Steins;Gate – Paradoxer ist nur Großvater
Spielen Sie das. Lesen Sie dies. Und umgekehrt.
Das Suzuha-Amane-Ending – nach 16 Stunden. Einigermaßen verwirrt stöbere ich in den Fanforen nach, welche Enden es noch gibt und wie diese sich zueinander verhalten. Moment, das Spiel gab es schon zuvor? Auf anderen Plattformen? Eine Manga-Adaption existiert? Und eine Anime-Umsetzung ebenso! Willkommen in der gefährlich ausufernden Welt von Steins;Gate! Ihr Reiseführer ist RUDOLF INDERST.
Ein persönlicher Genre-Neubeginn
Von Visual Novels hatte ich bisher zwar schon gehört und gelesen, doch abgesehen von Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel hatte ich mich spielerisch mit diesem in Japan äußerst beliebten Genre noch nicht weiter beschäftigt (wenn man letzteren Titel überhaupt darunter fassen darf). Bei Visual Novels handelt es sich im Grunde um „Bildromane“: Es sind Textadventures, die ihren Ursprung in den 1990er-Jahren haben und sich Standbildern bedienen, um Adventurekost im Sinne einer Interactive Fiction aufzutischen. An einigen Schlüsselstellen sind Entscheidung zu fällen, die Einfluss auf den weiteren Verlauf der Geschichte haben. Außerhalb Japans ist die Verbreitung dieses Genres sehr überschaubar.
Ein Beginn mit träumerischen Klängen
Zufällig stieß ich in einem Magazin über japanische Popkultur auf Steins;Gate. Die kurze Besprechung klang interessant, in das Genre wollte ich auch endlich mal hinein schauen und schließlich hatte die PS Vita schon viel zu viel Staub angesetzt. Also schnell den PSN Store angeworfen und die Kreditkarte glühen lassen. Das Erste, was mir auffiel, war die extrem melancholisch-bedrohlich wirkende Titelmusik des Spiels; ich ließ den Loop mehrmals durchlaufen und überlegte fieberhaft, was mich wohl für ein Spiel erwarten mochte. Dann aber gab ich mir den entscheidenden Ruck: Press START!
In der Geschichte von Steins;Gate geht es um eine Gruppe von Freunden, die eine Möglichkeit gefunden hat, Textnachrichten in die Vergangenheit zu schicken, aber dann mit den Konsequenzen ihrer Eingriffe und die Auswirkungen auf ihre Zukunft leben muss. Was sich hier so klar und strukturiert anhört, ist es jedoch freilich nicht: Steins;Gate lebt von Irrungen und Wirrungen. Jegliche Linearität (vor allem die der Zeitachse des Spiels) steht permanent auf Probe, jedwede Wendung hat ihre mögliche Berechtigung und vielleicht war die Phrase „Zeit ist relativ“ nie wahrer als in diesem Japanadventure.
Ich muss schwärmerisch gestehen, dass Steins; Gate damit einen erzählerischen und inhaltlichen Ton getroffen hat, der mir richtig, richtig gut gefiel. Ich ertappte mich beim Mitsummen der Melodien, beim Lächeln über die soziale Tollpatschigkeit der Charaktere, aber auch der Zuneigung ob ihres Mutes und ihres freundschaftlichen Zusammenhaltes in den schwierigen Stunden ihrer digitalen Existenz. Geschickt verwenden die Macher zudem die Tatsache, dass Zeitreisende ihre Vergangenheit zum wiederholten Male erleben (müssen), um Hintergründe und ganze Dialoge zu wiederholen. Ökonomisches und inhaltliches Prinzip scheinen sich somit auf das Beste zu verstehen.
Wohin geht die (Zeit-)Reise?
Mit großer Freude las ich, dass in Japan wohl auf diversen Sony-Plattformen diesen Herbst ein weiteren Teil der Serie erscheinen wird – mich hat man als Käufer schon gewonnen; El Psy Congroo.
Bereits erschienen.
Originaltitel: Steins;Gate
Plattformen: Playstation Vita
Genre: Visual Novel
Entwickler: 5pb, Nitroplus
Veröffentlicht von: PQube