsimulation.
Der Horror des Scannens
Kurz nach US-Release machten gruselige Screenshots der ersten Facescan-Versuche die Runde und ließen es erscheinen, als wäre der stark beworbene Gesichtsscanner per Kinect oder PlayStation-Kamera ein kompletter Witz. Tatsächlich funktionierte die Technologie bei meinen Versuchen tadellos (bei genügend Licht) und mein erstellter Spieler sieht mir tatsächlich ziemlich ähnlich. Zugegeben, er ist ca. 20 cm größer als ich, aber wir wollen uns ja nicht in Kleinigkeiten verlieren. Der Detailgrad der realen Spieler hingegen ist unfassbar hoch – selbst stark tätowierte Athleten (sprich: 90% der heutigen Liga) sehen aus wie ihre realen Vorbilder.
Der steinige Weg zum NBA-Star
In diesem Jahr startet die NBA-Karriere für Videospieler nicht mit einem Auswahlspiel und der sich anschließenden Rookie-Draft in New York, sondern im kleinen Apartment des eigenen Spielers. Während der Draft von allen Teams ignoriert, dauert es nicht lange, bis mein Agent meine Wut zu spüren bekommt. Der verspricht mir kleinlaut, Tryouts bei einigen Teams zu besorgen. Und so startet meine Karriere: in einer kleinen Trainingshalle der Dallas Mavericks. Als eines der besseren Teams der Liga haben sie allerdings relativ hohe Ansprüche, denen ich zu diesem Zeitpunkt nicht gewachsen bin. Im kalten Minnesota, einem Kellerkind der Liga, versuche ich es erneut. Dort sind die Anforderungen geringer und der erste Vertrag lässt nicht lange auf sich warten – allerdings nur für zehn Tage. Auch hier soll ich noch kein Glück finden, denn einen dauerhaften Vertrag bis zum Ende der Saison bekomme ich erst von den Detroit Pistons, nachdem ich mich auch dort für zehn Tage habe beweisen müssen.
Als Power Forward spielte ich dort allerdings in einem Team, deren große Positionen mit Josh Smith, Andre Drummond und Greg Monroe mehr als gut besetzt sind. Dennoch kann ich die Saison relativ erfolgreich beenden. Vor oder nach den Spielen gibt es immer wieder kleine Rollenspiel-Elemente, in denen ich mit Trainer, General Managern oder gar Mitspielern interagieren kann. Zudem hat jedes Team einen Spieler, der sich besonders um mich kümmert und der in diesem Jahr nicht nur per Textboxen kommuniziert. 2K hat Spieler wie Andre Drummond, DeMarcus Cousins oder Terrence Ross ins Aufnahmestudio gezerrt und sie ein paar Sätze aufsagen lassen. So nett dieses Feature auch ist, man merkt rasch, dass die Kollegen keine Erfahrung mit dem Vertonen haben und ihre Parts recht hölzern abliefern.
Auch die Entwicklung des eigenen Spielers wurde in diesem Jahr verändert und stärker vereinfacht. Einzelne Fähigkeiten werden nicht mehr gesondert geschult, dafür gilt es, Oberkategorien zu verbessern. Statt beispielsweise nur den Dreipunktwurf zu entwicklen, kann nun nur noch das generelle „Shooting“ optimiert werden. Darin sind Freiwürfe, Dreier, Mittel- und Kurzdistanzwürfe inbegriffen. Setzt man auf Athletik, wird der Zug zum Korb einfacher und auch Dunks mit Körperkontakt sind irgendwann kein Problem mehr. Durch diese Veränderung ist vor allem der Umgang mit der Virtual Currency einfacher geworden und der eigene Spieler verbessert sich etwas schneller als noch in 2K14. Generell wurde die Präsenz der virtuellen Währung stark zurückgefahren. Zwar wird immer noch recht offensichtlich daran erinnert, die digitalen Goldmünzen kaufen zu können, allerdings ist die Entlohnung nach Spielen deutlich fairer geworden. Für Ungeduldige könnte einzig der myTeam Modus eine Mikrotransaktionsfalle werden.
Team Huddle
Die Kartensammelspiele in Sporttiteln sind mittlerweile so ungewöhnlich wie Granaten in Shootern. Der Reiz von myTeam allerdings ist riesig, gibt es doch nicht nur die Möglichkeit, Spieler, Trainer, Trikots oder Hallen aus der aktuellen Liga zu sammeln, sondern auch (nahezu) alle Stars, die je in der Liga spielten. Fleißige Sammler können neben realen großartigen Teams wie den Chicago Bulls aus dem Jahr 1996 (72-10!) auch einzigartige Teams um Michael Jordan, Wilt Chamberlain, LeBron James, Larry Bird und Oscar Robertson aufstellen. Daneben gibt es auch unzählige Trikots der Teams aus den vergangen Jahren, darunter Prachtstücke aus den 90ern, wie die der Toronto Raptors, der Atlanta Hawks oder Houston Rockets. Spielmodi wie Domination oder Challenge sorgen zudem nicht nur für die Motivation immer bessere Spieler zu sammeln, sondern sind eine schöne Abwechslung vom bloßen Online-Spiel gegen Teams anderer Spieler. In Domination kämpft man sich durch die 30 NBA-Teams und muss am Schluss gegen die East und West All-Stars, sowie einem All-NBA-All-Star-Team antreten. In den Challenges spielt man unter verschiedenen Voraussetzungen gegen andere Fantasy-Teams mit einem bestimmten Thema – beispielsweise gegen die Jungs mit den meisten Tattoos, einer Auswahl der besten Rookies oder gegen ein Team, das komplett aus Centern der Vergangenheit und Gegenwart besteht.
Nach NBA 2K11 ist 2K15 für mich der größte Sprung, den die Franchise bis dato hingelegt hat. Die Karriere des eigenen Superstars ist abwechslungsreich und spannend inszeniert wie nie zuvor. Auch wenn einige Gespräche hart an der Fremdschamgrenze vorbeischrammen, macht es Spaß den eigenen Spieler mit tatsächlichen NBA-Stars und Trainern interagieren zu sehen. Der myTeam-Modus ist spaßig und komplex und bedient vor allem langjährige Fans der NBA. Daneben ist myGM ein tiefer und überzeugender Modus, der den Simulationsaspekt des Sports hervorhebt und in dem es eine NBA-Franchise zu verwalten und zu lenken gilt. NBA 2K15 ist vollgepackt mit Inhalt und hat es endlich geschafft, sogar die einst nervige Ingame-Currency vernünftig auszubalancieren.
Bereits erschienen.
Originaltitel: NBA 2K15
Plattformen: Xbox One, PS4, Xbox 360, PS3, PC
Genre: Sports
Entwickler: Visual Concepts
Veröffentlicht von: 2K Sports
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