Lovis Cassaris: „Ein letztes Mal wir“
Wandernd den Schmerz verarbeiten
Lovis Cassaris: Ein letztes Mal wir (Roman)
Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist unerträglich. Wenn man diese Person über lange Zeit begleitet und mit ansehen muss, wie es ihr mit jedem Tag schlechter geht, braucht dies unglaublich viel Kraft. Die eindrückliche Liebesgeschichte und der Verlust der grossen Liebe schildert Lovis Cassaris in ihrem Debütroman.
Von Luzia Zollinger.
Es gibt kein Zurück mehr. Alexandra Roth hat ihr Flugticket nach Stockholm gescannt und begibt sich zur Sicherheitskontrolle. Auch wenn die nordschwedische Stadt Kiruna und damit das Abenteuer Extrem-Trekking durch den Kebnekaise-Nationalpark noch weit weg ist, beginnt ihr aufregendes Abenteuer schon am Flughafen. Das Einsteigen in den Flieger entwickelt sich zu einem Hindernislauf und als sie endlich im Innern sitzt, muss sie sich mit ihrem lästigen Sitznachbarn abgeben.
Noch vor einigen Jahren hätte sich Alexandra nie vorstellen können, diese 5-tägige Wanderung unter die Füsse zu nehmen. Schon einige Stunden zu wandern, wären zu viel gewesen. Und dann noch an einem Wettkampf – mit unzähligen Wanderverrückten! Sie hasste wandern und konnte nicht verstehen, was ihre Ehefrau Meike daran so besonders fand. Doch als die Ärzte bei Meike die Diagnose Krebs feststellen, verändert sich Alexandras Leben. Ein Alltag zwischen Hoffnung, Trauer, Lichtblicken und vielen schwierigen Augenblicken zieht in ihr Leben ein.
Schön traurig
Mit „Ein letztes Mal wir“ ist Lovis Cassaris ein feinfühliger Roman darüber gelungen, wie es ist, eine geliebte Person zu verlieren. Als Leser begleitet man Alexandra als wäre man ein Teil von ihr. Manche Passagen sind unerträglich und so einfühlsam geschrieben, dass es einen zerreisst und man das Buch zwischendurch auf die Seite legen muss, um nicht selber in Tränen auszubrechen. Umso dankbarer ist man, auf einigen wenigen Seiten nach Nordschweden schweifen zu dürfen und über die schönen Momente von Alexandra zu lesen, die sie trotz der Anstrengung auf ihrer Trekking-Tour erlebt.
Auf der 180 Kilometer langen Wanderung verarbeitet sie den Tod von Meike. Immer wieder muss sie sich überwinden, weiter zu gehen. Doch sie hat die Tour Meike versprochen, denn Meike wollte diese Wanderung unbedingt einmal erleben. Und mit der schwedischen Fotografin Emma Holmqvist, die Alexandra gleich nach dem Start kennen lernt, hat sie eine gute Zuhörerin an ihrer Seite.
Trotz der unerträglichen Situation schafft es Cassaris die Stimmung mit Humor aufzulockern. Dadurch wird der Roman, der die vielen schönen und traurigen Facetten des Lebens thematisiert, umso kostbarer. Einmal mit dem Lesen begonnen, gibt man das Buch nicht mehr aus den Händen.
Wollen Sie mehr über Lovis Cassaris und ihren Debütroman erfahren? Dann schauen Sie bald wieder vorbei. In Kürze publizieren wir das Interview mit der Autorin.
Titel: Ein letztes Mal wir
Autorin: Lovis Cassaris
Verlag: Querverlag
Seiten: 192
Richtpreis: CHF 21.90
Ich konnte das Buch auch kaum unterbrechen zur Hausarbeit, einigemale kamen mir die Tränen und es hat mich sehr berührt.
Es ist hervorragend ge- und beschrieben, wie die Krankheit die Beziehung und die beiden Menschen verändert und was es heißt in den Tod zu begleiten. Genau das ist für mich das Eheversprechen „bis dass der Tod uns scheidet“.