Terry Pratchett: „Die staubsaugende Schreckschraube“
Irrwitzige Weltentwürfe
Terry Pratchett: Die staubsaugende Schreckschraube und andere Storys vom Schöpfer der Scheibenwelt (Kurzgeschichten)
Menschenähnliche Wesen, die nur einen Zentimeter gross sind, Kartentrickzauberer, die plötzlich wie echte Magie wirken, der Wilde Westen in Grossbritannien, Trolle, Zauberer mit unerträglichen Zahnschmerzen, tanzende Statuen und vieles mehr. 14 Kurzgeschichten vom Autor der Scheibenweltromane geben dem Leser Einblick in dessen frühe Werke. Fantasievoll und witzig.
An Terry Pratchetts Scheibenweltromanen scheiden sich der Geister der Fantasyfans. Die einen lieben sie, die anderen können ihnen nichts abgewinnen. Unbestritten ist, dass Pratchetts Romane von einem ihm ganz eigenen genreuntypischen Humor leben. Dieser Humor – oft schon satirisch – zeichnet auch die Kurzgeschichten aus, die in „Die staubsaugende Schreckschraube“ gesammelt sind.
Der Leser begegnet einer Ameise mit dem Namen 4 179 003. Sie verlässt ihren Stamm und wird von Ameisensoldaten als Deserteur verfolgt; sie wollte nicht mehr täglich nur Eier tragen und möchte lieber etwas von der Welt sehen – und nichts tun.
In einer anderen Geschichte geht es um einen Fernseher, mit dem die Protagonistin versehentlich ins Zeitalter des Karbon gerät. Dummerweise schaltet jemand den Fernseher aus und sie bleibt (vorerst) in diesem Zeitalter gefangen.
Alte Bekannte
Mehrere Kurzgeschichten in „Die staubsaugende Schreckschraube“ spielen in einem Ort namens Llandanffwnfafegettupagogo, einem Ort in Wales, dem wahren Wilden Westen. Dabei begegnen dem Leser immer wieder der Polizist Bryn Bunyan und sein Helfer (wenngleich eigentlich Wilderer) Gorsebush „Stechginster“ Jones. Die beiden sorgen – unterhaltsam und komisch – auf ihren Fahrrädern in der Stadt für Ruhe und Ordnung.
In den Kurzgeschichten in „Die staubsaugende Schreckschraube“ finden einige Einfälle bereits Erwähnung, welche die Grundlage für ganze Romane Pratchetts bilden. So handelt die Geschichte „Darby und das U-Boot“ von winzigen menschenähnlichen Wesen – genau gleich wie später das Buch „Die Teppichvölker“. Noch deutlicher ist die Ähnlichkeit von der Kurzgeschichte „Reinmangel, der Wicht von Even Moor“ und dem Roman „Trucker“. Dabei hat Pratchett nicht nur einzelne Figuren übernommen, sondern die ganze Grundidee ausgebaut: Ein Wicht kommt von aussen in ein Warenhaus, in dem Wichte in einer Stadt unter den Bodenbrettern leben.
Leichte Kost
Gelegentliche Logikfehler und stilistische Schwächen (immerhin war der Autor beim Schreiben dieser Geschichten noch sehr jung und unerfahren), überliest man am besten. Auch allzu viel Tiefgang darf der Leser nicht erwarten, dafür aber umso mehr amüsante Unterhaltung.
Urkomische Ideen, ein Hang zum Skurrilen, Pratchetts typischer Humor und seine Fähigkeit, mit wenigen Worten Atmosphäre zu schaffen, prägen die Kurzgeschichten. Wie bei vielen von Terry Pratchetts Werken üblich, zieren Fussnoten im Übermass den unteren Seitenteil einiger Kurzgeschichten – weniger zur Erklärung, als vielmehr zur Unterhaltung. Herrlich komische Illustrationen von Mark Beech krönen das Ganze.
Absolut lohnenswert, besonders für Leser, die Pratchetts skurrilen Humor mögen.
Titel: Die staubsaugende Schreckschraube und andere Storys vom Schöpfer der Scheibenwelt
Autor: Terry Pratchett
Übersetzer: Andreas Brandhorst
Verlag: ivi /Piper
Seiten: 320
Richtpreis: CHF 23.90