Karl Ove Knausgård: „Das Amerika der Seele“

Schonungslos und poetisch

Karl Ove Knausgård: Das Amerika der Seele (Essays)

18 Essays, die Karl Ove Knausgård zwischen 1996 und 2013 verfasste, enthält „Das Amerika der Seele“. Schonungslos, präzise und poetisch zugleich behandelt der norwegische Autor verschiedene Themen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einmal mehr bereitet ein Buch vom fantastischen Knausgård Freude.

Von Luzia Zollinger.

In unseren Kreisen bekannt geworden ist der Norweger Karl Ove Knausgård mit seinem autobiografischen Werk, welches insgesamt sechs Bücher geballte Ladung an detailliert beschriebenen Gegebenheiten aus seinem Leben enthält. Das sechste und letzte Buch erscheint im Mai im Luchterhand-Verlag.

„Das Amerika der Seele“ ist eine Sammlung von Essays, die der Norweger zwischen 1996 und 2013 verfasste. Er schreibt von der Beerdigung seines Vaters, vom Massaker auf der norwegischen Insel Utøya oder vom Betrachten von Gemälden. In allen Texten steht die Frage im Raum, warum wir etwas tun. Warum lesen wir, warum gehen wir in Galerien? Knausgård betrachtet alle seine Themen im Grossen Ganzen. Er geht den Auswirkungen auf den Grund, lässt manchmal Fragen im Raum stehen und präzisiert seine Gedanken bis aufs Äusserste.

 

Zum Nachdenken

Knausgårds grosse Gabe, die ihn zu einem Autor für die Ewigkeit macht, ist seine präzise Sprache, vor welcher man sich nicht verstecken kann und soll. Genau wie in seinem autobiografischen Werk, geht er mit der Sprache sorgfältig um, spielt mit ihr. Ohne dass man sich als Leser langweilt, jedoch regt sie einem an, sich über vieles seine eigenen Gedanken zu machen.

Jeder Essay ist mit einem Titel versehen. In „Alles was am Himmel ist“ philosophiert Knausgård über die Wolkenbilder am Himmel und wie sich diese stetig in etwas Neues verwandeln. Wie wir manche Dinge bewusst wahrnehmen und verinnerlichen und andere nicht. Von diesem eher leichteren Thema – wobei leicht ist in dieser Essay-Sammlung nichts, man muss sich fürs Lesen Zeit nehmen und Ruhe haben, um sie wirklich im Detail zu verstehen – geht Knausgård über zu „Der monofone Mensch“. Dieses Kapitel widmet sich einem düsteren in Norwegens Vergangenheit. Es behandelt das Massaker von Utøya. Knausgård setzt sich differenziert mit dem Amokläufer Anders Behring Breivik auseinander und versucht nachvollziehbare Erklärungsansätze aufzuzeigen.

„Das Amerika der Seele“ ist einmal mehr ein fantastisches Werk des Norwegers. Im Alltag kann man jedoch eher die kürzeren Essays geniessen. Für alle weiteren sind graue Regen-Sonntage oder Ferien perfekt. Wer Knausgårds Bücher mag, wird auch dieses neuste Werk von ihm lieben.

 

Titel: Das Amerika der Seele. Essays
Autor: Karl Ove Knausgård
Übersetzer: Paul Berf und Ulrich Sonnenberg
Verlag: Luchterhand
Seiten: 496
Richtpreis: CHF 32.50

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