Daniel Illger: „Skargat“

Skurril und düster

Im Reich Ahekrien geht Böses um. Geschändete Frauenleichen tauchen auf, denen dunkle Zeichen aufgemalt wurden. Ein Wiedergänger, ein immer betrunkener Adeliger, seine verrückte Magd und eine leichenessende Schönheit versuchen, dagegen anzugehen. Daniel Illgers Debütroman „Skargat“ überzeugt mit einer skurrilen gut durchdachten Geschichte. Düster und mystisch.

Von Andrea Müller-Schmuki.

SkargatMykar wächst als Aussenseiter in einem Bauerndorf auf. Er wurde im Jahr der Bösen Ernte geboren und von allen gepiesackt als Skargat-Kind beschimpft. Als ihn einige Jungen aus dem Dorf beinahe ertränken, rettet ihn sein einziger Freund Cay. Einige Jahre später wird jedoch Alva, die Verlobte von Cay, geschändet und ermordet. Die Schuld gibt man Mykar. Er wird verprügelt bis sein Körper leblos liegen bleibt. Der vermeintlich tote Mykar wird in den Wald geschafft. Mykar stirbt schliesslich unter einer grossen Linde und versinkt im Boden.

Doch richtig tot ist er nicht. Und so erfährt er nach sieben Jahren, dass Cay des Mordes am Adeligen Rudrick von Nordwiesen bezichtigt wird. Mykar kehrt zurück, um Cays Unschuld zu beweisen. Dabei bekommt er unerwartet Hilfe vom heruntergekommenen, versoffenen Adeligen Justinus von Hagenow und seiner verrückten Magd Scara. Gemeinsam reisen sie in die Perle, die Stadt des Dorn. Sie hoffen auf die Unterstützung des Regenten, geraten jedoch zuerst an die geheimnisvolle schöne Vanice, die sich viel bei den Leichenfressern auf Friedhöfen herumtreibt.

Schauderhaft

Fantasy kann vieles sein. Bei „Skargat“ handelt es sich nicht um Fantasy mit Helden und Drachen. Vielmehr ist die Geschichte mystisch und dunkel, nahe beim Horror. Auch Mykar, die Hauptfigur, ist kein Held. Nichts Glänzendes oder Heldenhaftes ist an ihm, er ist düster und oft ist auch sein Handeln, seine Motivation nur schwer zu begreifen.

Obwohl nur vier Hauptpersonen vorkommen, ist es manchmal schwierig, den Überblick über die oft nur beiläufig erwähnten Nebenfiguren zu behalten. Da gibt es Schattenwesen, Leichenfresser, Wiedergänger, Geister, Gespenster, gelbe Wölfe, schwarzäugige Babys, Hexen, Jäger der Horde, diverse Adelige – tot oder (noch) lebendig und sehr viele Namen, die immer mal wieder vorkommen, ohne je wichtig zu erscheinen.

Abwechslungsreich

„Skargat“ bietet eine gut durchdachte Geschichte, die jedoch sehr verworren daherkommt und der leider auch der Fokus fehlt. Die Geschichte wird zu Beginn nur aus der Sicht von Mykar, später auch von Justinus und im letzten Teil schliesslich hauptsächlich von Vanice erzählt. Dabei fliessen jedoch so viele Erinnerungen und erzählte Geschichten mit ein, dass die Handlung oft ins Stocken gerät.

Die Ich-Erzählung von verschiedenen Figuren hat jedoch auch einen Vorteil: Dadurch wird das Buch stilistisch und sprachlich sehr abwechslungsreich. Mit den Figuren ändert nämlich auch der Sprachstil. Besonders die Kapitel, die aus Justinus‘ Sicht erzählt sind, bieten dabei beste Unterhaltung.

In „Skargat“ geht die Geschichte manchmal etwas langsam voran. Dennoch ist es ein gelungener Fantasyroman, dessen Fortsetzung hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

 

Titel: Skargat. Der Pfad des schwarzen Lichts
Autor: Daniel Illger
Verlag: Hobbit Presse. Klett-Cotta-Verlag
Seiten: 568
Richtpreis: CHF 26.90

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