Stephanie Garber: „Caraval“

Ein tödliches Spiel

Stephanie Garber: Es ist nur ein Spiel … Caraval (Fantasy)

Caraval: Ein magisches Spiel. Die Spieler lassen sich von der Magie davontragen, können Realität und Illusion nicht mehr unterscheiden. Doch wer zu hoch fliegt, der stirbt. Scarlett hat sich jahrelang gewünscht, an diesem Spiel teilzunehmen, doch nun, endlich dabei, möchte sie nur noch ihre Schwester finden und rechtzeitig zu ihrer Hochzeit kommen.

 

Scarlett hat ihre Heimatinsel Trisda noch nie verlassen und träumt von einem Leben in Sicherheit, weit weg von ihrem gewalttätigen Vater. Für ihre jüngere Schwester Donatella würde Scarlett alles tun und so schreibt sie seit Jahren an den Caraval Master Legend mit der Bitte, seine Darsteller einmal nach Trisda zu schicken. Sie selber und Donatella würden nämlich das magische Spiel von Caraval gerne einmal sehen.

Schliesslich steht Scarletts arrangierte Hochzeit, von der sie sich eine bessere Zukunft erhofft, kurz bevor. Die Hoffnung auf Caraval hat sie schon fast aufgegeben. Da kommt ein Brief von Legend, in dem er sie, Donatella und einen Begleiter als Ehrengäste nach Caraval einlädt.

Scarlett, vernünftig und ängstlich, möchte nicht hingehen. Ihre abenteuerlustige Schwester Donatella und der Seemann Julian entführen sie kurzerhand. Als Scarlett mit Julian Caraval erreicht, ist ihre Schwester verschwunden. Wer von den Spielern Donatella zuerst findet, gewinnt das Spiel und damit den Preis in Form eines Wunsches. Dabei wollte Scarlett nur eine Nacht in Caraval bleiben und dann schnell zurück, um zu heiraten. Nun ist sie gezwungen, das Spiel zu spielen. Ein Spiel voller Illusionen, Täuschungen, Verrat und Lügen.

 

Charaktere

Stephanie Garber entwickelt in ihrem Buch „Caraval“ eine ganz eigene magische Atmosphäre. Da alles aus Scarletts Perspektive geschildert wird und sie nichts vom ganzen Spiel durchschaut, bleibt es auch für den Leser weitgehend undurchschaubar. Leider trifft das nicht auf die Charaktere zu.

Über Scarlett wird erzählt, sie sei klug und mutig. Allerdings sprechen all ihre Taten dagegen. Sie ist trotz schon fast paranoidem Misstrauen naiv und leichtgläubig und verhält sich so unglaublich dumm. Hallo! Scarlett, deine geliebte Schwester ist verschollen. Und du versinkst in deiner Betrachtung über den ach so schönen Julian neben dir?

Auch dem männlichen Hauptprotagonisten Julian fehlt es an Substanz. Abgesehen von seiner umwerfenden Schönheit und der Tatsache, dass Scarlett nie recht weiss, was sie von ihm halten soll, ist da nichts. Er bleibt ein flacher, schmerzlich vorhersehbarer Charakter. Das meiste, was wir von ihm erfahren, besteht aus diversen Beschreibungen seiner Muskeln. Legend, der Antagonist, der mysteriöse Gastgeber von Caraval, sei gefährlich und verrückt. Keiner hat ihn je zu Gesicht bekommen, keiner weiss, wie er aussieht. Bei jedem Spiel trägt er ein anderes Gesicht. Die Erwartung, diesem Legend irgendwann zu begegnen, greift von Scarlett auf den Leser über. Nur: Es bleibt bei der vagen Beschreibung, mehr er erfährt der Leser nie.

 

Eigenwilliger Schreibstil

Stephanie Garbers extrem blumiger Erzählstil ist gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig. Die Protagonistin Scarlett nimmt bei jedem ihrer Gefühle zusätzlich eine Farbe wahr. Das passt gut zur bunten Welt von Caravals Magie. Allerdings müsste das für Scarlett ja völlig normal sein; dafür wird es aber zu stark betont.

Zudem werden häufig Wörter aneinandergereiht, die gut klingen, aber wenig Sinn ergeben. Situationen riechen nach Mitternacht oder Scarlett fühlt den Schatten von unverfrorenen Lügen, während sie ein Zimmer betritt. Als Leser stolpert man auch über Formulierungen, wie folgende: „Etwas Säureartiges, Modriges und Verbranntes stieg in ihrer Kehle auf – der Geschmack des Todes.“ Na meinetwegen, hat der Tod also einen Geschmack. Aber ist er nun gleichzeitig sauer, modrig und verbrannt? Oder sind es drei verschiedene Geschmäcker und jeder für sich soll der Geschmack des Todes sein? Wer sich an solchen Formulierungen nicht stört und überschwänglich bildhafte Beschreibungen mag, dürfte aber durchaus sein Lesevergnügen haben.

„Caraval“ ist hauptsächlich eines: eine Romanze in einer undurchschaubaren magischen Atmosphäre ohne Charakterentwicklung in blumiger Sprache beschrieben.

 

Titel: Es ist nur ein Spiel … Caraval
Autorin: Stephanie Garber
Übersetzerin: Diana Bürgel
Verlag: ivi / Piper
Seiten: 400
Richtpreis: CHF 21.90

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