Tanja Busse: „Die Wegwerfkuh“ (Sachbuch)

Das Problem am richtigen Ende angepackt

Jeder kennt Darstellungen der modernen Landwirtschaft, die uns Konsumenten nicht gefallen. Das Buch „Die Wegwerfkuh“ gibt vertieften Einblick in die Ernährungswirtschaft. Damit birgt das Buch das Potential, Landwirtschaftskritiker mit sachlichen Argumenten zu unterstützen. Es wird weitgehend neutral informiert, also kein Bashing betrieben und Bauern kommen nicht als Unmenschen heraus, sondern eher als Opfer eines einseitigen Systems.

Von Nadine Baumgartner

Die Wegwerfkuh von Tanja Busse
Die Wegwerfkuh von Tanja Busse

Du bist, was du isst. Bei dieser Aussage geht es nicht nur um Junkfood oder frisches Gemüse. Sie beschreibt vielmehr ein Politikum, welches spätestens seit dem die Vegetarismus- und Veganismusbewegung immer grösser wird, bekannt ist. Tatsächlich interessieren sich immer mehr Menschen dafür, wie Landwirtschaft gehandhabt wird. Schliesslich hat dies einen grossen Einfluss auf unsere Gesundheit. Auf der anderen Seite gibt es aber solche, die nicht wissen, wie moderne Landwirtschaft betrieben wird oder wie der Boden bearbeitet und Tiere gehalten werden. Das verwundert nicht, weil übertriebene Horrorszenarien genauso durch die Medien geschleift werden wie utopische Vorstellungen von der Landidylle. Wer wissen will, was wirklich hinter Steak und Joghurt steckt, wer sich also für die Realität und die Mechanismen in der Landwirtschaft interessiert, ist mit „Die Wegwerfkuh“ gut bedient.

Weit weg von Pauschalisierungen

Heute werden die Mechanismen, die dazu führen, dass Tiere und die Natur als reine Produktionsfaktoren angesehen werden, in den Medien beleuchtet. Das Buch kritisiert ebenso, dass oftmals die Wirtschaftlichkeit eines Betriebs dessen höchstes Gut ist, genau wie in der Industrie. Die Autorin ist Journalistin in der deutschen Agrarpresse und selber auf einem Bauernhof aufgewachsen. Daher kennt sie nicht nur die Sorgen und Nöte eines Bauern, sondern auch die Verbände, politischen Gremien und Handelspartner der Landwirte. Und das ist wichtig, wenn man die Arbeitsweise letzterer verstehen will. Denn auch wenn teilweise tierquälerische und umweltzerstörende Praktiken angewendet werden, gibt es Vorgehensweisen, die auf den ersten Blick grausam erscheinen und sich erst auf den zweiten Blick als artgerecht erweisen. So wie das Packen eines Kätzchens am Genick, was den Menschen zunächst erschreckt. Doch genau das tut eine Katzenmutter eben auch, wenn sie das Kleine an einen anderen Ort bringen will.

Komplexe Zusammenhänge verständlich geschildert

Dank kurzen Kapiteln und einfacher Sprache stellt die Autorin gute Lesbarkeit her. Zudem bindet sie über das ganze Buch hinweg immer wieder Episoden über das kleine Kalb Johnny Roastbeef ein, was die sachlichen Informationen auflockert. Das Kalb, das eigentlich zu schwach gewesen wäre und darum ein frühes Lebensende gefunden hätte, wird von der Autorin zu einem Biobauern gebracht, wo es zwar keinen wirtschaftlichen Nutzen hat, aber dank der Grosszügigkeit des Bauern Platz und Futter kriegt. Damit setzt sie ein Gegengewicht zu ihren Beobachtungen in der Landwirtschaft.

Nahe an den Tatsachen

Obwohl auch die Autorin sich schockierender Darstellungen vom Umgang mit Tieren bedient, bleibt sie nahe an den Tatsachen. Und sie schafft Verständnis für die Bauern trotz sehr kritischer Beleuchtung. Am Ende zeigt sie realistische Lösungswege auf, wie Konsumenten und Akteure der Ernährungswirtschaft die Zustände verbessern können.

 

Titel: Die Wegwerfkuh
Autorin: Tanja Busse
Verlag: Karl Blessing Verlag, München
Seiten: 263
Richtpreis: CHF 24.50

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